Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Lochlea

Junger Malt mit eleganter Honigsüße und viel Potenzial
23. August 2022

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im August stellt er einen jungen Whisky mit viel Potenzial aus Schottland vor.

Lochlea

Heute begeben wir uns in den Süden Schottlands in die Lowlands auf die Farm Lochlea in der Nähe von Kilmarnock ca. 40 km südlich von Glasgow. Die Gegend ist eher durch den schottischen Dichter Robert Burns bekannt, der zwischen 1777 und 1784 seine prägenden Jahre hier verbrachte und auch das Land bewirtschaftete, als durch Whisky. Dieses fruchtbare Land ist bestens geeignet, um Gerste anzubauen und so entstand 2015 auf der Lochlea Farrn nach und nach eine Destillerie, die im April 2018 den ersten Spirit aus den Brennblasen gewann. Dem Gründer und Besitzer Neil McGeoch stand anfangs Malcolm Rennie, bekannt durch Kilchoman, Bruichladdich und Ardbeg zur Seite um die Whiskygeschicke zu leiten. Nun ist es wieder ein Mann von der Insel Islay, der die Leitung übernahm. John Campbell, ehemaliger Distillery Manager von Laphroaig wirkt jetzt als Produktionsleiter und Master Blender der Destillerie mit, um das Potential der jungen Brennerei voll auszuschöpfen.

Regionalität ist Trumpf

Lochlea setzt auf Regionalität, die beim Anbau des Getreides beginnt und mit der Fassreifung vor Ort endet. Die erste regulär erhältliche Abfüllung trägt treffender Weise den Namen „Our Barley“ und wurde mit 46% ungefärbt und nicht kaltfiltriert abgefüllt. Er reifte in drei verschiedenen Fassarten, die dann zu diesem Single Malt vermählt wurden. Es handelt sich um frische ehemalige Bourbon Barrels, Oloroso Sherry Butts und STR Wein Barriques. STR steht für shaved, toasted & recharred und bedeutet, dass Rillen in die Innenseite der Fässer gefräst werden, um die Oberfläche zu vergrößern und die starke Rotweinschicht zu entfernen und aromatisch eine Kombination von leichten Rotweinnoten mit Aromen frischer Eiche zu erreichen. Durch das Verbrennen von Eichenchips wird das Fass danach kurz aber stark erhitzt. Dadurch karamellisieren Holzzucker und Vanillin zu ihren süßeren Varianten. Zum Schluss wird das Fass noch einmal ausgebrannt, um möglichst viele Aromen

freizusetzen und zugleich unerwünschte Geschmacksträger wie herbe Tannine, Lignin und Zellulosen zu eliminieren. Die Kombination dieser drei Fassvarianten soll den Geschmack von Lochlea Single Malt prägen.

Ich hatte das Vergnügen diesen Whisky intensiv zu verkosten.

© Jens Schlünzen

Eleganz einer leichten Honigsüße

In der Nase sind zuerst Aromen von Blütenhonig, Zitrusfrüchten und Orangenschale zu erkennen, später noch etwas Vanille. Am Gaumen ist er leicht aber vollmundig mit süßen Noten von Getreide, Honigwaben, gefolgt von etwas Eiche und leicht salzigen Anklängen. Im Nachklang wird der Malt etwas trockener begleitet von etwas Nuss und Bienenwachs, findet aber zu der Eleganz einer leichten Honigsüße zurück. Mit ein paar Tropfen Wasser, kommen die Zitrusaromen etwas stärker zum Vorschein und die trockene Note tritt in den Hintergrund.

Ein schöner junger Malt, der sowohl ohne, als auch mit Wasser sehr schön seine Herkunft aus den Lowlands zeigt. Ein Gedicht ganz nach Robert Burns.

Der Lochlea Our Barley kostet in der 0,7l Flasche um die 50 Euro.

Lochlea Farm
Craigie
Kilmarnock
KA1 5NN, United Kingdom
https://www.lochleadistillery.com

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