Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne: Port Charlotte

Schottischer Whisky von der Isle of Islay
21. Mai 2021

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Hier stellt er eine spannende schottische Destillerie vor, die ein wahres Strandfeuer entfacht.

Port Charlotte Islay Barley 2011


Happy Birthday Charlotte!

Es ist diesen Monat 20 Jahre her, dass die Destillerie Bruichladdich auf der schottischen Insel Islay wiedereröffnet wurde. Deshalb rücke ich heute einen Whisky in den Focus, den es vorher noch nicht gab, den Port Charlotte. Vor 2001 war Bruichladdich nur als nicht torfiger Single Malt bekannt und hatte es daher schwer sich gegen die anderen Whiskys der Insel zu behaupten. 1881 von den Gebrüdern Harvey gebaut, hatte Bruichladdich, was übersetzt so viel heißt wie „der Abhang an der Küste“, stets wechselnde Besitzer und die Brennerei wurde immer wieder geschlossen. Zur Zeit des Whiskybooms der 60er und 70er Jahre wurde auch Bruichladdich 1975 von 2 auf 4 Pot Stills vergrößert unter dem damaligen Besitzer Invergordon. 1994 erwab Jim Beam die Brennerei und schloss sie im Januar 1995 schon wieder. 1998 wurde wieder für einige Monate destilliert, um zu testen, ob die Anlage noch funktioniert. 


Wiederbelebt

Im Jahr 2000 nach langem Ringen erwarb Mark Reynier (siehe Kolumne über Waterford), und seine Murray McDavid Kollegen Simon Coughlin und Gordon Wright die Destillerie. Geballte Whiskykompetenz kam durch Jim McEwan hinzu, der schnell von Bowmore abgeworben werden konnte. Alle ehemaligen noch arbeitsfähigen Angestellten wurden wiedereingestellt und nach den nötigen Reparaturen wurde zum Islay Festival am 29.05.2001 neu eröffnet. Der erste Spirit, der um 8:26 Uhr destilliert wurde, war der neue torfige Port Charlotte, benannt nach der nächsten südlichen Ortschaft auf den Rhinns, dem westlichsten Ausläufer der Insel. Dort stehen noch Lagerhäuser der alten Lochindaal Destillerie (1829 – 1929), die stark torfigen Whisky herstellte. Port Charlotte ist eine der drei Varianten neben Bruichladdich und dem 2002 hinzugekommenen Octomore, die das Portfolio prägen. Es gibt immer mal wieder andere Destillate, die das Sortiment bereichern, wie z.B. einen vierfach destillierten Whisky, mit dem sogar ein Rennwagen von La Mans aufgetankt wurde, der dann die Rhinns von Islay unsicher machte. Der Bruichladdich bleit die nicht torfige Variante, Port Charlotte hat im Malz einem Phenolanteil von 40ppm (parts per million) und bei Octomore variiert der Torfanteil zwischen 80 und 309 ppm. Es ist mit „The Botanist“ auch ein exzellenter Gin hinzugekommen, der dank großer Beliebtheit eine eigene Abfüllstation benötigt. 

Durch die guten Kontakte von Mark Reynier und Simon Coughlin zu Weingütern in Europa wurden erstmals Weinfässer für die Reifung von Bruichladich genutzt. Andere Faktoren, wie einheimische Gerste und eine eigene Abfüllanlage, in der der Whisky mit dem eigenen Quellwasser im Alkohol reduziert abgefüllt wird. Mittlerweile liegt der Alkoholgehalt bei 50% vol., es sei denn es handelt sich um Fassstärken, die nicht mit Wasser reduziert werden. Durch diesen recht hohen Alkoholanteil und einen engen Middlecut (Herzstück des zweiten Brennvorgangs) bekommt das Destillat eine schöne ölige Textur und gibt den jüngeren Whiskys deutlich mehr Ausdruck. Ein etwas jüngeres Destillat habe ich auch ausgesucht, um es zu verkosten. Es handelt sich um den Port Charlotte Islay Barley 2011 mit 50% Alkohol, bei dem die Gerstensorten Oxbridge und Publican von den drei Farmen Dunlossit, Kilchiaran und Sunderland auf Islay stammen. 19 Farmen auf Islay bauen die Gerste für die Destillerie an. Die restliche benötigte Gerste kommt vom schottischen Festland. Gemälzt wird seit 1961 nicht mehr vor Ort, aber eine eigene Mälzerei ist in Planung.

Verkostung

Der Whisky reifte 6 Jahre zu 75% in frischen Bourbonfässern und zu 25% in ehemaligen wiederbenutzten französischen Rotweinbariques. 

Der Islay Barley wurde zuerst aus dem Nosingglas ohne Zugabe von Wasser verkostet.

Beim Riechen am Glas steigen zuerst Aromen von Getreide, Malz, Zitrus und weißem Pfeffer in die Nase, dann folgt erst der erdige Torfrauch. Dieser Torfrauch, der auch nicht so medizinisch wirkt, wie der von den anderen Islay Brennereien, kommt deutlicher zum Vorschein, wenn einige Tropfen zwischen den Händen verrieben werden. Beim Verreiben macht sich sehr schön die ölige Struktur bemerkbar. Wieder zurück am Glas entfalten sich jetzt deutlicher die hellen fruchtigen Nuancen. Höchste Zeit den Gaumen zu verwöhnen. Vollmundig und ölig wirkt er, begleitet von süßer Vanille, frischen Zitronenzesten, Malz und einer Erinnerung an Rotwein. Im Nachklang macht sich dann seine Herkunft bemerkbar. Ein Inselwhisky, der in Meeresnähe gelagert wurde und die Arme weit geöffnet hat, die Welt zu umarmen, denn etwas Kokos und Tabak runden Geschmack des Islay Strandfeuers ab. Mit etwas Wasser verdünnt, dringen süße Zitrusnoten und Weintrauben stärker durch und der Torfrauch wird neu angefeuert. Ein toller junger Malt! Da werde ich wohl unseren Geburtstag wieder zusammen mit Charlotte feiern. Slàinte!

Der verkostete Port Charlotte Islay Barley kostet in der 0,7l Flasche 59,50 €. 


Bruichladdich Distillery

Isle of Islay
Argyll
Scotland
PA49 7UN

https://www.bruichladdich.com/

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