Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im November begibt er sich nach Schottland ins Tal der Brombeeren und findet einen vollmundigen dabei sanften Whisky.
Glendronach – vollmundig und doch sanft
Heute fahren wir nach Schottland an den östlichen Rand der Speyside zur Glendronach Distillery in Forgue in der Nähe von Huntly. Glendronach heißt übersetzt Tal der Brombeeren und tatsächlich kann man die Hecken voll mit den dunklen Beeren den Weg von der Hauptstraße (B9024) zur Destillerie an der linken Seite sehen. 1826 von James Allardice war Glendronach eine der ersten legalen Brennereien in Schottland. Die wechselhafte Geschichte erschütterte die Destille nicht. 1837 teilweise durch ein Feuer zerstört, bekam das Unternehmen immer wieder neue Besitzer wie Walter Scott von Teaninich oder Charles Grant von Glenfiddich. 1960 kaufte William Teacher & Sons die Destillerie es kehrte mal wieder Ruhe ein und im Whiskyboom der 1960er Jahre wurde die Anzahl der Pot Stills von zwei auf vier erhöht. Allied Distillers kaufte 1976 Teacher über nahm Glendronach und schloss die Destille 1996. 2002 startete erneut die Produktion und Allied wurde von Chivas Brothers (Pernod Ricard) 2005 übernommen, bevor Benriach Distillery, in Person von Billy Walker und seinem Konsortium, Glendronach von 2008 an für 8 Jahre gleich drei Destillerien (Benriach, Glendronach und Glenglassaugh) besaß. Nun ist Glendronach seit 2016 in Besitz des US-amerikanischen Unternehmens Brown Forman und die Philosophie, die Billy Walker startete, teilweise fortgeführt. Verantwortlich ist dafür maßgeblich die neue Master Blenderin Rachel Barrie, die 2017 von Beam Suntory zu Brown Forman stieß. Sie bringt meiner Meinung nach die Eleganz zurück in die Abfüllungen der drei Destillerien. Glendronach zeichnet sich aus durch sehr gute Qualitäten im Sherryfass gereifter Single Malts. Das aktuelle Sortiment besteht im Wesentlichen aus 12, 15, 18, und 21 Jahre alten Abfüllungen die ausschließlich in Sherryfässern reifen. Es gibt auch hin und wieder einmal Portweinfässer, die benutzt werden und Abfüllungen mit torfigem Destillat bis hin zu exklusiven Einzelfassabfüllungen. Letztere sind allerdings preislich nicht mehr für den normalen Hausgebrauch geeignet. Ich habe mich zum Einstieg in die Vielfalt der Möglichkeiten für den Original 12yo entschieden. Er reifte seine Zeit in Fässern, die zuvor Oloroso oder Pedro Ximénez Sherry beherbergten. Der Whisky ist ungefärbt mit 43% Alkohol abgefüllt worden.
In der Nase bietet der Whisky Aromen von Rosinen, reifen Beerenfrüchten, Malz und Kakao. Aber auch Sherry untypische Aromen sind zu finden, wie Vanille, Birne, Ingwer und frische Aprikose. Am Gaumen kommen sowohl die Gerbstoffe als auch die Komplexität der Sherrys zum Vorschein. Vollmundig und doch sanft erfüllen die süßen Noten des PX Sherrys, begleitet von Gewürzen, etwas Eiche und gebranntem Zucker, den Mund. Der Nachklang ist etwas trockener, bestimmt durch den Oloroso Sherry, und bietet eine anhaltende Komposition von Nuss, Kakao und Sherry.
Ein sehr schöner Single Malt aus Sherryfässern – passend zur kalten Jahreszeit.
Der Glendronach kostet in der 0,7l Flasche zwischen 40 und 50 Euro.
The GlenDronach Distillery
Forgue by Huntly
Aberdeenshire AB54 6DB
Scotland