Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Collaboration Drop 02: Dingle

21. April 2025

Whisky für DJs?

© Jens Schlünzen

Es gibt immer wieder neue Abfüller, die entweder Single Malts in Einzelfässern abfüllen oder mit Blended Whisky versuchen, den Markt zu erobern. Daher müssen wir auch da mal den einen oder anderen Tropfen begutachten. Den Auftakt mache ich mit einem Whisky vom Turntable Blending House. Die Brüder Alasdair und Gordon Stevenson haben das Unternehmen gegründet und wollen neue Wege beschreiten. Ungefärbt und nicht kaltfiltriert werden Malts und Grains miteinander vermählt und auf den Plattenteller gelegt. Es gibt bislang acht verschiedene Abfüllungen aus drei unterschiedlichen Linien. Die Ausstattung der Whiskys ist dem Namen entsprechend hip gewählt und soll somit wohl vor allem den Whiskynachwuchs ansprechen. Die Abfüllung, die mir zur Verfügung gestellt wurde, heißt Collaboration Drop 02: Dingle. Hier wurden nicht nur einfach Malt und Grain zusammengefügt, sondern auch noch Pot Still Whiskey der Dingle Distillery aus Irland hinzugefügt. Löblich ist die Transparenz der Bestandteile. Der Dingle Pot Still Whiskey reifte in Oloroso Sherry Hogsheads (250 Liter) und bildet mit 41% die Basis des Quartetts. Ergänzt würde dieser mit 16% Balmenach aus der Speyside, der in 1st Fill Pedro Ximénez Sherry Puncheons (ca. 500 Liter) reifte, 12% Blair Atholl aus den Highlands, der seine Zeit in 1st Fill Rye Barrels (ca. 200 Liter), Fässer, die amerikanischen Roggenwhiskey enthielten, verbrachte und 18 % Grain Whisky aus der Loch Lomond Distillery in den Highlands, der in 1st Fill Bourbon Barrels (ca. 200 Liter) reifte.  Diese Verbindung liest sich interessant, wobei man beim Blended ähnlich einer funktionierenden Musikgruppe immer die einzelnen Charaktere zurückstecken müssen, um das Gesamtwerk nach vorn zu bringen.

Im Glas

In der Nase sind zuerst Aromen von Karamell, schwarzem Pfeffer und Zigarrenwürze zu erkennen. Später kommen Rosinen und getrocknete Frucht von Aprikosen und Pfirsichen hinzu. Am Gaumen ist kurz die Süße von Marzipan zu erkennen, bevor dann die trockenen Noten von Muskatnuss, Nelke und Malz folgen. Er fühlt sich mit seinen 52 % Alkohol recht scharf an. Im Nachklang bleibt Malz und fast schon verbrannter Zucker nach.

Mit etwas Wasser lockert die Verbindung auf und helle Fruchtaromen und Citrus sind zu finden. Der Whisky wird sowohl besser riech-, als auch trinkbar.

Ist es ein Whisky für DJs? Möglicherweise. Ich greife lieber selbst zum Instrument, in meinem Fall ist es das Schlagzeug, anstatt Platten aufzulegen. Die Frage, die sich mir stellt: Wieviel neue Blender brauchen wir eigentlich? Ob sich der hippe Whisky durchsetzt? Auf jeden Fall ist in der Whiskywelt für jeden Musikgeschmack etwas dabei.

Der verkostete Turntable kostet in der 0,7l Flasche 79,90 €.

https://turntablespirits.com