Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne: Aqua Vitae

Fast ein Whisky - Schottischer Aquavit
20. Juli 2021

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Hier stellt er eine spannende schottische Destillerie vor, die einen Aquavit herstellt. 

©Jens Schlünzen

Aqua Vitae

Heute möchte ich mal keinen Whisky vorstellen, aber es geht doch um Whisky. Um genau zu sein, geht es um den ältesten schriftlichen Beleg über die Verwendung von Gerstenmalz für die Destillation. 1494 verfügte König James IV, dass der Mönch John Cor acht Bollen Gerstenmalz (ca. 500 kg) zugesprochen bekam, um Aqua Vitae herzustellen. Diese Verfügung wurde schriftlich beim schottischen Schatzamt in den „Exchequer Rolls of Scotland“ festgehalten. John Cor lebte und arbeitete in Lindores Abbey in Fife in den schottischen Lowlands und führte diesen Auftrag aus. Es war kein Whisky, wie wir ihn heutzutage kennen, aber die Ausgangsbasis war dieselbe. Whisky wurde schon eher hergestellt, aber es existierte dafür nirgends ein Beleg, nicht einmal in Irland, wo die Whiskydestillation ja eigentlich ihren Ursprung hatte. Der Aqua Vitae von 1494 war ein Spirit, der mit Kräutern, Früchten und Gewürzen hergestellt wurde. 

©Lindores Abbey Distillery

Whiskygeschichte trifft auf modernes Know-how

Lindores Abbey (die Kirche am Wasser) wurde 1191 von David Earl of Huntingdon am Fluss Tay errichtet und existierte bis ins 16. Jahrhundert. 

1913 wurde die noch existierende Lindores Abbey Farm von der Familie McKenzie Smith gekauft. In dritter Generation führen Drew und seine Frau Helen jetzt die Farm und haben den Traum, den auch schon Drews Vater hatte, eine Destillerie wieder auf diesem Gelände zu errichten, wahrgemacht. Nach zwei Jahrzehnten Recherche und Planung war es dann so weit, dass 2017 der erste New Make aus den Pot Stills floss.

©Lindores Abbey Distillery

Beim Bau der Destillerie wurden alte Farmgebäude integriert und die alten Ruinen der Abtei sind überall zu finden. Vom modernen Stillroom mit drei neuen, glänzenden Pot Stills kann man direkt auf die alte Ruine schauen. Alte Whiskygeschichte trifft hier auf modernes Know-how.

Somit war es klar, dass vor dem Whisky der Aqua Vitae hergestellt und auf den Markt gebracht wurde. Der Aqua Vitae ist ein Botanical Spirit und wird aus dem New Make des Whiskys produziert, der mit getrockneten Früchten, wie Datteln und Rosinen, Gewürzen und lokalen grünen Kräutern, wie Süßdolde und Douglastanne aromatisiert wird. Er ist nicht gesüßt und nicht im Fass gereift.

Man kann den Aua Vitae pur, auf Eis oder auch mit Ginger Ale trinken. Wenn er pur verkostet wird, kommen zuerst süße Fruchtaromen mit Würze und etwas Vanille in der Nase zum Vorschein. Am Gaumen ist er leicht ölig und wird geschmacklich von der Süße der Früchte und etwas Orangenschale bestimmt. Die Würze wird im Nachklang wieder etwas intensiver und bekommt leicht trockene Noten. Mit Ginger Ale bekommt man einen schönen Sommerdrink.

©Lindores Abbey Distillery

Der Aquavit ist auch gut geeignet, um Neugierige langsam an Whisky heranzuführen. Er kostet in der 0,7l Flasche 39,50 €


Lindores Abbey Distillery

Abbey Rd
Newburgh
Fife
KY14 6HH 

Scotland

lindoresabbeydistillery.com/

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