Jens Mecklenburg

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Bronzepute

Stolzer Vogel in schimmerndem Glanz
28. Juli 2023
Brozepute. © Ingo Wandmacher

Für viele ernährungsbewusste Konsumenten war die Pute die Rettung in der Not. Keine Schweinegrippe, kein BSE, dafür umso mehr leichter Genuss. Mit dem geringen Fettgehalt, dem „neutralen“ Geschmack und dem Bewusstsein mindestens ein kleines bisschen besser zu sein als der ordinäre Schweineschnitzelesser, schaffte es die Pute auf den Speiseplan der bewussten Verbraucherinnen und Anhänger einer auf Gesundheit und Ausgewogenheit ausgerichteten Ernährungskultur. Dass die Realität der Massenproduktion von immer mehr und immer günstigerem Putenfleisch nicht mit dem anvisierten Weltbild übereinstimmte, störte die wenigsten. Die Hybridzüchtungen der Hochleistungsputen haben die alten Rassen des ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika stammenden Federviehs fast vollständig verdrängt, auch die Bronzepute stand kurz vor dem endgültigen Aussterben.

Dabei lohnt es sich den Nachfahren der Wildpute, auch Truthahn genannt, zu erhalten, besonders wegen der bei Puten schon immer relativ geringen genetischen Vielfalt.
 

Schmuckstück

Die in Deutschland verbreitete schwere Bronzepute geht auf einen 1909 aus England importierten Hahn zurück. Besonders die starke Ähnlichkeit zu den Wildformen, die im 16. Jahrhundert durch spanische Seefahrer von Amerika nach Europa kamen, machte die Bronzepute zu einem beliebten Zuchtvogel. In Nordamerika schon fast ausgestorben, wurden die schönen Tiere mit dem langgestreckten, kräftigen Rumpf und dem nackten, blauen und von roten Fleischwarzen besetzten Kopf vor allem auf Gutshöfen und von Großbauern gehalten. Doch die Bronzepute des alten Schlags konnte nicht mit den modernen Züchtungen mithalten, zu gering war die natürliche Gewichtszunahme und zu lang die Mastzeit. 1997 zählte man nur noch 334 Zuchttiere. Die Erhaltungsmaßnahmen engagierter Züchter führten zu einer leichten Erholung des Bestandes, heute gibt es in Deutschland – auch im Norden – wieder eine Population von gut Tausend Tieren. Sie werden meist von Biobetrieben gehalten, taugen sie doch nicht für die Massenhaltung in großen Ställen. Trotz der vorsichtig aufstrebenden Tendenz führt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) die Bronzepute auf ihrer Roten Liste in der Kategorie II als stark vom Aussterben gefährdet.


Dabei ist die Bronzepute ein imposanter Vogel, der bei artgerechter Haltung zehn bis zwölf Jahre alt wird. Eine ausgewachsene Henne wiegt rund sieben, ein Hahn 12 bis 15 Kilogramm. Die Henne legt 25 bis 50 braungelbe Eier im Jahr und ist eine sehr gute Brüterin. In früheren Zeiten schob man ihr deshalb auch gerne Hühner- und Enteneier unter. Die Pute hat einen kräftigen, gut bemuskelten Körper und ein schwarzes Gefieder mit starkem Bronzeglanz, das in allen Regenbogenfarben schillert. Der beeindruckende Vogel ist wesentlich robuster und vitaler als seine modernen Artgenossen. Die Pute ernährt sich überwiegend von Früchten, Gräsern und Blättern, aber auch von Insekten und Schnecken. Das Fleisch ist zart und von sehr gutem kräftigen wildigem Geflügel-Geschmack. Wer einmal einen radschlagenden stolzen Hahn bei der Balz beobachten konnte, lässt sich schnell von seinem imposanten Aussehen einnehmen. Die Häuptlinge Nordamerikas wussten sehr genau, warum sie sich mit der Bronzepute schmückten.

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