Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Glendalough 

22. September 2023

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im September begibt er sich auf die Spuren des Heiligen St. Kevin nach Glendalough in Irland.

Glendalough – Die Geburtsstätte des irischen Whiskys 

© Glendalough

Auf den Spuren des Heiligen St. Kevin begeben wir uns heute nach Glendalough zur gleichnamigen Distillery in den Wicklow Mountains ca. 40 Kilometer südlich von Dublin gelegen. Glendalough (gälisch für Tal der zwei Seen) im 6 Jhd. n.Chr. von St. Kevin gegründet ist eine der Geburtsstätten des irischen Whiskeys und somit überhaupt des Whiskys. Quellen zufolge soll dort von besagtem Mönch 584 n. Chr. Poitín hergestellt worden sein. Poitín ist der irische Vorläufer von Whiskey und ein verbreiteter Schnaps aus Getreide, Molke, Zuckerrüben, Melasse und Kartoffeln. Dieser in kleinen Töpfen hergestellte Brand galt lange Zeit als rebellisches Gegenstück zum Parliament Whiskey, weil er schwarzgebrannt wurde. Heute erinnert er ähnlich dem amerikanischen Moonshine an alte Zeiten und Traditionen. Die Glendalough Irish Whiskey Co. wurde 2011 von fünft Iren aus Dublin gegründet und die Konzentration lag zuerst auf Poitín, dem dann später Gin und Whiskey folgen sollten. Die fünf Whiskeyfreunde haben aber eine ganz klare Liebe zu Fässern und so wurde auch ein Poitín für sechs Monate im Sherryfass gelagert und ist eine Rarität auf dem Markt. Die erste richtige Destillerie wurde 2014 in Glendalough eröffnet und ist somit die erste Craft Distillery Irlands seit mehreren hundert Jahren.  

Der Geist des Heiligen Kevin ist noch allgegenwärtig, steht doch die Ruine seines Klosters noch am unteren der beiden Seen und ziert sein Abbild das Etikett der Destillate.  

Zwei dieser Destillate werde ich heute vorstellen. Eines ist der Pot Still Whiskey nachgereift in irischer Eiche und das andere ist der 7 Jahre alte Single Malt, der seine Nachreife in japanischer Mizunara Eiche erfahren hat.  

Zuerst zum Pot Still Whiskey. Irish Pot Still Whiskey bedeutet, dass Gerstenmalz mit nicht durchgemälzter Gerste (grünes Malz) kombiniert, zusammen gemaischt, fermentiert und destilliert wird. Dieses Verfahren ist zu Zeiten der ersten Steuern auf Whiskey entstanden, da Gerstenmalz teurer war als die reine Gerste. Der geschmackliche Effekt war, dass der daraus entstandene Whiskey deutlich leichter und sanfter in den Aromen war als der Schottische Malt Whisky und der Blended Scotch und sorgte auch dafür, dass dieser irische Whiskey leichter zugänglich auf den Markt gebracht werden konnte. Die Eiche für die Nachreife stammt von 140 Jahre alten Bäumen aus den Wicklow Mountains, dem Garten Irlands, die extra dafür gefällt wurden. 

Zur Verkostung stand mir die Flasche 375 aus Fass Nr. 1 des Batches 2 von Baum Nr. 6 zur Verfügung. Er wurde mit 46% Alkohol abgefüllt. 

© Glendalough

In der Nase ist er würzig und leicht fruchtig, was typisch ist für einen Pot Still Whiskey. Die Würze und hinzukommende Vanille werden durch die frische irische Eiche begünstigt. Fruchtige Aromen von Apfel, Aprikose und Pfirsich vereinen sich mit Vanillecreme und hellem Kakao. Am Gaumen ist er weich und leicht mit Vanille, Eiche und Nelke. Er ist angenehm süffig dabei. Der leichte aber doch anhaltende Nachklang erinnert an Fruchtgummis, die in Holzkisten gelagert wurden. Gefällt. 

Der 7-jährige Single Malt reifte zuerst in ehemaligen Bourbonfässern aus nordamerikanischer Weißeiche und verbrachte die restliche Zeit in Fässern aus der heißbegehrten Mizunara Eiche aus dem vulkanischen Norden Japans in Hokkaido. Die Abfüllung stammt aus Batch 1 und wurde ebenfalls mit 46% Alkohol abgefüllt. 

In der Nase kommt zuerst eine Würze von Lebkuchen und Spekulatius zum Vorschein, die dann von reifer Birne und Anklängen von Cheesecake durchbrochen wird. Am Gaumen bietet der Whisky Kakaoaromen mit Sandelholz, etwas Zimt und süßer, reifer Frucht. Im Nachklang wird er leicht herb mit getoasteter Eiche und Birne Helene. Spannend. 

Bei beiden Abfüllungen ist die Liebe zum Fass der fünf Iren zu erkennen. Ich brauchte zwar etwas Zeit, um den Zugang zu finden, freundete mich dann aber mit beiden Whiskeys an, finde sie gelungen. Von denen sollte man gerne noch die anderen Abfüllungen probieren. Sláinte! 

Der Pot Still Irish Oak kostet in der 0,7l Flasche 56,50 € und der 7-jährige Mizunara Oak kostet in der 0,7l Flasche 85,- € 

Glendalough Irish Whisky Ltd. 
Unit 9 – 10 
Newtown Business and Enterprise Centre 
Co. Wicklow A63 A439 
Irland
glendaloughdistillery.com