An den Bienen lässt sich gut beobachten, was zwischen Natur und Mensch gut oder weniger gut läuft. Anette Hollenbach nimmt uns in ihrem neuen Bienen-ABC mit auf die abenteuerliche Reise durch den Lebenszyklus der Bienen. Zum Start: A wie Arbeitsbiene.
A: Arbeitsbiene
Die fleißige Arbeitsbiene durchlebt in ihrem nur ungefähr 35 Tage kurzen Leben zahlreiche Bienenberufe.
Als frisch geschlüpfte Jungbiene krabbelt sie gleich zur Tat und putzt in der Funktion als Saubermach-Biene alles, was ihr vor die Fühler kommt.
Sie leert und reinigt die Wabenzellen und bereitet diese für die nächste Bienengeneration vor. Sollen doch so die Bienenkinder keimfrei und gesund heranwachsen.
Ab Tag 4 fliegt sie dann „die Karriereleiter“ hoch und wird zur Ammenbiene. Hingebungsvoll versorgt sie nun die Larven mit Nahrung und Wärme.
Handwerklich tätig wird sie ab Tag 11 und greift den Kolleginnen des internen Bautrupps mit unter die Flügel.
Als Baubiene schwitzt sie nun aus ihren 8 Wachsdrüsen, die unterwärts an ihrem Hinterleib angeordnet sind, sozusagen Baumaterialien aus ihrem Körper heraus, die Wachsplättchen.
Diese werden zum Bau der Wabenzellen verwendet. Von Tag zu Tag rückt sie nun näher an das Einflugloch heran, bis sie irgendwann den Sammelbienen (die Außendienstlerinnen im Bienenvolk) den frischen Pollen und Nektar abnimmt und einlagert. Und schwupps ist sie so zur Foodsupport-Biene geworden.
In heißen Sommermonaten bekommt sie am Flugloch von einem großen Team Frischluft-BienenUnterstützung und fächert fortan die heiße Luft aus dem Stock, damit es den Bienenbabys bloß nicht zu warm wird.
Der Bienennachwuchs wächst nämlich bei idealen und konstanten 36 Grad heran.
Und da sie sich nun schon sehr gut im Eingangsbereich der „Honigmanufaktur“ auskennt, macht sie weiterhin Karriere in der verantwortungsvollen Position der Security-Biene. Fremde Bienen und Störenfriede werden vertrieben und bekämpft, wenn es sein muss auch verfolgt und getötet.
Von Anfang bis Ende ihres ca. 18 Tage dauernden Innendienstlebens ist sie immer mal wieder so zwischendurch als Heizbiene für das wohlig-warme Empfinden des Bienennachwuchses zuständig.
Sie heizt sich dafür durch spezielle Flügelbewegungen auf und gibt ihre durch die Flügelschwingungen erzeugte Wärme an die Bienenlarven in den Wabenzellen weiter.
Dabei drückt sie ihren heißen Brustkorb einfach auf dem Wabendeckel.
Und dann, ab dem 22. Lebenstag, sind ihre kognitiven Fähigkeiten und ihr Bienen-Knowhow so sehr ausgereift, dass sie ausfliegen darf. Erst einmal nur kurze Distanzen, um sich einzufliegen und sich rund um die Stock zu orientieren. Hat Sie nun allen Mut zusammengenommen, wird sie zur Pfadfinderbiene mit vielfältigen und wichtigen Aufgaben.
Zum einen sucht sie nach Futterquellen, zum anderen unterstützt sie junge Kolleginnen bei deren Orientierungsflügen und begleitet sie. Mit schwungvollen Schwänzel- und Rundtänzen kommuniziert sie im Stock ganz aufgeregt ihre gefundene Nektar- und/oder Pollenquelle und begleitet ihre Schwestern ganz selbstverständlich dorthin. Als Sammelbiene, ihre letzte Station in ihrem etwa 5 Wochen kurzen Bienenleben, stirbt sie und gleich schon beginnt der Aufgabenzyklus mit den frisch geschlüpften Saubermach-Bienen auf ein Neues.
Ein kurzes aber mit Sicherheit kein langweiliges Leben.