Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Molt-Tied!

Whiskykolumne
21. August 2020

Jens Schlünzen ist Whiskyexperte und kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln. Er kennt aber auch den Whisky, der aus norddeutschen Destillerien stammt. Die besten des Nordens stellt er vor. 


Der zweite Whisky in dieser Reihe stammt aus der Dolleruper Destille in der gleichnamigen Gemeinde nahe der Flensburger Förde. 1990 als Kleinmosterei gegründet, wurden 2003 die ersten Obstbrände destilliert im Ein-Mann-Unternehmen von Manfred Weyrauch. Werner Sauer und Dr. Axel Hartwig, beide Absolventen des Diplomstudiengangs „Brauwesen und Getränketechnologie“ im bayrischen Weihenstephan, übernahmen 2014 die nördlichste Brennerei Deutschlands und füllten den ersten Whisky ab, nachdem sie sich schon seit 2011 mit dem Urstrom-Bio-Bier einen guten Namen gemacht haben. Seitdem wurde das Sortiment an Bränden stetig erweitert und auch die Whiskyauswahl wuchs. 


Molt statt Malt

Der Whisky, den ich aus diesem Sortiment vorstellen möchte, ist der Norddeutsche Double Wood Molt Whisky Typ SPX. Ein langer Begriff bei dem es wohl Erklärungsbedarf gibt. Nun, norddeutsch erklärt sich von selbst.

Molt Whisky ist norddeutsch für Malt Whisky und bedeutet, dass der Whisky aus Gerstenmalz hergestellt worden ist. Double Wood bezieht sich auf die Fasslagerung, die das Destillat erfahren hat. Es wurden zwei verschiedene Fasstypen verwendet. Die drei Jahre Reifezeit verbrachte es zuerst in einem stark getoasteten Fass aus französischer Eiche und dann in einem Pedro Ximénez Sherry Fass (SPX), bevor es dann im Oktober 2019 mit einer nicht reduzierten Fassstärke von 57,6% Alkohol abgefüllt wurde. Beide Fasstypen sorgen für Gerbstoffe und eine intensive Färbung des Destillats. Die getoastete französische Eiche bringt viel Würze und Röstaromen. Pedro Ximénez ist der süßeste Sherry und schmeckt meist mach einer Kombination aus Rosinen und Karamell. 

Zunächst wieder ohne Zugabe von Wasser in Fassstärke aus einem Nosingglas probiert, bietet der Molt Whisky schnell die vermuteten Aromen der Süße des PX Sherrys, sowie Kastanien, Marzipan, getrockneter Datteln, kandierter Pekannuss, Karamell und die Röstnoten vom Holz. Beim ersten Schluck wirkt er am Gaumen leicht trocken – passend zum norddeutschen Humor -, was aber bei den sehr stark geschmacksbestimmenden Fässern auch nicht verwunderlich ist. Haselnuss, Schokolade, Rosine und der PX Sherry sorgen dafür, dass der Alkohol in den Hintergrund tritt, aber eine angenehme Wärme zum Vorschein bringt. 

Der Nachklang ist langanhaltend. Nach anfänglicher Süße von Nuss und Sherry entfalten sich zum Schluss die Röstaromen, um das Trinkvergnügen abzurunden.

Die Zugabe von etwas Wasser dient als Geschmacksverstärker. Die Sherrynoten werden süßer, die Nuss noch nussiger. Aber Vorsicht, zu viel Wasser lässt die Schönheit des noch jungen Whiskys zerbrechen. Ein gelungener norddeutscher Molt. 

 

Erhältlich in 0,5 l Flaschen für ca. 80 Euro.

www.dolleruper-destille.de/

 

 

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