Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne: Mackmyra

Ein beeriger Whisky aus Schweden
14. Januar 2021

Jens Schlünzen ist Whiskyexperte und kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln. Er kennt aber auch den Whisky, der aus norddeutschen und skandinavischen Destillerien stammt. Für seine heutige Kolumne reiste er nach Schweden und fand Rote Grütze in der Flasche.  


Ein beeriger Whisky

Nicht in der Sauna, wie bei den finnischen Freunden der Kyrö Destillerie, sondern bei einem Skiausflug 1998 fragten sich 8 junge Schweden, warum es eigentlich in dieser, dem Malt Whisky sehr zugeneigten Nation keine Whiskydestillerie gibt. Sie beschlossen diesen Missstand zu beheben und das Ergebnis war die Pilotbrennerei in Mackmyra, in der nach einigen Versuchen der erste ernstzunehmende Rohwhisky im Dezember 1999 floss. Um schnellen Erfolg zu haben, wurden kleine Fässer von 30l Fassungsvermögen benutzt, die entweder aus ehemaligen Bourbon- oder Sherryfässern bzw. neu aus schwedischer Eiche gefertigt wurden. Um die Auswahl zu vergrößern gab es auch gleich zwei Varianten des verwendeten Malzes. „Elegant“ ist dabei das normale und „Rök“ das torfige Rezept. Die kleinen Fässer hatten zwei Vorteile. Ein schnelleres Reifeverhalten als bei größeren normal gebräuchlichen 200 – 500 Liter großen Fässern war gewährleistet und der gemeine schwedische Whiskyfeund oder die Whiskyfreundin hatten die Möglichkeit seine 30l-Ration leichter nach Hause zu tragen. Der Whisky erfreute sich großer Beliebtheit und so wurden 2006 die ersten Abfüllungen in der Preludium Serie auf den Markt gebracht. Mittlerweile haben die Schweden sich auf Gut Basthorst in der Nähe von Hamburg ein Fasslager zugelegt und regeln den Import für Deutschland selbst. Die anderen Lager befinden sich an verschiedenen Orten in Schweden, um auch zu den unterschiedlichen Destillaten und Fässern durch verschiedene klimatische Bedingungen, sei es im Wald oder in einer ehemaligen Mine alle nur möglichen Aromen zu bekommen. Nach verschiedenen Abfüllungen gibt es jetzt ein festes Standartsortiment, dass immer wieder durch saisonale Sonderabfüllungen bereichert wird. So ist zum Beispiel die Abfüllung, die ich heute näher betrachten möchte, die aktuelle Variante „Jaktlycka“, der übrigens wie die meisten Single Malts des Hauses mit 46,1% Alkohol abgefüllt wurde. 

©Mackmyra

Rote Grütze

Jaktlycka bedeutet „gute Jagt“ und soll die Herbstsaison und die Schätze des Waldes feiern. Dazu wurden ehemalige Fässer aus schwedischer und amerikanischer Eiche mit Blaubeer- und Preiselbeerwein gesättigt und durch Sherry- und Bourbonfässer ergänzt. Durch das hauptsächlich verwendete nicht torfige Destillat dringen beim Verkosten die fruchtigen, beerigen Aromen, begleitet von etwas Würze, leichtem Rauch, schwarzem Pfeffer und Vanillecreme in die Nase. Beim Trinken ist er überraschend weich und bietet süße, fruchtige Noten roter Beeren mit einer lebendigen Würze und etwas Vanille. Im Nachklang ist es dann endlich soweit. Rote Grütze, auf die ich gehofft habe, ist tatsächlich zu schmecken und die Süße eingekochter Früchte bleibt auch bis zum Schluss bestehen. Mit etwas Wasser verdünnt, wandelt sich die pfeffrige Note in Ingwer und die Frucht kommt noch stärker zum Vorschein. Einfach stark! So gut kann Schweden schmecken.

2011 wurde die neue Gravity Destillerie im Mackmyra Whisky Village in der Nähe von Gävle eingeweiht. Die ältere Brennerei diente einige Zeit Versuchszwecken und seit 2017 wird dort nun der Gin des Hauses produziert.

Der „Jaktlycka“ kostet in der 0,7l Flasche 55 Euro.

https://mackmyra.com/

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