Barbara Maier

Autorin

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Die Frau die mit den Bienen spricht

Hofbienerie Anette Hollenbach
30. Oktober 2021

Anette Hollenbach aus dem nördlichen Schleswig-Holstein erzählte uns von Bienen und Blumen. Doch hier geht es nicht um die Geschichte für kleine Kinder, wo die Babys herkommen, sondern darum, wie ein faszinierendes Naturprodukt entsteht – der Honig.

© Hofbienerie Anette Hollenbach


Eine vielseitige Frau

Anette Hollenbach war, bevor sie ihr Hobby im April 2018 zum Beruf machte, auf völlig anderen Wegen unterwegs. Sie hat Neubauprojekte begleitet, war als Bauberaterin tätig und hat nebenberuflich redaktionell für einige Verlage gearbeitet. Zur Imkerei kam sie wie die Jungfrau zum Kind. Inzwischen übt die Arbeit mit den Bienen eine große Faszination auf sie aus. Und, was sie nun auch sehr schätzt, sind ihre zwei völlig verschiedenen, aber selbstbestimmten Arbeitsplätze. Der eine liegt am Schreibtisch neben Rechner und Telefon. Hier arbeitet sie Angebote aus, schreibt Rechnungen und handelt neue Plätze für ihre Stöcke aus. Der andere liegt in der Natur bei den Bienen. Mit Beginn der Schwarmzeit Anfang April bis in den Juni hinein, betreut sie ihre Honigbienen im wöchentlichen Rhythmus. Mit dem Öffnen einer Bienenbeute steigt einem sofort der wohlig-wärme Geruch von Honig und Bienenwachs in die Nase. Ein Geruch, der ihr jedes Mal, wenn sie davon erzählt, ein Strahlen aufs Gesicht zaubert. Dabei steigt ihr der warme (im Stock beträgt die Temperatur konstante 36C°) Geruch von Sommer und Wachs in die Nase. Ein Geruch, der ihr jedes Mal, wenn sie davon erzählt, ein Strahlen aufs Gesicht zaubert.


Neuer Mieter mit Anhang

Anette vermietet auf ihrem Hof zwei Wohnungen. Eine davon wurde frei und ein neuer Interessent hat sich vorgestellt. Im gemeinsamen Gespräch wurde schnell klar, dass dieser potenzielle Mieter nicht alleine dort wohnen würde. Er besaß mehrere Bienenstöcke, die er gern mitbringen und irgendwo an einem auf dem Hof geeigneten Ort aufstellen würde.  Die Entscheidung fiel der Hofbesitzerin nicht leicht, war doch einer ihrer Hunde hochallergisch gegen Bienenstiche. Doch als sehr naturverbundene Frau beschloss sie, diesen Versuch zu wagen. Der neue Mieter Alex bekam die Wohnung und für seine Bienen wurde ein schönes Plätzchen, abgelegen von den Hauptwegen der Hunde gefunden. Eine Entscheidung, die das Leben von Anette Hollenbach grundlegend verändert hat.

© Hofbienerie

Eine Wissenschaft für sich

Anettes Interesse für die fleißig summenden Mitbewohner war schnell geweckt. Immer öfter schloss sie sich Alex bei seinen Kontrollgängen an und lernte quasi so ganz nebenbei, was ein Bienenvolk alles braucht und was ihm schadet, wie man mit ihm umgeht und wie dann auch der eigene Honig gewonnen wird. Aus anfänglichem Interesse wurde schnell große Leidenschaft. Sie besuchte Kurse in der Imkerschule Bad Segeberg, las diverse Bücher und recherchierte im Internet.

Ein Jahr später stellte sie sich ihre ersten fünf eigenen Bienenvölker auf ihr Grundstück. Im April 2018 konnte sie bereits 34 Völker ihr Eigen nennen. Seitdem arbeitet Anette Hollenbach mit Herz und Verstand als Vollzeit-Imkerin.


Der Bienenstock

Die Königin ist mit ihrem spitz zulaufenden Hinterleib und einer Größe von bis zu 20 mm leicht von den anderen Bienen zu unterscheiden. Sie hat in ihrem Leben nur zwei Aufgaben: Sie sorgt für ausreichend Nachwuchs (Im Frühjahr legt sie ca. 2.000 Eier pro Tag) und setzt außerdem einen Duftstoff ab, der den übrigen Bienen im Stock signalisiert, dass der Fortbestand gesichert ist. Dadurch werden alle Bienen dazu animiert, die ihnen vorbestimmte Arbeit zu übernehmen. Die Königin wird nur einmal im Jahr von verschiedenen Drohnen begattet. Der Samenvorrat reicht dann für ihr ganzes ca. 4-jähriges Leben.

Die Arbeiterinnen, die den Hauptanteil bilden, sind mit einem Gramm Gewicht die kleinsten Bienen im Staat, halten den Stock sauber, füttern die Maden, bewachen das Einschlupfloch, konstruieren das Wabengebilde, sind mit der Umarbeitung des Nektars beschäftigt und sammeln Pollen, Nektar, Baumharz und Wasser. Bei solch einem arbeitsreichen Leben verwundert es nicht, dass die Arbeiterinnen die im April/Juni geboren wurden nur vier bis sechs Wochen alt werden. Dagegen können sich die im Frühherbst geborenen Winterbienen über ein wesentlich längeres Leben von bis zu acht Monaten freuen. Es wird vermutet, dass die längere Lebensdauer der spät im Sommer geborenen Bienen unter anderem mit der zu dieser Zeit nicht so starken Arbeitsbelastung zusammenhängt. Außerdem sorgen Sie im Winter für wohlige Wärme in der Bienen-Wintertraube und verflüssigen ihre Honigvorräte.

Die Drohnen, die männlichen Bienen im Stock, entstehen aus den unbefruchteten Eiern. Sie sind beinahe so groß wie die Königin, haben jedoch einen gedrungenen Hinterleib, große Augen und wirken ein wenig träge. Ihre Aufgabe liegt ausschließlich in der Samenproduktion und der Begattung der Königinnen. Wenn der Fortbestand durch eine vitale Königin gesichert ist und genügend Nachwuchs produziert wurde, sind die Drohnen überflüssig. Im Spätsommer wird ihnen nun der Zutritt zum Stock von den Arbeiterinnen verwehrt und damit ist ihnen auch der Weg zum Futter gesperrt. Da die Drohnen sich nicht selber mit Nahrung versorgen können verhungern sie und sterben sie in relativ kurzer Zeit ein.

© Hofbienerie

Naturprodukt Honig

Nachdem die Bienen nun die gesamte Arbeit geleistet haben, braucht Anette Hollenbach nur noch die Waben zu leeren – könnte man meinen. Ganz so einfach ist die Imkerei jedoch nicht. Die Honigwaben werden von ihr entnommen und sofort von Hand geschleudert. Die Kunst liegt darin, die vorkommenden Verunreinigungen zu entfernen, ohne die wertvollen Inhaltsstoffe zu beeinträchtigen. Durch Grob- und Feinsieben wird der Honig von allen Partikeln, wie zum Beispiel Wachsresten gereinigt. Nun wird der Honig kühl und trocken gelagert, später zum Abfüllen sanft auf 25C° bis 30C° erwärmt, um wieder eine cremige Konsistenz zum Abfüllen in die Gläser zu erreichen. Grundsätzlich bleibt Sommerblütenhonig länger cremig als zum Beispiel Rapshonig. Der Kristallisationsprozess kann durch sanftes rühren beeinflusst werden, wobei immer eine fein-steifige Konsistenz angestrebt wird.

Als Mitglied beim Verein „Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein“ ist es Hollenbachs Anspruch, nur Honig in Bioqualität anzubieten. Dafür fährt sie ihre Stöcke zu Plätzen, bei denen sie sicher sein kann, dass hier und in der Umgebung – eine Honigbiene hat einen Flugradius von 4 – 10 Kilometern – keine Insektizide oder Pestizide verwendet werden.

Die Frage des Ortes stellt sich auch, wenn die Imkerin sortenreinen Honig bekommen möchte. Dieser muss laut Vorgabe 60% der angegeben Pollen beinhalten. Sie stellt die „Stadtbiene“ ein Vielblütenhonig aus der Eckernförder Bucht her, oder die „Landbiene“, ein Honig, bei dem die Bienen Blüten auf dem Land um Eckernförde herum besucht haben.

Durch die große Experimentierfreude von Anette Hollenbach entstehen interessante und schmackhafte Honigsorten wie Apfel-Zimthonig, Blütenhonig mit Ingwer oder gerösteten Kakaobohnen, Honig mit getrockneter Minze, Rosen- und Espressohonig.

Sie achtet bei den Zutaten für die Honigvariationen darauf, dass diese den Ansprüchen von Feinheimisch gerecht werden. Deshalb verwendet sie nur natürliche Zutaten, möglichst regional und auf jeden Fall in Bioqualität.

 

Hofbienerie

Anette Hollenbach
Dörpstraat 6
24848 Boklund

Mobil: + 49 (0)1704639796
E-mail: ahollenbach@hofbienerie.de

www.hofbienerie.de

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TV-Tipp: Anette Hollenbach auf NDR Nordtour

 

 


Bienen brauchen Hilfe

Da der natürliche Lebensraum für Wild- und Honigbienen zunehmend schwindet, brauchen sie unsere Hilfe. Je nachdem wie und wo wir wohnen hilft es den Bienen, wenn wir Teile des Gartens in Blumenkübeln auf der Terrasse oder auf dem Balkon in größeren Töpfen eine „Bienen-Imkersaat-Mischung“ ausbringen. Wir bekommen eine schön anzuschauende bunte Mischung verschiedener Blumen, die wiederum den Bienen gesunde Nahrung und Grundstoffe für die Honigherstellung bieten. Hier geht’s zum Bienenretter-Saatgut und hier zu den Handlungsempfehlungen zur Bienenrettung.