Der Apfel ist in unser aller Munde – ist er doch die liebste Frucht der Norddeutschen, kommt in Religionen und Mythen vor, im Volksglauben und in Sprichwörtern und ist Gegenstand bildender Kunstwerke. Keine Frucht ist so mit Symbolik aufgeladen wie der Apfel: Er steht für Liebe (Liebesapfel) wie für Streit (Zankapfel).
Schon Eva kam auf den Geschmack
Die Vorstellung vom Paradies ist untrennbar mit dem Apfel verbunden. Das Paradies haben wir verloren. Geblieben ist uns der Apfel.
Seit alters her ist der Apfel eine symbolträchtige Frucht. Seit der Antike ranken sich Sagen, Lieder und Sprichwörter um ihn. Zum Zankapfel wurde er, als Paris Helena raubte, die ihm Aphrodite – durch Paris mit einem Apfel zur Schönsten gekürt – versprochen hatte. In vielen Kulturen ist der Apfel ein Symbol für Sinnenfreude und Fruchtbarkeit. Als Reichsapfel war er auch Herrschaftssymbol. Auch Heilkraft wird dem Apfel nachgesagt. Bei den Griechen garantierten die Hesperidenäpfel ewige Jugend und in Avalon – dem nordischen Apfelland – bleibt den keltischen Sagen zufolge die Zeit stehen.
Äpfel sind tatsächlich gesund. Der Volksmund hat Recht mit dem Spruch: „Ein Apfel täglich, keine Krankheit quält dich.“ Der Apfel ist kalorienarm, denn er besteht zu 80 Prozent aus Wasser und enthält die Vitamine A, B, C und E. Vitamin C stärkt bekanntlich die körpereigenen Abwehrkräfte. Und die im Apfel enthaltenen Ballaststoffe begünstigen die Darmtätigkeit. Die Frucht hat die Naturwissenschaft vorangebracht: Isaac Newton hat angeblich beim Anblick eines fallenden Apfels das Prinzip der Schwerkraft entdeckt.
Dass Eva vom verbotenen Apfel aß, ist kollektive Dichtung. Die biblische Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies berichtet lediglich von einer verbotenen Frucht – es könnte auch ein Granatapfel oder ein Pfirsich gewesen sein. Trägt der Apfel seinen botanischen Namen Malus, lateinisch für Übel, Schaden und Unheil, also womöglich zu Unrecht? Wir Norddeutschen haben uns davon jedenfalls den Appetit nicht verderben lassen: Der Apfel war und ist die beliebteste Obstsorte zwischen Flensburg und Göttingen.
Auch wenn in den Supermärkten Apfeleinfalt statt -vielfalt herrscht. Nur wenige Einheitssorten beherrschen den Markt. Dabei gibt es Hunderte von Sorten, die im Norden heranwachsen und sogar interessante Geschichten zu erzählen haben. Ein Besuch bei im positiven Sinne verrückten Apfelliebhabern, sogenannten Pomologen, führt auf die Spur. Bei ihnen finden wir die besonders schmackhaften Sorten.
Apfelvielfalt
Sie sehen aus wie von einem alten Meister gemalt, wie ein Stillleben aus dem 17. Jahrhundert: Äpfel in einer Schale, purpurrote, goldene, gelbe, dunkelgrüne, gestreifte, gepunktete, melierte, kleine, große, fleckige, raue, keiner wie der andere. Zu finden sind sie bei Pomologen wie Eckhart Brandt, Michael Ruhnau und Doris und Ernst Schuster, Erzeuger, Züchter, Sammler und Bewahrer alter heimischer Obstbäume und besonders schmackhafter Sorten. Hier kann der Apfelliebhaber noch die Äpfel seiner Kindheit entdecken. Viele Hundert alte Apfelsorten warten nur darauf (wieder)entdeckt zu werden. Brandt, Ruhnau und Schusters und ihre Kolleginnen und Kollegen kennen ihre Geheimnisse und Geschichten. Man lauscht ihnen gerne. Ihre Geschichten munden.
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