Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

Zum Portrait

Kochschule Sandwich

Ein krimineller Lord schreibt Geschichte
28. März 2024

Das Geheimnis des Sandwich

Der englischen Küche wird nicht gerade viel Gutes nachgesagt. Aber in der Zubereitung von „Sandwiches“ sind die Briten (Welt-)Meister. Für einen kurzweiligen Abend bei Skat oder Fußball schauen, für Ausflüge oder Reisen, bei denen man am besten selbst für die Verpflegung sorgt, können Sandwiches genau das Richtige sein. Kein Besteck stört Spiel oder Reisegepäck. 

Das dachte sich am 6. August des Jahres 1762 auch der hochwohlgeborene John Montagu, Vierter Graf von Sandwich und Erster Lord der Admiralität der Flotte Seiner Majestät des englischen Königs. Der Earl of Sandwich war selbst in einer Zeit, in der der Adel noch weitreichende Privilegien besaß, eine äußerst fragwürdige Person, aus heutiger Sicht schlicht ein Krimineller. Unterschlagung, Korruption, Falschspielerei und Kindesmissbrauch gehen auf sein Konto. Die englische Adelsgeschichte könnte aus guten Gründen auf Montagu verzichten, wenn dieser nicht auch auf kulinarische Weise Berühmtheit erlangt hätte: Jedes „Sandwich“, das irgendwo auf der Welt bestellt wird, wurde nach ihm benannt. Am besagten Tag des Jahres 1762 verbrachte der Lord mal wieder eine Nacht in einem Londoner Spielclub. Seine Lordschaft hatte gegen drei Uhr morgens einen unbändigen Hunger, aber auch eine Glückssträhne. Da er auf keinen Fall den Spieltisch verlassen wollte, bestellte er zwei Scheiben Weißbrot mit Roastbeef belegt, dünn mit Mayonnaise und Meerrettich bestrichen und in mundgerechte Dreiecke geschnitten. Das Spiel konnte weitergehen. Seinen Freunden gefiel der schnelle Imbiss und auch sie orderten „so ein Brot wie Sandwich“. So begann der Siegeszug eines belegten Brotes um die Welt. Der Klassiker unter den Sandwiches ist das dreistöckige Club-Sandwich aus Hühnerbrustfleisch, Schinkenspeck, Kopfsalat und Mayonnaise. Wir bereiten aber lieber ein Sandwich für gehobene Ansprüche.  


Feinschmecker-Sandwich

(für 4 Personen)

8 Weißbrotscheiben, 40 g Gänseschmalz oder Olivenöl), 200 g Steinpilze, Safran, 2 Knoblauchzehe, 200 g gekochter Schinken, 1 große Tomaten, 1 EL Kalbsfond, 2 Salbeiblätter.


So geht’s: 

Rinde entfernen und Weißbrotscheiben nur von einer Seite toasten.

Die geputzten, gewaschenen und kleingeschnittenen Steinpilze in einer heißen Pfanne mit Gänseschmalz, etwas Safran und den fein gehackten Knoblauchzehen kurz anbraten und mit dem fein geschnittenen Kochschinken und der enthäuteten, entkernten und klein geschnittenen Tomate verrühren. Alles einige Minuten dünsten. Zum Schluss den Kalbsfond und den gehackten Salbei zugeben. Die Füllung auf die ungetoasteten Seiten der Brotscheiben geben, Brotscheiben (ebenfalls mit der ungetoasteten Seite nach innen) drauflegen und diagonal durchschneiden.


Sandwich-Psychologie

Die Weißbrotscheiben (auch Schwarz- und Graubrot) meist zwei, werden vom Kastenbrot geschnitten, die Rinde entfernt. Beide Scheiben vor dem Belegen dünn mit Butter bestreichen. Den Belag eventuell klein schneiden, so dass er beim Abbeißen nicht herausgezogen wird. Bei einigen Rezepten wird das Brot geröstet. Ein Sandwich wird immer diagonal in zwei Dreiecke geschnitten.Bei der Zubereitung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Probieren Sie doch Ihr eigenes Sandwichrezept. Diese Zutaten passen immer: Roastbeef, Entenleber und -brust, Pökelzunge, Lachs, Sardellen, Thunfisch, Kaviar, Käse, Eier, Gurken, Paprika, Oliven, Blattsalate, Kresse und anderen Kräutern – natürlich nicht alles zusammen verwenden.