Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Hier stellt er den spannenden Malzwhisky „Purist“ aus Schleswig-Holstein vor.
Klar wie der Norden!
Wir fahren heute wieder einmal die B76 in Richtung Eckernförde an der Ostsee und nehmen die Abfahrt Surendorf, Schnellmark. Ein Besuch bei Andrea und Ralf Stelzer in der Isarnhoe Destillerie steht auf dem Plan, denn der neue Whisky ist fertig. Draußen vor der Destille wird auf der Bank erst einmal zum Kaffee geladen, um ein anregendes Schnapsgespräch zu führen. Neuigkeiten werden ausgetauscht und es wird klar, dass neben dem Gin, der immer noch die Hauptproduktion bildet, verstärkt auf Getreide Wert gelegt wird. Schuld daran ist unter anderem die 2020 neu eingebaute Brennanlage, die ausschließlich für Rum und Kornbrände zur Verfügung steht, während in der alten Anlage der Gin produziert wird. „Die Kornrevolution hat begonnen“, sagt Ralf und wir wollen hoffen, dass die Korntrinker langsam dem Weg der Whiskytrinker zum bewussten und interessierten Genuss folgen. So gibt es jetzt auch bei Isarnhoe einen Buchweizen – Kornbrand.
Aber zurück zum Whisky. Die neue Abfüllung ist der „Purist“, der erste Malzwhisky, den die Destillerie auf den Markt bringt. Nach Dinkel und Roggen nun das dritte Getreide, das für Whisky genutzt wurde. Er ist fünf Jahre alt und die ganze Zeit im ehemaligen Fass des Rød / Spelt gereift, einem Dinkelwhisky, der die zweite Abfüllung in Isarnhoe war. Der Purist wurde mit 45% Alkohol abgefüllt.
Der Name ist Programm
Verkostet habe ich den Whisky wieder aus einem Nosingglas.
Der Name ist Programm. In der Nase erkennt man sofort die einladenden Aromen von Getreide, sprich Gerstenmalz, begleitet von heller Frucht, wie Apfel, Birne und cremiger Zitrone. Er wirkt leicht süß und erinnert mich an alte Abfüllungen von Bladnoch aus den schottischen Lowlands, da auch ein dezenter Hinweis auf Butterblumen zu finden ist. Ich bekomme Durst und muss einen Schluck nehmen. Malz ist deutlich spürbar, die Zitronennoten bleiben. Er wird etwas trockener als in der Nase vermutet, bleibt aber angenehm. Die Frucht des Apfels wandelt sich in den Geschmack des Kerngehäuses der Frucht. Nuss und Kakao kommen hinzu, um dem Verkoster die cremige Note des ersten Eindrucks zurückzubringen. Es ist ein Malzwhisky und das lässt er auch im Nachklang erkennen. Begleitet von etwas Apfel und leicht herben Nuancen klingt der Purist angenehm aus. Der leicht trockene Abschluss lädt zum zweiten Schluck ein.
Ralf Stelzer ist mit dem „Purist“ ein sehr guter junger Malzwhisky gelungen, der der bisherigen Linie der Brennerei treu bleibt. Gradlinig, ehrlich und auf die Zutaten der Herstellung verweisend, wurde er nicht vom Fass erschlagen, sondern hatte die fünf Jahre Zeit sich zu entfalten. Weiter so!
Der verkostete Whisky kostet in der 0,7l Flasche 48,-€ und zum Kennenlernen in der 0,2 l Flasche 15,-€.
Isarnhoe Destillerie
Schnellmark 16
24340 Altenhof
04351 / 767 220