Barbara Maier

Autorin

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Vom Acker bis auf den Teller – Waldhof Zydek

Nachhaltige Landwirtschaft an der Schlei
7. Oktober 2024

Der Waldhof Zydek liegt idyllisch von Wald, Wiesen und Naturschutzflächen umgeben in Hüsby an der Schlei. Hier betreibt Familie Zydek einen Biolandhof. Ihre Philosophie: Vom Acker bis auf den Teller.

© Uta Gleiser

Der Waldhof Zydek ist ein junges Familienunternehmen auf einem alten Bioland-Hof in Schleswig-Holstein an der Schlei. Die junge Familie, das sind Nils, Elena und die drei Kinder Matilda, Emma und Abbe. Die Hofhündin Molly, ein Border Collie, gehört ebenfalls zur Familie. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Kühe von den Koppeln zum Melken zu holen und beim Schafetreiben zu helfen.

Die Zydeks haben den Waldhof von ihrem Vorgänger, Hans-Jürgen Gosch, der vom Fleisch- und Milchverkauf seiner Rinder lebte, übernommen. Dessen Kinder haben beruflich andere Wege eingeschlagen und wollten den Hof des Vaters nicht weiter führen. So war Gosch auf der Suche nach einem außerfamiliären Nachfolger. Zur selben Zeit suchten die Zydeks für ihre eigene, weiter wachsende Familie einen Resthof mit etwas Land. Zufall oder Schicksal wollte, dass sich ihre Wege trafen. Bevor die junge Familie dann den Waldhof übernahm, arbeitete Nils Zydek erst noch ein Jahr lang als Angestellter auf dem Hof des damaligen Besitzers. Ihm war es wichtig, den alten Hof mit all seinen Gegebenheiten vorher genau kennen zu lernen. 

Nils Zydek ist studierter Forstwirt und Landwirtschaftsmeister. Er ist für die Landwirtschaft und die Ausbildung der Auszubildenden zuständig. Mit dem seit 2003 auf dem Hof des Vorbesitzers angestellten Mitarbeiter Artur Stanislaw Kowalski bewirtschaftet er 120 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Darunter intensives Grünland, Naturschutzflächen sowie etwa 30 Hektar Ackerland. Dort werden Kleegras, Silomais, Erbsen, Hafer und Roggen als Futter für die eigenen Tiere angebaut. 

Seine Frau Elena studierte Geographie und promovierte in Umweltrecht- und Planung. Sie leitet die Klimafarm in Erfde für die Stiftung Naturschutz SH und kümmert sich in ihrer Freizeit um das Hofmanagement.

Nils Zydek erzählt: „Im Frühjahr 2018 haben wir den Waldhof als außerfamiliäre Hofnachfolger übernommen. Unser Ziel ist es, die ökologische Wirtschaftsweise des Waldhofes weiterzuführen. Der Hof soll sich nicht vergrößern, aber mit neuem Mut und Ideen wollen wir nach innen wachsen.“

© Uta Gleiser

Rotbunte Rinder

Derzeit leben rund 50 Milchkühe mit Nachzucht auf dem Waldhof. Mit den Ochsen kommen sie auf 120 Rinder. Das Besondere ist, dass sowohl die weiblichen als auch die männlichen Kälber aufgezogen werden. Die Mädels werden Milchkühe und die Jungs mit circa neun Monaten kastriert und auf gut 40 Hektar Naturschutzflächen „gemästet“ bis sie ein Alter von knapp zweieinhalb Jahren erreicht haben.

Ochsen wachsen wesentlich langsamer als die unkastrierten Bullen, da ihnen durch die Kastration das Testosteron fehlt. Dadurch ist ihr Fleisch hochwertiger. Der Landwirt sagt, „langfristig möchten wir bei uns die Rasse Rotbuntes Doppelnutzungsrind etablieren. Wir kreuzen mittlerweile in der dritten Generation das Rotbunte Doppelnutzungsrind konsequent mit jeweils einem Elternteil ein, so dass wir in wenigen Jahren reinrassige Rinder haben werden, die sich nicht nur durch Robustheit und Leichtkalbigkeit auszeichnen werden, sondern sich bestens zur Fleisch- und Milchgewinnung eignen. Und wir lassen unseren Rindern die naturgegebenen Hörner. Die Tiere sind von Frühjahr bis Herbst Tag und Nacht draußen auf der Weide.“ 

Das Rotbunte Doppelnutzungsrind liefert gesunde, gehaltvolle Milch aus der sich Rohmilchkäse bester Güte herstellen lässt. Durch das langsame Wachstum, die Bewegung im Freien und das abwechslungsreiche Grünfutter entwickeln die Tiere der Zydeks gut marmoriertes, schmackhaftes Fleisch.

Besonders für den ökologischen Landbau ist diese Rasse interessant und auch für die Landschaftspflege ist das traditionelle Rind gut einsetzbar.

Nils Zydek erzählt: „Wir stehen für kleinbäuerliche Landwirtschaft, wirtschaften nach Bioland-Richtlinien und sind Teil einer handwerklichen, regionalen Nahrungsmittelproduktion. Auch deshalb sind wir Investitionspartner der Regionalwert AG Hamburg, die sich für eine Agrarwende stark macht.“

Die Zydeks bewarben sich mit ihrem Projekt und ihrer Planung bei der Regionalwert AG Hamburg als Investitionspartner. Sie wurden akzeptiert und bekamen dadurch Unterstützung in Form von Geldern, Beratung und Vermarktungsmöglichkeiten geboten. Die finanzielle Unterstützung gilt als Einlage in den Betrieb, wodurch die Regionalwert AG Hamburg stiller Teilhaber des Waldhofes geworden ist.

Heidschnucken 

Die zehn weißgehörnten Heidschnucken beweiden das ganze Jahr über als Mutterschafe die Wiesen und Weiden des Hofes. Im Frühjahr werden dann circa 15 Lämmer geboren. Diese Schafrasse ist eine alte robuste Landrasse, die das ganze Jahr im freien lebt. In der Regel bringen sie ihre Lämmer ohne menschliche Hilfe zur Welt. Einmal im Jahr werden sie von Nils Zydek und Hund Molly zum Scheren und zur Klauenpflege von den Wiesen auf den Hof getrieben. Die Vermarktung des Schaf- und Lammfleisches ist in der letzten Zeit in den Hintergrund gerückt. Der Hof-Umbau, die Milchkühe, die Vermarktung und Auslieferung des Ochsenfleisches, sowie auch die Landwirtschaft stehen zurzeit an erster Stelle. Denn auch auf dem Waldhof hat ein Tag nicht mehr als 24 Stunden.

© Uta Gleiser

Vermarktung 

Die Milch wird von der Gläsernen Molkerei in Dechow abgeholt und

verarbeitet. Mit der Molkerei hat Familie Zydek gemeinsam die Kampagne „Die Weide lebt“ gestartet. Sie setzt sich für mehr Biodiversität auf den Weiden ein. Derzeit ist auf dem Hof in Hüsby auch eine eigene kleine Hofkäserei in Planung.  

Die Schlachtung der Rinder und Schafe erfolgt nur 15 Kilometer entfernt in Ascheffel in den Hüttenwerk Bergen. Hier reift das Rindfleisch für zwei bis drei Wochen und wird dann in Wanderup bei Toorsten  zerlegt. Auch delikate Wurstwaren wie luftgetrocknete Salami, Schinken oder Pastramie (geräucherte Rinderbrust mit Nelken) werden dort hergestellt.

Das Rindfleisch wird über die „Fleischtheke Biofrisch Gosch“ in Eckernförde, über die „Hobenköök“ in Hamburg, sowie über den online Lieferdienst „Bio von hier“ vermarktet.

Der Waldhof hat sich zu einem Spezialisten im Bereich der Bioland-Kalbsfleischvermarktung für Gastronomen entwickelt. „Wir liefern regelmäßig an die Restaurants Zur Erholung, Klinker, Hobenköök und Waldschlösschen unser Rind- und Kalbsfleisch“, berichtet Nils Zydek. „Die Gastronomen nehmen uns halbe und ganze Tiere ab – was die hohe Wertschätzung der Köche für unsere Produkte zeigt.“ Vom Acker frisch auf unsere Teller: So sollte es eigentlich immer sein!

Waldhof Zydek GbR Bioland-Betrieb

Nils und Elena Zydek

Bergstraße 12

24850 Hüsby

Tel.: 0176 62758619

E-Mail: bio@waldhof-zydek.de

www.waldhof-zydek.de/

© Uta Gleiser