Detlef Jens

Journalist & Autor

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Boris Herrmann und das Vendée Globe Weltrennen

Auf dem Everest des Segelsports
2. Februar 2021

Wie immer rein äußerlich ziemlich cool, doch mit dem richtigen Mindset, immer positiv und sehr fokussiert hat Boris es geschafft, einen lang gehegten Traum zu verwirklichen – und das nicht nur für sich selbst, denn mit seiner Teilnahme und dem guten Abschneiden bei der extremen nonstop-Weltregatta Vendée Globe begeistert und inspiriert er Tausende von Fans. Und nicht nur SeglerInnen. 

©Boris Herrmann

Der Profisegler Boris Herrmann ist der erste Deutsche, der an dieser ultimativen Hochseeregatta teilgenommen hat, der sie beendet hat und der auch noch gleich in der Spitzengruppe mitgemischt hat. Einen zweiten oder dritten Platz oder, womöglich, einen Sieg hat er durch die Kollision mit einem Fischtrawler auf seinem Endspurt in der Biskaya verfehlt. Tragisches Pech, aber einen positiven. Geist wie Boris wirft das nur kurzzeitig aus der Bahn. Am Ende landete er auf Platz fünf, womit er sein vorab selbst gestecktes Ziel erreicht hat. Einen Platz unter den ersten, den Big Five. 

Dies sind die Zahlen: 28.448 gesegelte Seemeilen, von Les Sables d’Olonne an der französischen Westküste durch Nord- und Südatlantik hinab und bei Südafrika nach rechts abgebogen um das Kap der Guten Hoffnung. Im ewigen Westwindgürtel der „Brüllenden Vierziger“ ging es dann immer nach Osten, südlich von Australien vorbei, quer über den Südpazifik und um Kap Hoorn, dann endlich wieder Kurs Nord auf das Ziel in Frankreich. 80 Tage und 21 Stunden benötigte Boris für diese Strecke. 

© Jean-Marie LIOT / Malizia

Zwar ging er als Vendée Globe Neuling an den Start, aber bereits mit Zig-Tausenden von Seemeilen im Kielwasser, auf verschiedensten Booten, immer auf See und immer im Rennen. Wer ihn kennt ahnte, wusste, dass er sich nicht mit einem olympischen „Dabeisein ist alles“ begnügen würde und dass er alles tun würde, um so gut wie möglich abzuschneiden.

Die Voraussetzung dafür war eine mehrjährige, intensive Vorbereitung von Boot und Mensch. Denn beide müssen durchhalten bis zum Ziel auf diesem Rennen, was alles andere als selbstverständlich ist. Einer der größten Favoriten, der Brite Alex Thomson mit seiner Rennyacht „Hugo Boss“, musste wehen Schäden am Bot schon früh im Atlantik aufgeben, weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer fielen nach und nach später aus. 

Am dramatischten der Schiffbruch – im Wortsinn – von Kevin Escoffier, dessen Yacht im Südatlantik in einem besonders schweren Sturm einfach durchgebrochen war. Gerettet wurde er in einer unglaublichen Aktion von seinem Konkurrenten Jean le Cam, auch Boris Herrmann und der spätere Gesamtsieger, Yannick Bestaven, waren von der Rennleitung an Land zur Hilfe und zum Suchen geschickt worden. Alle drei segelten nach erfolgreicher Rettung weiter, alle drei erhielten eine Zeitvergütung gutgeschrieben – die am Ende die Resultate tatsächlich bestimmte. 

In den nächsten Tagen wird von Boris Herrmann ein Buch über das Rennen erscheinen. Es ist die erweiterte und aktualisierte Version seines Buches „Nonstop“, welches er schon vor Jahren herausgebracht hat. Es wurde bereits auf Literaturboot.de vorgestellt und so kann ich auch die aktuelle Version ruhigen Gewissens ohne Einschränkung empfehlen. 

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