Jens Schlünzen

Whiskyexperte, Autor

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Whiskykolumne – Millstone Dutch Single Malt

21. September 2024

Jens Schlünzen, unser Whiskyexperte, kennt fast alle Destillerien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und Norddeutschland. Im September stellt er zwei Whiskys aus den Niederlanden vor. Für Freunde/Freundinnen von Tabak, Torfrauch und Strandlagerfeuer.

© Jens Schlünzen

Heute begeben wir uns in die Niederlande nach Baarle-Nassau. Dort liegt ca. 40 Kilometer westlich von Eindhoven an der Grenze zu Belgien die Zuidam Distillery. Die 1976 als Familienbetrieb von Fred und Hélène van Zuidam gegründete Destille produzierte anfangs Likör, Genever, Gin und Vodka. Die Söhne Patrick und Gilbert leiten jetzt die Brennerei und haben das Portfolio um Whisky aus Gerstenmalz oder Roggen und Rum erweitert. Vor allem Patrick war es, der seinen eigenen Whisky herstellen wollte und hat seinen Traum 1996 erfüllt. Der Whisky heißt Millstone in Anlehnung an die Holländischen Mühlen, die das Getreide für den Whisky mahlen. Eine lange Fermentation von 7 Tagen und eine langsame Destillation in kleinen Pot Stills sorgt für ein fruchtiges und komplexes Destillat, das dann in Bourbon- oder Sherryfässern reift. Freundlicherweise standen mir zwei Abfüllungen zum Verkosten zur Verfügung.

Verkostung

Der erste Whisky ist der OL, der seine Reife in ehemaligen Oloroso Sherryfässern erfahren hat. Ungefärbt und nicht kaltfiltriert wurde der Whisky mit 46% Alkohol abgefüllt.

In der Nase kommen die Einflüsse der Sherryfässer schön zum Vorschein. Getrocknete Früchte, allen voran Aprikose, begleitet von Malz, Tabak und gebranntem Zucker sind zu erkennen. Das Aroma eines geöffneten Humidors ist in jeder Verkostungsphase schön eingebunden. Am Gaumen ist er weich, leicht trocken mit Malz und Tabak. Im Nachklang entfaltet der Whisky noch einmal fruchtbetonte Komponenten von Trockenobst und Banane, die auch von Tabak und einer feinen Süße umgeben werden. Der Nachklang regt an, ein zweites Glas zur Bestätigung des Erlebten zu verkosten.

Der Zweite Whisky ist eine Variante mit torfigem Malz. Er nennt sich Peated American Oak und reifte in ehemaligen Bourbonfässern und Fässern aus frischer nordamerikanischer Weißeiche. Das Malz hatte einen Phenolgehalt von 50 ppm, was in etwa dem von z.B. Ardbeg entspricht. Abgefüllt wurde er wiederum ungefärbt und nicht kaltfiltriert, jedoch mit nur 43% Alkohol.

Auch hier ist Tabak in der ersten Nase zu erkennen, schön eingebunden in das Aromenpaket von würzigem Torfrauch, Vanille, Toffee und heller Frucht, insbesondere Birne. Am Gaumen ist er weich, rauchig, mit heller Frucht, Vanille und dezentem Toffee. Der Nachklang ist angenehm lang mit feiner Vanille der US-Eiche und erinnert an einen Abend am Strandlagerfeuer.

Beide Whiskys sind sehr gut gelungen und laden ein, weitere Abfüllungen der Zuidam Familie zu verkosten.

Der OL kostet in der 0,7 l Flasche zwischen 40,- und 45,- €.

Der Peated American Oak kostet in gleicher Größe ca. 35,- €.

Zuidam Distillers BV

Smederijstraat 5

5111 PT Baarle-Nassau

Nederland

https://www.zuidam.nl/nl