Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

Zum Portrait

Alte Rassen sterben aus

Haben unsere traditionellen Nutztiere noch eine Zukunft?
22. Februar 2024

Deutschland ist einer der größten Fleischproduzenten Europas. Unter dieser „Hochleistungsproduktion“ hat die Vielfalt alter und traditioneller Nutztierrassen in den letzten Jahrzehnten stetig abgenommen. Nur wenige Hochleistungsrassen decken rund 98 Prozent des hohen Bedarfs an günstigem Fleisch aus der Turbomast ab. Auch der Wunsch der Konsumenten nach magerem Fleisch hat dem entsprechend sukzessive das robuste Vieh verdrängt. Eine Entwicklung, die unsere kulturelle und kulinarische Vielfalt beschneidet. Nur ein Beispiel aus Schleswig-Holstein: Weideten in den 1930er Jahren noch rund 80.000 Angler Rinder zwischen der Schlei und der Flensburger Förde, so ist der Bestand der schleswig-holsteinischen Rinderrasse heute auf rund 400 Tiere geschrumpft.

„Liebevolle Diven“ – Fotoshooting im Tierpark Arche Werder. © Ingo Wandmacher

Auch bei Schweinen, Schafen, Ziegen, Hühner, Puten und Gänsen herrscht Einfalt statt Vielfalt. Dabei eigenen sich die alten Rassen häufig im besonderen Maße für die nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft und kommen zudem erheblich besser mit energieärmerem Futter zurecht. Ist es nicht eine besondere menschliche Kulturleistung, dass sich in den unterschiedlichsten Gebieten jeweils die ideale Rasse angesiedelt hat, in der sich wiederum etwas von unserer kulturellen Identität widerspiegelt?

„Liebevolle Diven“ – Fotoshootings im Tierpark Arche Werder. © Ingo Wandmacher

Immerhin hat ein Umdenken eingesetzt. Die Population einiger alter Rassen ist in den letzten Jahren wieder gestiegen. Das hat auch mit einer gezielten Nachfrage des Verbrauchers und dem Wiedererwachen der regional geprägten Küche zu tun. Die meisten überzeugt der gute Geschmack. Was ist zu tun, um traditionelle Nutztiere nachhaltig vor dem Aussterben zu bewahren? Das Motto könnte lauten: Esst, was Ihr schützen wollt!

Jens Mecklenburg:

Raritäten von der Weide

66 Nutztiere, die Sie kennenlernen sollten, bevor sie aussterben

Hardcover, 208 Seiten, oekom Verlag, 18,95 Euro

© Ingo Wandmacher