Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Waterford Fenniscourt

20. März 2025
© Jens Schlünzen

Traurige Nachricht aus Irland. Die Waterford Distillery ist insolvent.

Unser Whisky-Kolumnist nimmt dies zum Anlass, noch einmal einen „Terrior- Matters-Whisky von Waterford zu testen. Der Fenniscourt ist ein toller torfiger Whisky, der noch einmal zeigt, was die Whisky-Welt vermutlich verlieren wird.

Ein letzter Waterford?

Traurige Nachrichten aus Irland. Die Waterford Distillery ist insolvent seit dem 27. November 2024. Den Anlass nehme ich, um diesen Monat noch einmal einen Waterford Whisky zu präsentieren, denn es wird wohl die letzte Chance für eine Kolumne über eine Brennerei sein, die für mich persönlich die Whiskywelt sehr bereichert hat. „Terrior matters“ war der Leitsatz der 2014 von Mark Renyier gegründeten Destillerie. Über 100 Farmen in Irland lieferten das Getreide für den Single Farm Origin Whisky und die Unterschiede der einzelnen Abfüllungen waren zum Teil sehr deutlich. Waterford ist das erste Opfer einer Zeit, in der wir gleichzeitig einen Boom haben, bei dem enorm viele neue Brennereien und auch neue unabhängige Abfüller auf den Markt kommen, aber das Konsumverhalten der Menschen aufgrund der Weltwirtschaftslage eher zurückhaltend ist. Die Torte wird nicht größer, nur die Scheiben für jeden dünner. So hat auch eines der großen alten Handelshäuser Gordon & MacPhail angekündigt keine neuen Fässer mehr zu kaufen, sondern nur noch der Warenbestand abzuverkaufen und sich dann ganz auf die eigene Benromach Distillery zu konzentrieren.

Der wahrscheinlich letzte Waterford, den ich vorstellen werde, ist der Fenniscourt 1.1, der mit torfigem Malz der Stärke 38ppm (parts per million) an Phenolen hergestellt wurde. Das Getreide wurde im August 2017 geerntet und am 10. September 2018 destilliert. Nach 1344 Tagen Reifezeit in Fässern, die zu 33% frische Bourbon Barrels, zu 18% frische amerikanische Eiche, zu 29% Vin doux naturel (Sauternes Wein oder Oloroso Sherry) und zu 20% ehemalige französische Rotweinfässer waren, wurde der Whisky zusammengefügt und mit 50% Alkohol abgefüllt. Weitere Information findet man immer noch auf der Homepage der Destille, wenn man den Teireoir Code P009E01-01 eingibt.

Im Glas

In der Nase überwiegt zunächst die krautige Würze des Torfrauchs, die von Malz, Crème brûlée, Teer und zarten Aromen von hellen Früchten begleitet werden. Letztere werden durch die lange Fermentationszeit von 187 Stunden (handelsüblich sind 40 bis 60 Std.) hervorgerufen. Am Gaumen ist der Whisky trotz seiner 50% Alkohol recht cremig und er bietet Vanille, Honigsüße und Getreide in einem warmen Torfrauchbett. Der Nachklang hält noch weit über den St. Patrick’s Day hinaus und spielt mit Süße, herben, dunklen Nuancen und etwas Zimt, umhüllt von teerigem Torfrauch.

Der Fenniscourt ist ein toller torfiger Whisky, der noch einmal zeigt, wie schade es ist, dass die Destillerie vom Radar verschwinden wird.

Der verkostete Fenniscourt kostet in der 0,7l Flasche ca. 80 Euro, sofern noch erhältlich.

Waterford Distillery

Grattan Quay

Waterford City

Ireland

https://waterfordwhisky.com


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