Jens Mecklenburg

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Für mehr Tierwohl – Mehrheit spricht sich für höhere Fleischsteuer aus

30. Mai 2025

Der Großteil der Menschen in Deutschland befürwortet einer Umfrage zufolge eine höhere Steuer auf Fleisch, wenn die Mehreinnahmen dem Tierwohl zugutekommen. Wie die Verbraucherorganisation Foodwatch am letzten Freitag mitteilte, begrüßen 36 Prozent der Befragten dies »sehr«, 34 Prozent sprechen sich »eher« dafür aus.

Wie aus der Umfrage hervorgeht, lehnen 17 Prozent der Befragten eine höhere Fleischsteuer eher ab, auch wenn diese Einnahmen für die Förderung einer tierwohlgerechten Haltung verwendet werden. Elf Prozent sind stark dagegen.

94 Prozent gaben an, ihnen sei Tierschutz in der Landwirtschaft grundsätzlich wichtig.

»Die Mehrheit der Menschen ist bereit, mehr Geld für eine bessere Tierhaltung auszugeben«, deutete Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann die Umfrage. Er forderte den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) auf, schnell entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen.

Rainer hatte Ende April, noch bevor er Minister war, in einem Interview höhere Steuern auf Fleisch abgelehnt. »Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass keine Steuererhöhungen durchgeführt werden. Daran werde ich mich als zukünftiger Minister halten«, sagte er der Bild-Zeitung damals. Fleischpreise mache nicht er, sondern der Markt. Umweltschützer sowie Politiker von Grünen und SPD kritisierten die Äußerungen.

Der Foodwatch-Umfrage zufolge finden 54 Prozent der Menschen in Deutschland eine tierwohlgerechte Haltung in landwirtschaftlichen Betrieben »sehr wichtig«, weitere 40 Prozent »eher wichtig«. Insgesamt sechs Prozent hingegen betrachten sie als »eher« oder »völlig unwichtig«.

Das Meinungsforschungsinstitut Verian befragte im Auftrag von Foodwatch zwischen dem 14. und 16. Mai 1001 Menschen ab 14 Jahren in Deutschland. Den Angaben zufolge ist die Umfrage repräsentativ.

Tierwohl spielt im Handel zunehmend eine Rolle

Das Thema Tierwohl spielt auch im Handel eine wichtige Rolle. Supermärkte und Discounter werben teils offensiv damit.

So hat etwa Aldi eine neue Sortierung seiner Waren angekündigt. Statt wie bislang üblich sollen die Fleischwaren nicht mehr nach Tierart, sondern nach Haltungsform angeordnet werden. Kundinnen und Kunden sollen so »noch einfacher zwischen den Haltungsformen unterscheiden können«, begründet der Discounter die Neuerung.

© Ingo Wandmacher

Die Haltungsformkennzeichnung

Stufe 1:

Haltungsform 1 kennzeichnet Tierhaltung nach dem gesetzlichen Mindeststandard. Für Schweine bedeutet das: Die Tiere sind ausschließlich im geschlossenen Stall, jedes Schwein hat 0,75 Quadratmeter Platz, es gibt etwas Beschäftigungsmaterial wie Stroh oder Sägemehl. Während die Schweine-, Hähnchen- und Kaninchenhaltung durch detaillierte gesetzliche Vorgaben geregelt ist, gibt es solche speziellen Vorschriften für Mast- und Milchrinder, Puten und Enten nicht. Hier gibt Stufe 1 die branchenübliche Haltung an.

Stufe 2:

Ab dieser Stufe dürfen Rinder nicht angebunden sein. Tiere haben etwas mehr Platz im Stall (gilt nicht für Pekingenten und Milchkühe) und zusätzliches Beschäftigungsmaterial.

Stufe 3:

Tiere müssen Kontakt mit Außenklima haben, etwa indem es eine offene Stallseite oder einen überdachten Außenbereich am Stall gibt. Auch das Platzangebot muss höher sein (außer bei Enten). Vorgeschrieben ist auch Futter ohne Gentechnik.

Stufe 4:

In dieser Haltungsform müssen Tiere einen tatsächlichen Auslauf im Freien und deutlich mehr Platz im Stall haben. Schweine etwa mit 1,5 Quadratmeter pro Tier haben doppelt so viel Platz wie in Stufe 1.

Stufe 5:

In dieser Stufe müssen Tiere nach den Vorgaben der EU-Ökoverordnung oder nach den Richtlinien eines ökologischen Anbauverbandes (etwa Naturland, Bioland) gehalten werden.

Ursprünglich gab es nur 4 Haltungsformstufen. Stufe 5 wurde 2024 neu eingeführt. Noch in diesem Jahr sollen alle gelabelten Produkte im Handel der neuen fünfstufigen Kennzeichnung entsprechen.

Verbraucherschützer sehen den Fokus auf Haltungsformen kritisch. Die entsprechende freiwillige Kennzeichnung des Handels ist kein unabhängiges Tierwohl-Label.

Zudem gibt es auch in sogenannten Tierwohl-Ställen immer wieder von Tierschutzorganisationen aufgedeckte Missstände.

© Ingo Wandmacher

Vorzeigebetriebe in Sachen Tierwohl