Johanna Rädecke

Redakteurin

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Weserbergland Brennerei

Edle Tropfen aus dem Garten
9. März 2021

Sebastian Budde stellt in seiner Weserbergland Brennerei Obstbrände und -geiste, Liköre und Bierbrand her. Als waschechter Weserbergländer brennt er, was in der Umgebung wächst. Auch aus Privatgärten erhält er alte Obstsorten, die in seiner Destille mit Bestqualität verarbeitet werden.

© Weserbergland Brennerei

Südlich von Hannover liegt das Weserbergland. Fachwerk und Weserrenaissance, Burgen und Schlösser aber auch die eindrucksvolle Landschaft mit den sanften Hügeln und der ruhig dahinfließenden Weser zeichnen die Mittelgebirgsregion aus. Inmitten dieser Idylle liegt die Weserbergland Brennerei in Scharfoldendorf. 2012 beschloss Sebastian Budde, dass es Zeit für heimische Spirituosen von und für Weserbergländer war. Gemeinsam mit seinem Vater gründete er die Weserbergland Brennerei, nachdem er jahrelang als Kaufmann in ganz Europa Spezialglasflaschen an führende Spirituosenhersteller verkauft hatte. Für den rechten Verkaufssinn war also schon gesorgt und die Liebe zu Qualitätsbränden hat ihm, so seine Vermutung, der Schlehenlikör seiner Großmutter gebracht. So machte er seine Leidenschaft zum Beruf und erfüllte sich seinen Jugendtraum: selbstständig zu sein und eigene Destillate zu brennen. Seitdem ist das Brennen für ihn das, was das Malen für Künstler ist: „So kann ich jeden Tag das machen, was mich erfüllt“, sagt er.

Seinen Anfang fand die Brennerei in einem alten Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert in Reileifzen. Hier waren auch eine Gaststube und ein Biergarten angeschlossen, in der Kurse und Verkostungen angeboten wurden. Um sich jedoch voll und ganz auf das Brennen konzentrieren zu können, stand im Jahre 2020 ein Umzug an. Seitdem können die rund 60 verschiedenen Brände, Geiste und Liköre im Werksverkauf in Heinsen, online oder bei Partnern der Umgebung erworben werden.


Geist in Flaschen: Die Entstehung

Die Hauptbrennzeit beginnt im Spätsommer, wenn Pflaumen, Äpfel, Birnen und Quitten gebrannt werden. 6 bis 8 Wochen lang brennt Sebastian Budde täglich bis zu 14 Stunden, damit das frisch geerntete Obst zügig weiterverarbeitet wird. Doch auch im Sommer und Winter erfüllt der Duft von aromatischen Produkten die Brennerei: mal nach Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, mal nach kräftigen Gewürzen und Nüssen. Generell gilt: „Wir verwenden vor allem das, was bei uns in der Umgebung wächst.“ Als gebürtiger Weserbergländer kennt sich Budde in der Umgebung aus, pflegt Kontakt zu lokalen Produzenten und zu vielen, die ihr Obst aus den Privatgärten zu seiner Brennerei geben. Hier finden sich auch fast vergessene alte Sorten wie Elsbeeren, Wildapfel, Kornelkirsche und die Reneklode. Die Devise: Jedermann kann aus seinem Privatobst seinen eigenen Geist brennen lassen. 

„Bei uns wird alles von Hand gemacht“, erläutert Sebastian Budde. „Das beginnt schon damit, dass wir zum Beispiel die Quitten vor der Verarbeitung Stück für Stück mit einem Tuch von ihrem Flaum befreien.“ Denn dieser Flaum enthält Fette und Harze, die einen bitteren Geschmack verursachen. Um die 150 Liter Maische für eine volle Brennblase zu bekommen, benötigt Budde an die 180 Kilogramm Obst. Am Ende werden aus dieser Masse allerdings nicht mehr als vier bis sechs Liter Destillat gewonnen. „Das muss man sich wahrlich auf der Zunge zergehen lassen“, so der Brennmeister voller Begeisterung. „In zwei Zentilitern Quittengeist stecken gut und gern mehr als ein Pfund Frucht. Was für eine schöne Rarität – konserviert in einer Flasche.“

© Weserbergland Brennerei


Herzstück voller Aroma

Die frischen Früchte, die ihren Weg in das Destillat finden sollen, werden als erstes zerkleinert und gegebenenfalls vergoren. In der Destille wird diese „Maische“ gleichmäßig erwärmt, bis Dampf in den kupfernen Helm aufsteigt. Von dort gelangt er in die Kolonnen-Böden, wo nach und nach der Alkohol geklärt wird. Dieser Alkohol wird dann in einen Kühler geleitet, an dem sich ein Zapfhahn befindet. Der sogenannte Vorlauf ist das erste, was im Brennprozess entsteht und auf keinen Fall mit in das Destillat kommen darf. Er ist beißend, kaum fruchtig und giftig, da er Methanol enthält. Budde sagt: „Das ist wie beim Kochen. Wenn etwas anbrennt, darf es unter keinen Umständen mit ins Essen kommen. Das schmeckt immer durch.“ 

Nach dem Vorlauf kommt das Herzstück, ein reiner Geist mit vollem Aroma, der Genießerherzen höherschlagen lässt. Die richtige Abpassung des Herzstücks verlangt einige Übung, Zeit, viel Sorgfalt und einen guten Gaumen. Im Nachlauf lässt der Geschmack des Destillats nach. Deswegen ist es wichtig, die Abfüllung vor dem Nachlauf zu stoppen. Der dann abgefüllte Geist ist jedoch noch nicht fertig – vor Licht und Temperaturschwankungen geschützt geht es erst in den Reifekeller und wird beispielsweise in Bourbon- oder Sherryfässern gelagert.

Der passionierte Brenner empfiehlt: Bei Zimmertemperatur entfalten Obstbrände ihre geschmackliche Vielfalt nach etwa 15 Minuten. So lässt sich das Destillat am besten genießen.

© Weserbergland Brennerei

Weserbergland Brennerei

Weserstraße 1

37649 Heinsen

http://www.weserbergland-spirituosen.de/