Das platte Marschland an der jütischen Wattenmeerküste der Nordsee erstreckt sich weit und konturlos bis zum Horizont. Kaum etwas bietet dem Auge Halt oder Abwechslung, abgesehen von vielleicht einem entfernten Kirchturm, oder einem Siel im Deich. Nicht sehr aufregend, also, könnte man denken. Wären da nicht die immer wieder aufregenden Wolkenformationen im hier ebenso weiten Himmel und die für das ungeübte Auge unsichtbare Vielfalt im nährstoffreichen, fruchtbaren Boden der Marschen und Salzwiesen wäre; von der unglaublichen biologischen Vielfalt im Watt selbst ganz zu schweigen.
So hat diese Region schon immer einige sehr typische Nahrungsmittel hervorgebracht, die jedoch im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten waren. Heute allerdings machen sich lokale Produzenten daran, dieses Potenzial wieder anzuzapfen und mit ihren Produkten auch etwas von der einst so typischen Esskultur der Region neu zu beleben. Jesper Monsrud sagt es ganz deutlich: „Die Esskultur hier in der Wattenmeer-Region ist anders als im Osten Dänemarks!“
Unsere Marsch
Um das zu verdeutlichen und um den örtlichen Klein- und Mikrounternehmern zu helfen, leitet er die vom Wirtschaftsverband Tønder mitgetragene Initiative „Vores Marsk“, was auf Deutsch schlicht bedeutet: „Unsere Marsch“.
„Unsere Marsch ist eine Drehscheibe für Lebensmittelinitiativen entlang des Wattenmeeres. Durch Entwicklung, Vernetzung, Wissensaustausch, Zusammenarbeit und erhöhte Sichtbarkeit werden wir das Angebot an lokalen Lebensmitteln und Erfahrungen stärken, die sich auf das lokale Potenzial und die lokale Esskultur beziehen“, sagt er weiter.
Im Juni diesen Jahres eröffnete „Vores Marsk“ einen Ausstellungsraum mit Laden in einem der ältesten Häuser von Tønder. Hier werden regelmäßig Networking-Veranstaltungen organisiert, also Workshops, Webinare und eine breite Palette anderer Angebote. Auf diese Weise können sich Lebensmittelfachleute aus verschiedenen Regionen und Bereichen miteinander vernetzen und mehr über die Möglichkeiten der Arbeit mit lokalen Lebensmitteln erfahren. Einmal die Woche, jeweils donnerstags, hat der Laden auch für andere BesucherInnen geöffnet. „Aber der Laden an sich ist ja nicht unser Hauptziel“, erklärt Jesper. „Uns geht es darum, mit Partnerschaften und Netzwerken den Verkauf lokaler Produkte an vielen Stellen zu fördern; die Hersteller überhaupt erst einmal „sichtbar“ zu machen und ihnen eine Weiterentwicklung zu ermöglichen.“
Partnerschaft mit Gastronomie
Konkret bedeutet dies beispielsweise Partnerschaften mit der Gastronomie: Einige Restaurants beziehen ihre lokalen Produkte dank Vores Marsk nun direkt von den Erzeugern.
Oder eine Zusammenarbeit mit örtlichen Supermärkten – in einigen Filialen von Coop oder Brugsen beispielsweise gibt es „Vores Marsk“-Regale, in denen die Erzeugnisse der angeschlossenen Hersteller angeboten werden.
Derzeit sind 18 kleine Produzenten dem Netzwerk „Vores Marsk“ angeschlossen, Tendenz: Steigend. Und mit einer schon jetzt ordentlichen Produktvielfalt. Austern gehören dazu, aber auch ein lokales Starkbier, die mobile Meierei eines Bauern mit 60 Kühen, der seine Milch in Flaschen abfüllt und auf den umliegenden Dörfern verkauft; Käse gehört natürlich dazu oder ein Metzger von der Insel Rømø, aber auch ein Wattenmeer-Gin mit Kräutern aus dem Watt und ein spezieller Kaffeelikör. Und ein Ende ist noch lange nicht absehbar. „Wir sind hier in Tønder ganz im Süden Dänemarks, nicht weit von der Grenze. Es wäre nur natürlich, auch Produzenten aus Nordfriesland mit zuvertreten“, sagt Jesper Monsrud.
Informationen, Kontaktdaten und Termine von Veranstaltungen finden Sie auf der dänischen Webseite https://voresmarsk.dk.
Das nächste Austernfestival findet im Oktober 2022 statt. https://www.danmarksoestersfestival.dk