Unser segelnder kulinarischer Autor Detlef Jens schippert von der Flensburger in die Kieler Förde und macht vor dem Schiffercafé in Kiel-Holtenau fest. Ein Café mit maritimer Geschichte. Nicht nur für Segler, auch für „Landratten“ geeignet.
Das Schiffercafé: Direkt auf dem Tiessenkai neben den Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel-Holtenau liegt das vielleicht gemütlichste, auf jeden Fall maritimste Café Kiels. Wie es sich für eine „Sailing City“ gehört, eben direkt am Wasser und nur wenige Schritte vom Liegeplatz der Yachten entfernt, die hier vor oder nach einer Kanalpassage festmachen. Besser geht es also nicht, was die Lage betrifft. Und das ist natürlich kein Zufall, denn das Schiffercafé befindet sich in einem historischen Haus, das einigen älteren Seefahrenden, wie auch mir, noch bekannt ist. Als es nämlich der Laden des Schiffsausrüsters Hermann Tiessen war, wo es einfach alles gab – neben Tauwerk und Schäkeln und 5000 anderen Ausrüstungsteilen vor allem auch zollfreien Schiffsproviant in fester und flüssiger Form. Es war, sozusagen, ein „One-Stop-Shop“ für Seeleute. Die meisten und größten Bestellungen kamen von Frachtern und wurden direkt in der Schleuse an Bord geliefert, doch vieles ging auch im Laden am Kai über den Tresen, dann vor allem an kleinere Kümos oder eben auch Yachten. Darunter so kleine wie ein Folkeboot: Als ich als Teenager mit einem solchen Boot und einem Kumpel nach Norwegen segelte, bunkerten auch wir unseren Proviant beim Schiffsausrüster Tiessen.
Einiges von dieser Atmosphäre hat sich bis in das heutige Café hinübergerettet. Denn das alte Kontorhaus des Schiffsausrüsters, der seinen Betrieb im Jahre 1927 hier am Kai eröffnete und das Geschäft später an seinen Sohn Günter übergab, der bereits seit 1946 als Mitinhaber dabei war, steht unter Denkmalschutz. Teile der alten Ladeneinrichtung sind noch erhalten, so zum Beispiel ein dunkelgrünes Wandregal mit den für Kaufmannsläden charakteristischen, vielen Schubladen. Einst stand es hinter der Verkaufstheke, heute ist es Blickfang im Eingangsbereich des Cafés.
Auf der Webseite des Cafés wird die weitere Geschichte des Hauses so beschrieben: „Seit November 2009 wird das Schiffercafé von Alexander Stieler geführt und wurde 2015 um das Gebäude Tiessenkai Nr. 10 erweitert (rechts daneben). In beiden Lokalen werden seitdem saisonale und regionale Produkte bodenständig, aber mit Liebe zum Detail zubereitet. Hausgemachter Matjes, unser Backfisch, die frisch produzierten Fischfrikadellen und Muscheln der Kieler Meeresfarm sowie selbstgebackene Kuchen runden das vielfältige Angebot ab.“
Vor allem die frischen Fischbrötchen sind wirklich großartig. Ebenso wie das Frühstück. Und eigentlich alles hier. Vor allem aber sind es die Lage und die ganz speziellen Vibes hier, die das Schiffercafé so attraktiv machen. Im Winter ebenso, wie im Sommer – dann auch draußen auf der Pier.
Öffnungszeiten im Winter (Oktober bis März):
Montag bis Donnerstag von 10.00 bis 18.00 Uhr
Freitag bis Sonntag bis 20.00 Uhr
Warme Küche Freitag 16.00 bis 19.00 Uhr
Samstag und Sonntag 12.00 bis 19.00
Fischbrötchen und Kuchen gehen während der Öffnungszeiten immer!
Schiffercafe Kiel
Tiessenkai 9-10
D-24159 Kiel
Tel.0431 / 9089676info@schiffercafe-kiel.de
www.schiffercafe-kiel.de
Dieser Beitrag erschien auf Literaturboot.de, der Seite für maritime Literatur und Lebensart im Norden.
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