Detlef Jens

Journalist & Autor

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Hotelinstitution Ærø in Svendborg

Kulinarische Ankerplätze
16. Oktober 2020
© Detlef Jens

Das Hotel Ærø am Hafen von Svendborg ist so etwas wie eine Institution hier. Seit 1889 können Seeleute und Reeder in diesem schönen gelben Haus am Hafen ihren stechenden Durst löschen und die knurrenden Mägen beruhigen. Mit starken, dunklen Bieren und ordentlichen bis sehr guten, überwiegend französischen Weinen, aber natürlich dürfen in der Bar auch diverse Rumsorten und exotische Spirituosen nicht fehlen. Und was die feste Nahrung anbelangt: Vor allem reichlich sollte sie sein. 


Zeitreise

Wer das altehrwürdige Haus betritt, erlebt beim Öffnen der Eingangstür quasi eine Zeitreise in weit zurück liegende Jahrzehnte. Was einst in Dänemark gang und gäbe war, hat sich in den letzten 30 Jahren etwa grundlegend verändert. Die „neue dänische Küche“ ist so neu nicht mehr, aber immer noch zeitgemäß: leicht, frisch, aus lokalen Zutaten bereitet. Im Gegensatz zur wohligen Schwere der traditionellen dänischen Küche die, so dachte man zeitweilig, vor allem dies sein sollte: Fett, Kalorienreich und Vitaminarm. 

Ganz so einfach ist das natürlich nicht. Denn die gute, bürgerliche und, ja, reichhaltige dänische Küche kann auch von hoher Qualität sein und sehr gut schmecken. Wer es also gerne traditionell mag und keine Lust hat auf die vielleicht eher verspielte, neu-dänische Feinschmeckerküche, aber trotzdem auf Qualität Wert legt, der ist hier bestens aufgehoben. 

© Detlef Jens


Nicht Retro, dafür authentisch

Das beginnt schon beim Ambiente des alten Hauses. Dies ist nicht etwa „Retro“, sondern ganz einfach authentisch. Direkt am alten Hafen und Fähranleger zu den Inseln gelegen, passt dies einfach. Ob immer noch oder schon lange wieder, wen scherrt es? Und in der Küche bemüht man sich erfolgreich, das Beste der dänischen kulinarischen Tradition zu bewahren. Mittags gibt es eine kleine Karte mit vielen Smørrebrøds, aber auch Klassikern wie Stjerneskud (gekochte und gebratene Fischfilets, Krabben, Lachs, Salat) oder Biksemad (ein sehr leckeres „Resteessen“ aus Bratkartoffeln, Frikadellenresten,  Würsten, Spiegelei). Abends ist die Karte dann umfangreicher, auch hier mit den Klassikern des Königreiches: Vorspeisen mit Lachs oder Hühnersalat mit Spargel, Hautgerichte wie Wiener Schnitzel, Schweinebraten, Scholle, Filetsteak mit Bearnaise, dazu prächtige Desserts und natürlich danach noch traditionell dänischen Kuchen zum Kaffee! 

Dazu passend, auch dies traditionell dänisch, die Essenszeiten: Ab 17 Uhr gibt es das große Abenddiner. Merke: Spätes Essen dieses Kalibers sorgt dann doch für eher schlaflose Nächte … Das jedenfalls ist sicher. Ein Besuch im Hotel Ærø wird in guter Erinnerung bleiben, wenn vieles andere schon lange wieder vergessen wurde! 

Der Artikel erschien zuerst auf www.literaturboot.de

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