Jens Schlünzen ist Whiskyexperte und kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln. Er kennt aber auch den Whisky, der aus norddeutschen Destillerien stammt. Die besten des Nordens stellt er an dieser Stelle vor. Heute aus dem Alten Land.
Heute beschäftige ich mich mit vier Whiskyabfüllungen aus dem Alten Land. Ja, auch in Deutschlands größtem zusammenhängendem Obstanbaugebiert wird mittlerweile Whisky produziert. Der Whisky kommt von der NORDIK Edelbrennerei aus Jork. Jork liegt etwas nördlich von Buxtehude in Rufweite zur Elbe. Hier hat Arndt Weßel seine kleine Brennerei als „Untermieter“ des Obsthofes Lefers etabliert.
Sein Interesse und seine Liebe zu seinem Beruf entdeckte er während eines Praktikums in Ostfriesland. Er entschloss sich daraufhin gleich eine Ausbildung zum Destillateur anzuschließen und schloss diese 1995 erfolgreich ab. Drei Jahre später folgte dann auch noch die Meisterprüfung in Berlin. 2012 eröffnete Weßel dann mit der NORDIK Edelbrennerei den Familienbetrieb mit bereits langer Erfahrung als Destillateur.
Selbstverständlich ist, dass hier regionale Zutaten verwendet werden und alles von Hand gefertigt wird. Das Portfolio umfasst Obst- und Getreidebrände und Geiste, Frucht- und Kräuterliköre, Gin, Akvavit, Rum, sogar Eierlikör und eben auch Whisky in verschiedenen Varianten.
Elbe Valley
Diese Produkte aus Gerstenmalz nennen sich „Elbe Valley NORDIK Whisky“. Die Ausnahme der Namensgebung, denn die muss es immer irgendwie geben, ist der Deichrichter. Alle Whiskys sind fünfeinhalb Jahre alt aus Einzelfässern und mit 42% Alkohol in die Flaschen gefüllt worden. Alle Whiskys sind wieder im Nosingglas verkostet worden.
Deichrichter
Der „Deichrichter“ verbrachte seine Zeit in einem französischen Eichenfass, in dem zuvor 4 Jahre lang roter Marsala schlummerte. Durch den intensiven Einfluss des Fasses nimmt der Marsala auch die meisten Aromen für sich in Anspruch. In der Nase, Pflaume, säuerlicher Kaffee, eine leichte Süße und Vanilleschote wandeln sich im Geschmack zu getrockneten Datteln und Feigen, Karamell und der typischen Süße des Marsalas, um dann recht trocken mit dezent salzigen Noten auszuklingen. Mit etwas Wasser kommen die Weinaromen stärker zu Vorschein.
Elbe Valley Rotweinfass
Der zweite Whisky „Elbe Valley Rotweinfass“ verbrachte seine Reifezeit in frisch entleerten Spätburgunder Rotweinfässern. Fruchtige Aromen, die typisch für den Spätburgunder sind werden in der Nase untermalt von leicht süßlicher Nuss und etwas Eiche. Am Gaumen muss man zuerst mit den Gerbstoffen der Fässer kämpfen, aber beim zweiten Schluck kommt die Frucht wieder durch und die Süße veredelt den Nachklang. Mit etwas Wasser wird er nussig und karamellig.
Elbe Valley Saline Single Cask
Als drittes habe ich den „Elbe Valley Saline Single Cask“ verkostet. Dieser weicht gleich von den meisten Whiskys ab, da dieses Rotweinfass den mehr als einjährigen Abschluss der Lagerung in einer Salzsaline in Soltau verbrachte. Das Rotweinfass war wohl auch nicht so frisch, wie die anderen und somit hat das Destillat mehr auf die Umgebung der Saline reagieren können. In der Nase ist der Whisky frisch, leicht, würzig und mit dezenter Frucht ausgestattet. Beim ersten Schluck ist es dann tatsächlich Salz, dass zu schmecken ist aber in angenehmer Dosis. Etwas Eiche und Würze lockern diese Noten auf. Im Nachklang wandelt sich das Aroma zu Salzkaramell und klingt so auch lange nach. Mit etwas Wasser wird der Whisky salziger, bekommt Lakritz hinzu und wird ölig.
Elbe Valley Sherry/Torf Single Cask
Den Abschluss des Quartetts bildet der „Elbe Valley Sherry/Torf Single Cask“. Da werden jetzt die Islayfans aufmerksam und sie werden etwas Vertrautes finden. Der Whisky verbrachte, wie der Name vermuten lässt, seine Zeit im ehemaligen Oloroso Sherryfass und wurde mit der Zugabe von über Torfrauch geröstetem Malz hergestellt. Der Torfrauch steigt leicht in die Nase, eigentlich erst richtig, wenn man etwas Whisky zwischen den Händen verreibt und dann riecht. Da musste ich an Islay denken, die schottische Hebriedeninsel mit den torfigen Whiskys. Außerdem fügen sich süße Sherryaromen und Kräuter zum Rauch hinzu. Im Geschmack wird der Rauch süßer mit Karamell, heller Frucht und sehr viel Eleganz und bietet im Nachklang auch noch ein schönes salzig-süßes Spiel. Wasser braucht dieser Whisky nicht!
Insgesamt betrachtet bieten die NORDIK Whiskys eine spannende Bandbreite an Geschmäckern und Möglichkeiten und der torfige Whisky ist wirklich gelungen. Die Zweite Generation der Brennerei ist auch schon gesichert, da Tochter Lea 2017 die Ausbildung zur Destillateurin begonnen hat. Das Alte Land kann nicht nur Apfel sondern auch Whisky.
Die Whiskys sind erhältlich in 100ml, 350ml und 700ml für 12,50 €, 35,50 € und 65,50 € wobei der Salinen Whisky etwas teurer ist.