Jens Mecklenburg

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Alter Däne: Filippas Apfel

Betörender Duft, charmante rote Bäckchen
6. Oktober 2023

Den ersten Apfelbaum haben die Menschen bekanntlich im Paradies entdeckt. Bis heute ist seine Frucht das Lieblingsobst der Norddeutschen. Im Spätsommer beginnt die Ernte. Apfelgourmets freuen sich vor allem auf die alten Sorten wie den Filippa.   

© Ingo Wandmacher

Jetzt ist er wieder in aller Munde. Im späten Sommer beginnt schließlich die Apfelzeit. Er schmeckt mal sauer, mal süß oder vereint beide Geschmacksrichtungen in sich. Er ist saftig oder eher mehlig und duftet fruchtig frisch oder eher süßlich mild. Der eine ist grün, der andere ist gelb oder rot gefärbt.

Wer kennt nicht die zahlreichen Redewendungen rund um den Apfel: So müssen wir so manches Mal „in den sauren Apfel beißen“, erwerben etwas  „für einen Apel und ein Ei“, vergleichen „Birnen mit Äpfeln“, „veräppeln“ jemanden und nicht zuletzt „fällt der Apfel nicht weit vom Stamm“. Die Alltagssprache ist ein Ausdruck unserer Wertschätzung für den Malus domestica aus der Familie der Rosengewächse. Noch heute ist der Apfel, des norddeutschen liebstes Obst.


Ein dänischer Einwanderer 

Den ersten Apfelbaum haben die Menschen bekanntlich ja im Paradies entdeckt.  Damit begann die bis heute andauernde Karriere des Apfels. Liegt es an den vielen gesunden Inhaltsstoffen? Die Frucht liefert immerhin mehr als 20 Mineralstoffe, darunter Eisen für das Blut und Calcium für gesunde Knochen und Zähne. Der Ballaststoff Pektin, in Äpfeln reichlich enthalten, sorgt für einen niedrigen Cholesterinspiegel. Ein frischer Apfel guter Qualität deckt etwa 60 Prozent unseres täglichen Vitamin-C-Bedarfs.

Ein solcher Qualitätsapfel ist Filippa. Einer der ersten reifen Herbstäpfel. Der mittelgroße Apfel ist eine echte Rarität, steht er doch heute meist nur noch in Hausgärten und auf Streuobstwiesen. Dabei ist der eingewanderte Däne – er entstand als Zufallssämling, wahrscheinlich vom Gravensteiner, 1877 auf der Insel Fünen – ein echter Norddeutscher Apfel geworden. Als robuster Tafel- und Wirtschaftsapfel, dem das raue Klima nichts ausmacht, genoss er lange in Schleswig-Holstein und Niedersachsen eine große Wertschätzung.  Zu Recht: Dem gelben Apfel, an der Sonnenseite mit charmanter roter Wange, entströmt ein betörender Duft. Er hat ein weißes mürbes, fast schmelziges Fruchtfleisch und überzeugt auch kritische Apfelfans mit seinem würzig süßsäuerlichen Geschmack.

Daher ist er besonders für edle Apfeldesserts geeignet. Aber auch ausgepresst als Saft, als Mus oder als Kuchenbelag macht er eine gute Figur. Als typisch norddeutscher Apfel muss man allerdings auch kein Aufhebens um ihn machen.  Sein Wohlgeschmack entfaltet sich noch bis Ende November auch im rohen Zustand: einfach reinbeißen.

Alte Apfelsorten wie den Filippa bekommt man u.a. beim Boomgarden-Projekt von Eckhard Brandt in Großwörden, bei Familie Schuster in Raisdorf bei Kiel (Obstquelle Schuster) und auf dem Biohof Medewege in Schwerin.