Detlef Jens

Journalist & Autor

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Genuss auf der Pier

Kulinarische Ankerplätze
31. Juli 2020
Der Autor. ©Detlef Jens

Der maritime Journalist und Buchautor Detlef Jens aus Flensburg, dürfte der erste segelnde Gastrokritiker sein. Für uns besegelt er nun regelmäßig die nordischen Küsten und berichtet, wo es sich zur Nahrungsaufnahme an Land zu gehen lohnt. Seine Tipps sind übrigens auch für „Landratten“ geeignet. Seine erste kulinarische Reise auf dem Segelschiff führt ihn in die Schlei und nach Dänemark.


Langballigau

In der Gastronomie ist es ja oft wie bei den Immobilien: Die Lage zählt.

Im Odinsfischer. © Detlef Jens

Im beliebten Fischbistro „Odinfischer“ in Langballigau befindet man sich auf der Sonnenseite des Hafens und des Lebens. Im Strandkorb auf der Pier, nur wenige Meter weiter schwabbeln die vertäuten Boote gemütlich vor sich hin. Fisch in allen Variationen gibt es hier, im Brötchen, geräuchert, gebraten oder als Matjes, immer frisch und immer lecker und immer liebevoll auf dem Teller präsentiert. Dazu einen angenehm süffigen Haus-Chardonnay und die Welt ist eigentlich, für den Moment jedenfalls, in Ordnung. Übrigens, wirklich gute Weine findet man gleich nebenan, wo man es so gar nicht vermuten würde, im „Fährhaus LA“nämlich. Skurril: Neben der Currywurst-Pommes-Imbissküche betreibt der Inhaber einen kleinen, feinen Weinhandel. Im Sommer sind viele Sorten gut gekühlt auch zum sofortigen Genuss bereit – am Strand, an Bord sofern man mit eigenem Boot angekommen ist, oder eben im Fährhaus selbst, dann am besten auf der luftigen Terrasse im ersten Stock mit Weitblick über die Förde.


Kappeln

Seit es das schöne Bistro „Hafenheimat“ in Kappeln nicht mehr gibt, fühle ich mich dort etwas Heimatlos, so zwischen den vielen Lokalen an der eigentlich ja ganz hübschen Wasserfront. Denn die Mehrzahl dieser Restaurants sind offenbar auf den schnellen Touristen-Euro aus und arbeiten entsprechend unspektakulär. Eine angenehme Ausnahme findet sich erst einige Schritte weiter am Ufer der Schlei entlang, unter der Brücke durch bis zum Yachthafen. Dort wartet das Restaurant „Tauwerk“. Dies ist eigentlich das Clubheim des lokalen Segelclubs und liegt dementsprechend direkt am Yachthafen. Aber es hat eben auch ein öffentliches Restaurant und kein ganz schlechtes obendrein. Angenehm, mit zwar bürgerlicher, aber auch nicht zu spießiger Küche guter Qualität zu fairen Preisen. Und sie haben dort in Konzept, das sympathisch klingt. Hier soll jungen Menschen die Arbeit in der Gastronomie nahegebracht werden, um ihnen vielleicht eine Perspektive zu bieten, wenigstens für einen Nebenjob. Idealerweise soll es jedoch dazu führen, dass sich mehr junge Menschen für einen Beruf in der Gastronomie entscheiden, denn der Mangel an Fachkräften ist merkbar. Der Service, das sei gleich geklärt, ist hier ausgezeichnet. 


Sønderborg

Der Blick auf den Hafen Sonderburg

Weiter im Norden kommen wir nach Frankreich – pardon: Sønderborg. Diese kleine, quirlige dänische Hafenstadt am Eingang zum idyllischen Alsensund hat sich über die Jahre mächtig herausgeputzt. An der Hafenmeile direkt südlich der schönen Klappbrücke fühle ich mich angekommen: An der Pier festmachen, einmal über die Straße, schon bin ich im Bistro „Grand-Mère“, mit Blick aufs Schiff. Voilà, ganz wie in einem französischen Hafen, das ist wunderbar. Und es gibt natürlich den von mir zum Aperitif bestellten Kir, ohne dass der freundliche Kellner erst nachfragt, was das denn sei. Dann ist er auch noch perfekt gemischt. Dazu ein Chevre Chaud, auf Gartensalaten, mit Wallnusskerne, gehobelten Birnenscheiben und dezentem Fruchtdressing. Mit dieser Begleitung kommt der kräftige, gratinierte Ziegenkäse richtig gut zur Geltung. Im Übrigen ist die Karte klein und übersichtlich, hat aber alle Grundnahrungsmittel parat: Austern und Crevettes, Moules frites und Steak frites und was man eben so braucht, dazu eine gute Auswahl französischer Weine. Den knackigen Muscadet-sur-lie und lockeren südfranzösischen Rosé, etwa, oder auch sehr guten Champagner falls man das Leben feiert, dazu natürlich auch hervorragende Rote.

Wer eher italienisch tickt und es jung und locker mag, geht auch hier einige Schritte am Wasser entlang und unter der Brücke hindurch. Dort beginnt die nach einem Masterplan von Stararchitekt Frank Gehry ganz neu gestaltete Wasserfront mit einigen sehenswerten Gebäuden. Gleich zu beginnt ist das Bistro und Café „Torve-Hallen“ in einem alten Lageschuppen oder ähnlichem eingerichtet, dabei mit überschaubaren Mitteln aber originellen Ideen modern und gemütlich gestaltet. Natürlich mit direktem Blick aufs Wasser, dazu einem netten Service und einem unkomplizierten und meist leckeren Angebot an Snacks und einfachen Gerichten. Immer gut für ein anständiges Glas Wein mit Pizza oder Pasta, knackigen Snack oder verdammt verführerischen Kuchen.

 

Detlef Jens gibt das Onlinemagazin Literaturboot.de. heraus.

Ein Gespräch über seinen neusten Krimi „Gefährliche Gezeiten

Das Tauwerk in Kappeln ©Detlef Jens

 

Odinfischer, Langballigau: Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 20 Uhr, +49 4636 9796542

 

Tauwerk, Kappeln: Geöffnet hat das Restaurant mit Biergarten Dienstag bis Sonntag von 12 bis 22 Uhr (Küche bis 21 Uhr). Telefon für Tischreservierungen: 04642 2158. Tauwerk-asc.de

Grand-Mère, Sønderborg: Lunch von 12 bis 15 Uhr, Dinner von 17 bis 21 Uhr, durchgehend Wein und Snacks. Hello@bistrograndmere.dk, http://bistrograndmere.dk, +45 40411185

 

Torve-Hallen, Sønderborg: Täglich 11 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag bis 24 Uhr. Küche von 11 bis 15.30 und 17 bis 21 Uhr, Sonntag bis 20 Uhr. info@torve-hallen.dk, https://torve-hallen.dk, +45 73709999