Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Pleserus aus der Isarnhoe Destillerie

22. April 2022

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im April begibt er sich in ein Dorf zwischen Kiel und Eckernförde und entdeckt einen spannenden Whisky im weit gereisten Fass.

© Jens Schlünzen

Wenn ein Fass auf Reisen geht, dann kann es was erleben

Die Geschichte des etwas andern Whiskys aus der Isarnhoe Destillerie.

Ein ehemaliges Sherry-Fass, genauer gesagt ein Sherry Butt von ca. 500 Litern Fassungsvermögen, wurde nach seiner Zeit im andalusischen Jerez de la Frontera auf die schottische Hebrideninsel Islay verschifft, um dort in der Ardbeg Distillery den torfigen Single Malt zu beherbergen. Nachdem es dort auch nicht mehr gebraucht wurde, fand es den Weg nach Schleswig-Holstein und bekam bei Ralf Stelzer in Altenhof ein neues Zuhause. Dieser probierte mit diesem großen Fass gleich etwas ganz Neues aus und befüllte es mit seinem Gin. Das Ergebnis war der Küfers Gin, der sehr schön gelungen war, aber eher den Whiskytrinkern schmeckte. Nachdem die ersten kraftvolleren Aromen des torfigen Whiskys durch den Gin genommen waren, wurde das Fass mit dem eigenen Rum belegt, so dass der maritim angehauchte Haikutter Lisa herauskam, ein Rum, dessen Erlös teilweise dem Unterhalt des ehemaligen Traditionsseglers dient. Für Ralf Stelzer, der im Whiskybereich eher gradlinig und auf das Getreide orientierten Roggen-, Dinkel- oder Gerstenmalzwhisky herstellte, war es nun an der Zeit, das Fass weiter zu nutzen und auch im Whiskybereich etwas anders zu wagen. Mit Anregung von und im Austausch mit örtlichen Genussexperten wurde beschlossen, den 500 Liter Riesen wieder mit Whisky zu füllen. Ein Fass reichte nicht und so mussten zwei Fässer her. Es waren zwei Schwesterfässer, die 6 Jahre alten Roggenwhisky beinhalteten, genauer gesagt, zwei ehemalige Fässer aus der Glenmorangie Distillery in den nördlichen schottischen Highlands, die zuvor mit französischem Süßwein belegt waren. Da Glenmorangie und Ardbeg zum selben Besitzer gehören, blieb ja alles in der Familie. Über ein Jahr reifte der Roggenwhisky in dem reislustigen Fass und herausgekommen ist der Pleserus, der mit 49,7% Alkohol abgefüllt wurde. Ich hatte nun das Vergnügen diesen Whisky wiederholt zu verkosten und kann ihn heute vorzustellen. 


Getreide, Rauch, Salz … mit cremigen Kakao

Verkostet habe ich den Pleserus natürlich wieder im Nosingglas ohne Wasser. Zwar hat das Fass einen deutlicheren Einfluss auf den Whisky gehabt, als bei den Vorgängern der Destillerie, aber der Fokus auf das Getreide ist dennoch zu erkennen. In der Nase bietet der Whisky Aromen von Frucht, Würze, Roggen, etwas Rauch und dezente Anklänge von cremigem Kakao. Am Gaumen ist er vollmundig und zeigt die ganze Vielfalt der Geschichte dieses Fasses. Würze vom Gin und torfigem Whisky sind zu erkennen, cremige Noten von der Melasse des Rums und den mit Süßwein belegten Highland Whiskyfässern kommen zum Vorschein. Die fruchtigen Komponenten sind dann im Nachklang wieder stärker ausgeprägt und neben der Würze und dem leichten Rauch tritt jetzt noch ein leicht salziger Moment hinzu. Mit etwas Wasser bleibt er recht stabil in seiner Vielfalt, aber ich bevorzuge ihn mit seinen vollen 49,7% Trinkstärke.

Wirklich sehr gelungen und der Name ist Programm!

Der Pleserus ist in der 0,7l Flasche für 60 Euro und in 0,2 l für 18 Euro  erhältlich und jeden Cent wert.


Isarnhoe Destillerie

info@isarnhoe-destillerie.de

Schnellmark 16

24340 Altenhof

04351 / 767 220


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