Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

Zum Portrait

Whiskykolumne – Thy: Bio-Farm-Whisky aus Dänemark

21. Juni 2024

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im Juni stellt er nach Stauning noch eine weitere dänische Destille vor. Thy verarbeitet eigenes Bio-Getreide und produziert feine Whiskys mit regionalem Touch.

© Jens Schlünzen

Heute fahren wir nach Dänemark in den Nordwesten, Dort liegt westlich von Snedsted auf dem letzten Landstrich zwischen Limfjord und Nordsee die Thy Distillery. Heimat ist die Farm der Gyrup Familie, die bereits seit 1773 und aktuell in der 8. Generation betrieben wird. Die Ursprünge gehen schon bis ins frühe 13. Jahrhundert zurück. Aber erst in diesem Jahrtausend kam die Idee auf, eigenen Whisky herzustellen und nicht nur Getreide und Vieh zu züchten. 2010 war es dann soweit, die ersten Versuche in Zusammenarbeit mit einer benachbarten Brauerei und einer deutschen Mälzerei zu unternehmen. 2015 wurde das erste Fasslager in einem ehemaligen Stall eröffnet. Von da an wurden Schritt für Schritt bis 2019 die Mälzerei, die neue 1000 Liter große Pot Still und die Brauanlage eingebaut. Somit benennt der Familienbetrieb den 15. Juni 2019 als Startdatum der neuen Thy Whisky Distillery. Marie und Jakob Stjernholm, Ellen Nicolajsen und Andreas Poulsen legen den Fokus auf Eigenständigkeit und Regionalität. Eigenes Bio-Getreide von den 500 ha Anbauflächen wird in Fruchtwechselwirtschaft zur Herstellung geerntet. Diese Methode erleichtert es, auf Dünger und Spritzmittel zu verzichten. Verschiedene Gerstensorten, Roggen, Dinkel und auch Weizen werden genutzt, und in den drei Mälztrommeln weiterverarbeitet. Nach alter dänischer Tradition wird teilweise über dem Rauch von Buchenholz die Resttrocknung vorgenommen. Nach einer Gärzeit von 4 bis 6 Tagen wird in der Pot Still 1x destilliert. Das ist bisher einzigartig auf der Welt und ist möglich durch Verwendung eines extra Kondensators, dem sogenannten Purifier, der dafür sorgt, dass die schweren Öle und ein Teil des Wasserdampfs früher kondensiert und in die Still zurückgeleitet wird. Das Destillat ist Dank der langen Fermentation fruchtig und aufgrund der beschriebenen Einfachdestillation malziger. Die meistgenutzten Fassarten von Thy sind ehemalige Bourbon- oder Sherryfässer und Fässer aus neuer Eiche. Seit die neue Standardreihe am Start ist, werden auch neue Flaschen aus leichterem Glas verwendet zur Verminderung des CO2-Abdrucks bei der Herstellung und beim Versand.

Zur Verkostung habe ich mich auf die Standardvarianten konzentriert. Es sind die drei Abfüllungen Spelt-Rye, Thy und Bøg. Alle drei Varianten sind in den 400g leichten 0,7 l Flaschen abgefüllt.

Spelt-Rye

Der Whisky hat 48,9% Alkohol und ist eine Mischung aus gemälztem Roggen, Dinkel und Gerste, die zusammen gemaischt wurden. Er reifte in Fässern aus frischer amerikanischer Weißeiche.

In der Nase kommen Aromen von Getreide und schwarzem Pfeffer zum Vorschein, die elegant von Zitrusfrucht, Aprikosen und Blütenhonig unterstützt werden. Am Gaumen ist er süßlich und cremig mit Vanille, Roggen, Nelke und Honig. Im Nachklang wird er leicht trocken mit einem herb-süßen Spiel von Nuss, Eiche und Honig.

Thy

Dieser Whisky hat 48% Alkohol und wird aus überwiegend Pale-Malt und Malz aus dem Buchenholzrauch hergestellt. Er reifte in ehemaligen Oloroso und Pedro Ximénez Sherry- und Bourbonfässern. In der Nase sind Aromen von Malz aber auch frischem Getreide zu finden. Etwas Eichenholz und ein dezenter Rauch begleiten eine fruchtige Verbindung von Trockenobst, Aprikose, Apfel und reifer Birne. Am Gaumen ist er vollmundig, cremig und rund mit Noten von Vanille, Birne und Malz, begleitet von einer leichten Süße. Der Nachklang ist fruchtig mit einem dezent süß-salzigen Spiel von Biskuit und Shortbread.

Bøg

Der dritte Whisky hat 50% Alkohol und reifte in Sherryfässern der Sorten Oloroso und PX. Hier wurde überwiegend das Malz aus dem Buchenholzrauch verwendet. In der Nase kommen die Röstaromen des Malzes gut zum Vorschein. Trockenfrüchte und frische Frucht von Aprikosen und Weintrauben werden schön in ein Lagerfeuer eingebettet. Am Gaumen durchdringt der Rauch angenehm die Süße. Die ölige Textur bietet Würze und Trockenobst mit einem leicht pfeffrigen Hinweis. Im Nachklang gesellt sich zu der rauchig-süßen Kombination noch kandierte Walnuss.

Fazit

Alle drei Varianten sind sehr gut gelungen und regen an, sich bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, auch mit den limitierten Sonderabfüllung, die folgen werden, zu beschäftigen. Nach der Neuen Nordischen Küche, sorgt nun auch der Neue Nordische Whisky für genussvollen Gesprächsstoff. 

Der Spelt-Rye kostet 69,90 €, der Thy 59,90 € und der Bøg 74,90 €

Thy Whisky APS

Gyrupvej 14

DK – 7752 Snedsted

https://thy-whisky.com

Mehr über Thy Whisky