Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Northland

Junger Malt von Wolfburn aus Thurso
22. Juli 2022

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im Juli stellt er einen jungen Whisky mit Potenzial aus Schottland vor.


Wolfburn Northland

Heute unternehmen wir eine Reise in den Norden Schottlands, genauer gesagt nach Thurso zur nördlichsten Destillerie auf dem schottischen Festland Wolfburn. Die Brennerei liegt ca. 350 Meter entfernt der Ruine der alten, 1821 gegründeten Wolfburn Distillery, die bis in die späten 1850er dort Whisky produzierte. Das in der Thurso Bay gelegene Scrabster war den Whiskyfreunden eher bekannt als Thurso, dient es doch als Fährverbindung nach Stromness auf den Orkneyinseln, wo die Destillerien Highland Park und Scapa beheimatet sind. Bei gutem Wetter ist es möglich den Brandungspfeiler der Insel Hoy Old Man of Hoy zu sehen. Er ist mit seinen 137 Metern Höhe sozusagen der große Bruder der Langen Anna (47 m) von Helgoland.

Auf der Suche nach einer geeigneten Heimat einer neuen Whiskydestillerie machten sich die Gründer der aktuellen Wolfburn Destillerie im Mai 2011 auf, die alte Ruine zu besuchen und waren erfreut, dass die ehemalige Wasserquelle, der Wolf Burn, noch existierte. Die Planung konnte beginnen. Im August 2012 startete der Bau und Ende Januar 2013 floss dann der erste Newmake aus der Spirit Still. Anfangs war es ein nicht torfiges Destillat. Da das Ziel war, auch einen leicht torfigen Whisky zu produzieren, wurden kleine Fässer genommen, die ehemals torfigen Whisky der Insel Islay beherbergten. Seit 2014 wird zu 20% eigenes leicht torfiges Malz verwendet und die Verwendung dieser Islay Quarter Casks reduziert sich. Diese erste Abfüllung wurde 2016 in Northland umbenannt und ist eine Kombination aus diesen 125 Liter fassenden Quarter Casks und ehemaligen Bourbonfässern von 200 Litern. Dadurch bleibt der anfangs leicht torfige Geschmack weiterhin erhalten. Das Portfolio hat sich erweitert um den Morven mit dem leicht torfigen Malz, den Aurora mit einem guten Anteil aus Sherryfässern und den kräftigen Langskip mit 58% Alkohol. Außerdem gibt es immer wieder limitierte Abfüllungen in den Kylver und der Small Batch Serien. 


Junger Malt mit viel Potenzial

Ich habe für die Verkostung auf den Standardwhisky Northland zurückgegriffen, um den Grundcharakter der Destillerie darzustellen.

Der Northland ist nicht gefärbt und nicht kaltfiltriert mit 46% Alkohol abgefüllt.

In der Nase liefert der junge, helle Malt auch die erwarteten leichten Raucharomen durch die Verwendung der Islay Quarter Casks, begleitet von etwas schwarzem Pfeffer, Getreide und einer hellen Frucht, die sich immer deutlicher zu Zitrusnoten mit Apfel und Birne entwickelt. Am Gaumen ist er angenehm süß und ölig mit etwas Rauch, Malz, Vanille und reifen hellen Früchten wie Birne und weißem Pfirsich.

Im Nachklang kommt die malzige Komponente stärker durch und die Süße erinnert an gebrannten Zucker. Die Frucht bleibt auch erhalten, klingt aber schneller ab.

Mit etwas Wasser kommt die Frucht in der Nase etwas deutlicher zum Vorschein, büßt aber im Geschmack etwas ein. Ich bevorzuge ihn pur.

Der Northland ist ein toller junger Malt mit viel Potenzial und lädt dazu ein die ganze Bandbreite der Brennerei zu erkunden. 

Die 0,7l Flasche kostet 44 Euro.


Wolfburn Distillery 

Henderson Park, Thurso, Caithness

Scotland KW14 7XW