Morgens wie ein englischer König frühstücken? Wer sich da auf üppiges Schlemmen freut, wird enttäuscht sein. Camillas Sohn Tom Parker Bowles offenbart in einem Buch, was die Spitze der Royals isst. Und was man unter »Soufflé-Diplomatie« versteht.
Die alten royalen Zeiten von zehn Gängen zum Frühstück und Mittagessen sind vorbei, wenn man Tom Parker Bowles glaubt, dem Sohn der britischen Königin Camilla. Die 77-Jährige frühstücke im Sommer gern Joghurt und im Winter Porridge – »ohne alles, abgesehen von etwas Honig aus eigener Herstellung«. Das gibt Parker Bowles in seinem Kochbuch »Zu Tisch bei den Royals« preis. Das Frühstück von König Charlles III. (75) fällt demnach kaum üppiger aus: Mit Trockenfrüchten und Honig starte der King, der sich für nachhaltige Landwirtschaft interessiert, in den Tag.
Parker Bowles versucht offenbar, die Gratwanderung zu meistern, sich zwar über das Königshaus zu äußern und dabei aber doch nicht viel Privates vom Königspaar zu erzählen. Das Bild der Royals – auch »die Firma« genannt – wird penibel in Szene gesetzt. Dass Charles spartanisch frühstückt – und aufs Mittagessen angeblich ganz verzichtet –, scheint eine Botschaft zu sein, die der Palast durchwinkt.
Was Camilla für ihre Kinder kochte
Tom Parker Bowles ist der Sohn von Camilla und ihrem ersten Ehemann Andrew Parker Bowles. Der Zeitung »Times« erzählte der 49-Jährige gerade, wie die Paparazzi früher vor ihrem Zuhause ausharrten. Die lange währende Beziehung von Camilla und Charles, der früher mit Prinzessin Diana verheiratet war, machte schon früher Schlagzeilen. Heute ist Camilla im Auftrag der Monarchie unterwegs.
Seine Mutter sei eine gute Köchin, lobt ihr Sohn nun. Sein Beispiel: Sie habe früher Rührei, Brathähnchen oder Shepherd’s Pie zubereitet. Regionales und saisonales Essen. Dann seien Supermärkte aufgekommen, und auch er habe Cola und Fertiggerichte haben wollen, sagt Parker Bowles, der als Autor über Essen schreibt und auch als Kritiker im britischen Fernsehen auftritt.
Mit seinem Buch will Camillas Sohn einen Überblick über die königliche Küche und deren Geschichte geben, es ist auch ein Einblick in die Geschichte der kulinarischen Diplomatie. Etwa, wenn er von den Sparbemühungen während des Zweiten Weltkriegs erzählt. Manche Rezepte darin dürften sich leichter nachkochen lassen (»Königin Camillas Porridge«) als andere (»Meerforelle in Rotwein-Aspik«).
Und komplett spärlich, wie man es vom Frühstück her vermuten könnte, geht es dann doch nicht nur zu bei den Royals. An der traditionellen Teestunde nachmittags wird laut Camillas Sohn festgehalten.
Zu Zeiten früherer Monarchen – Königin Victoria im 19. Jahrhundert zum Beispiel – habe es tatsächlich schon zum Frühstück acht bis zehn Gänge gegeben, berichtet er in dem Buch, danach dann das Mittagessen mit ähnlich vielen Gerichten sowie Tee und Abendessen. »Man musste also einen ziemlich gewaltigen Appetit haben, um da durchzukommen«, sagt Parker Bowles im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. »Sie haben nicht alles gegessen, aber es war ziemlich üppig.«
Die Soufflé-Diplomatie
Denn tatsächlich geht es bei offiziellen Anlässen um mehr als nur Essen, es geht um eine Form von weicher Diplomatie. Parker Bowles nennt es die »Soufflé-Diplomatie«. Noch heute werden zum Beispiel im Londoner Buckingham-Palast regelmäßig Staatsbankette abgehalten. Im Sommer war zuletzt der Kaiser von Japan mit der Kaiserin zu Besuch.
In einem großen Saal wird in solchen Fällen aufgetischt – jeder Gast bekommt allein sechs Gläser, wie es auf der Internetseite des Palasts heißt. Ein Staatsbankett bestehe heute aber nur noch aus drei Gängen, schreibt Parker Bowles. Mit scharfen Gewürzen und Knoblauch ist man dabei lieber vorsichtig, wie auch Charles’ Mutter, Königin Elizabeth II., entschied. Der alte englische Prunk ist nicht mehr zeitgemäß – auch nicht bei Tisch!
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