Was vereint einen Banker aus Neumünster mit einem Kieler Sportwissenschaftler? Es ist in diesem Fall eine gemeinsame Liebe. Die Liebe zu Whisky und Genuss. Heute betreiben Marc-Björn Stock (44) und Jens Schlünzen (52) das Kieler Fachgeschäft Whiskyle – zur Begeisterung einer großen Fangemeinde im Norden. Ein Gespräch über Whisky.
Wie seid ihr zum Whisky gekommen?
Jens Schlünzen: Ich habe während meines Studiums in einem in einem renommierten Feinkostgeschäft gejobbt, die hatte eine gute Whiskyabteilung.
Marc-Björn Stock: Ein Freund weckte das Interesse für Whisky und nach ein paar Tastings stellte ich fest, dass meine Begeisterung für Whisky und die schottische Kultur geweckt war.
JS: Nach vielen gemeinsamen Tastings, einigen Schottland-Urlauben mit der Whisky Runde und beruflichen Jahren in der Spirituosenbranche entschlossen wir uns, gemeinsam den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und Whiskyle zu gründen.
Was zeichnet guten Whisky aus?
JS: Die Qualität des Destillats kombiniert mit der der Fässer. Es muss einfach alles gut zusammenpassen und der rechtzeitige Zeitpunkt gefunden werden, den Whisky aus dem Fass zu holen. Wenn er einem dann Genuss und Spaß bereitet, ist es ein guter Whisky. Nicht jede Destillerie kann in Ruhe und Sorgfalt herstellen, da teilweise der Druck eines großen Konzerns dahinter steckt, der leider nur den Gewinn aber nicht unbedingt die Qualität maximieren will.
Was muss man für einen guten Whisky ausgeben?
JS: Der Kunde bezahlt bei uns im Schnitt um die 50 Euro für eine Flasche. Aber auch schon für 20 bis 30 Euro kann man Spaß in der Flasche bekommen.
MBS: Der höhere Preis muss nicht zwingend den höheren Genuss bringen, ergibt sich aber häufig aus einer Kombination von Alter, Alkoholgehalt und verfügbarer Menge.
Muss ein guter Whisky ein Malt-Whisky sein?
JS: Das kann man nicht generell sagen, der ist vielen zu rauchig, dann kann ein Blended oder Bourbon vorgezogen werden.
MBS: Gut ist er, wenn er einem schmeckt, Genuss bringt und zur Situation passt. Das kann mal der Malt Whisky sein und ein anderes Mal der Blended Malt oder halt ein Bourbon oder Blend. Man sollte probieren und dann urteilen, ob es einem schmeckt, denn Geschmack kann sich auch ändern.
Wann darf ein Brand sich Whisky nennen?
MBS: Jedes Land und jede Region haben ihre eigenen Regelungen dafür, unter welchen Bedingungen ein Brand Whisky oder Whiskey genannt werden darf. In der Hauptregion Schottland und Irland gelten die europäischen Verordnungen: ein Alkoholgehalt von weniger als 94,8 Prozent, mindestens 3 Jahre Reifeprozess und ein Mindestalkoholgehalt von 40 Volumenprozent.
Was können die Schotten, was andere nicht können?
MBS: Sie haben einfach das bessere Wetter, zumindest für die Whiskylagerung. Die Temperatur in den alten Lagerhäusern aus Stein ist gleichbleibend niedrig und sorgt für eine gleichmäßige Reifung. Dazu kommt noch das Wissen, dass man über Jahrhunderte gesammelt hat. Die Herstellung ist ein Handwerk und Erfahrung spielt einfach eine große Rolle.
Was haltet ihr von Whisky aus Deutschland?
JS: Er hat durchaus seine Berechtigung. Es fehlt aber teilweise die Erfahrung und die Brennapparate kommen meist aus dem Obstbrandbereich und sind schwierig für einen Whisky einzusetzen. Die Schotten haben einfach einen historisch gewachsenen Vorsprung an Technik und Wissen.
MBS: Es gibt aber auch in Deutschland immer wieder schöne Whiskys zu entdecken, aber die Erfahrung ist einfach noch nicht so groß. Dafür kann man von Anfang an dabei sein, wie sich etwas Spannendes entwickelt. Schön finde ich es, dass sich auch bei uns regional etwas tut. Altenhof bei Eckernförde und in einigen Jahren auch die Czernys aus Kiel sind da zu nennen.
Wozu passt eigentlich Whisky?
JS: Whisky passt zu allem – das geht von Labskaus, Muscheln bis hin zu Käse und Schokolade. Da können sich ganz neue Geschmackswelten auftun.
Habt ihr interessante Entdeckungen in letzter Zeit gemacht?
JS: Das ist vor allem Wolfburn. Eine neue Destillerie aus dem Norden Schottlands. Sie zeigt auch anderen Brennern auf der ganzen Welt, dass junger Whisky gute Qualität haben kann.
Habt ihr eine Lieblingsdestillerie?
MBS: Da gibt es einige – vor allem aber Bruichladdich – eine Whiskybrennerei auf der Insel Islay. Wenn wir die besuchen, ist es wie bei einem Familienbesuch.
Eure Lieblingswhiskys?
JS: Zum Beispiel ein 1982er Glenfarclas aus der Family Cask Serie aus der vierten Belegung im Sherryfass. Diverse Abfüllungen von Bowmore und Bruichladdich.
MBS: Zum Beispiel ein 1969er Strathisla von Jack Wiebers, ein 1976er Tomatin von SSMC, diverse Bowmore. Glenfarclas & Bruichladdich Abfüllungen.
Welche Trends und Entwicklungen gibt es auf dem Whiskymarkt?
JS: ein Trend ist leider, dass die Altersangaben immer häufiger wegfallen und der Genießer es somit schwer hat, den Wert der Flasche in Relation zum Preis zu setzen. Einige Abfüller und Destillerien sind positive Ausnahmen, die z.T. in Flyern oder auf deren Websites die Zusammensetzung des Whiskys angeben.
Gibt es einen Unterschied, ob ein Bayer, ein Sachse oder ein Norddeutscher Whisky trinkt/kauft?
JS: Vor einigen Jahren war der torfige Whisky im Norden beliebter, was wohl an der beliebten norddeutschen Tradition des Geräucherten lag. Aber heute gibt es da keine regionalen Unterschiede mehr. Aber, der Inselwhisky schmeckt an der Küste natürlich immer am besten, das Klima ist halt ähnlich rau, das verbindet (Jens Schlünzen grinst bei der Antwort)
Wie seht ihr die Entwicklung auf dem Spirituosenmarkt?
MBS: Whisky-Fans aus aller Welt tummeln sich auf Tastings und Messen. Ein wachsendes Publikum öffnet sich dem Genuss der Spirituose. Der Whisky übt dabei eine besondere Faszination aus. Beim Rum entwickelt es sich auch immer mehr und die Vielfalt wird größer. Da gibt es Spannendes zu entdecken und noch mehr für weniger Geld im Vergleich zum Whisky. Craft-Biere kommen hinzu, Bier wird neu entdeckt. Der Hype um Gin wird wahrscheinlich etwas abebben, aber weiterhin sehr stark sein. Gespannt darf man sein, welche Spirituose noch aus dem Schatten tritt. Cognac vielleicht? (Das Gespräch führte Jens Mecklenburg für Nordische Esskultur)