Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Cotswolds Distillery

27. Oktober 2024

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im Oktober stellt er zwei Whiskys aus England vor. Die beiden geben sich britisch-cremig und mögen Wasser.

© Jens Schlünzen

Wir fahren nach England, genauer gesagt in die Cotswolds National Landscape im Südwesten etwa auf halber Höhe zwischen Coventry und Oxford westlich gelegen. Dort wurde von dem New Yorker Geschäftsmann und Whisky Liebhaber Daniel Szor die Cotswolds Distillery gegründet. Als er dorthin zog um Ruhe von seinem Job im Finanzwesen Londons zu entspannen, war er umgeben von Gerstenfeldern, die danach riefen zu Whisky gemacht zu werden. Im Juli 2014 war es dann so weit und der erste Spirit floss. Harry Cockburn, ehemaliger Manager der Bowmore Distillery und Dr. Jim Swan, der „Einstein“ des Whiskys, waren beim Bau der Brennerei beratend tätig und halfen den Traum zu verwirklichen. Die Gerste wird in der ältesten noch aktiven Mälzerei im 120 Km südlich gelegenen Warminster gemälzt. Alle anderen Schritte der Herstellung finden in der Cotwolds Distillery statt. Um der schönen Landschaft gerecht zu werden, wird die Produktion teilweise mit Sonnenenergie angetrieben, der Draff (Überbleibsel des gemahlenen Getreides beim Maischen) wird wie üblich in der Whiskybranche als Viehfutter verwendet und die Stillage (Restbestand der Destillation) wird zu Biogas umgewandelt.

Im Glas

Für die Abfüllgen des auch teilweise torfigen Spirits werden verschiedene Eichenfässer verwendet. Zu Verkostung standen mir zwei Varianten zur Verfügung. Beide stammen aus der Cask Expression Collection und wurden auf 2500 Flaschen begrenzt mit 59,1% Alkohol abgefüllt. Beide Whiskys sind nicht torfig und wurden weder gefärbt noch kalt filtriert.

Der erste Whisky ist der Bourbon Cask. In der Nase kommen die Bourbonfass typischen Aromen von Vanille und Honig durch und werden von reifer Birne, grünem Apfel und etwas weißem Pfeffer begleitet. Am Gaumen ist der Whisky trotz des hohen Alkoholgehalts cremig, aber kraftvoll mit Noten von bereits genannten Früchten und leicht gesalzener Butter. Der malzige Nachklang bietet wieder Vanille, die Birne verändert sich zu einer cremigen Nachspeise und etwas Banane kommt hinzu. Mit etwas Wasser, und da kann man ruhig auch gerne großzügig sein, wird die cremige Komponente gehoben und die helle Frucht kommt angenehmer zum Vorschein.

Der zweite Whisky heißt Founder’s Choice und wurde in den Lieblingsfässern von Dan Szor, den STR Fässern (siehe Lochlea Kolumne vom August 2022) gelagert. In der Nase bietet der Whisky Aromen von Karamell, Kakao, Weinbeeren und schwarzem Pfeffer. Am Gaumen ist er süß mit Aprikose, Pfirsich, dunkler Schokolade und etwas Eiche. Im Nachklang kommen Trockenfrüchte und Salzkaramell zum Vorschein. Auch dieser kräftige Whisky kann gut Wasser vertragen und dankt es dann mit cremigen Trockenfrüchten und leicht gesüßtem Kakao.

Beide Whiskys sind sehr gelungen, aber vielleicht nicht ganz leicht zu erschließen. Die richtige Stimmung und manchmal etwas Wasser helfen aber die Welt von Cotswolds zu verstehen. Cheers!

Der Bourbon Cask kostet in der 0,7 l Flasche ca. 65 € und der Founder’s Choice ca. 70 €.

Cotswolds Distillery

Phillip’s Field,
Whichford Road,
Stourton,
Shipston-on-Stour,
Warwickshire
CV36 5EX

https://www.cotswoldsdistillery.com