Jens Mecklenburg

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Keine Pfingstausflüge an die Nordsee?

Für Tagesgäste gibt es zahlreiche Beschränkungen
20. Mai 2020

Wer über die kommenden Feiertage einen Tagesausflug an die Nordseeküste geplant hat, dürfte nun enttäuscht sein: Denn an den nächsten Wochenenden dürfen Tagestouristen die schleswig-holsteinischen Nordseeinseln und die meisten Halligen nicht besuchen. Auch für St. Peter-Ording und Büsum gilt an beiden Wochenenden ein Betretungsverbot.

Zwar sind in Schleswig-Holstein zahlreiche Lockerungen für Hotels, Ferienwohnungen und Restaurants in Kraft getreten. Politiker befürchten aber einen Massenandrang von Tagesbesuchern auf den Inseln.
Nach Angaben von Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen gehen die örtlichen Gesundheitsbehörden davon aus, dass sich die Abstandsregeln an beliebten Orten wie Strandpromenaden oder Ortskerne durch den zusätzlichen Andrang von Tagestouristen nicht einhalten lassen. Große Sorgen bereite auch, dass sich bei Ansteckungen dann nicht nachverfolgen lasse, wer sich wann und wo genau aufgehalten habe.

Für Helgoland gilt das Betretungsverbot für Tagesurlauber bereits seit diesem Montag. Auch die Inseln Föhr, Amrum und Sylt sind noch für Tagestouristen gesperrt.

Für die Badeorte an der Ostsee wie Scharbeutz oder den Timmendorfer Strand gelten die Einschränkungen nicht. Dort gibt es aber Parkplatzbeschränkungen und andere Lenkungsmaßnahmen, um Überfüllungen zu vermeiden. Auch ein Besuch der Ostseeinsel Fehmarn ist an beiden Wochenenden möglich. Gleiches gilt für Nordstrand und die Hamburger Hallig an der Nordseeküste.

Angst vor Massenandrang

Hintergrund ist die Angst vor einem Massenandrang von Tagesbesuchern. „Schleswig-Holstein bietet Platz für alle, aber nicht für alle gleichzeitig in bestimmten Top-Destinationen wie Sylt oder Timmendorfer Strand“, sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Etwaige Beschränkungen des Tagestourismus seien auch über Pfingsten hinaus möglich. 

Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen hat für Inseln, Halligen und St. Peter-Ording Betretungsverbote in der Zeit vom 21. Mai (6 Uhr) bis 24. Mai (20 Uhr) und vom 30. Mai (6 Uhr) bis 1. Juni (20 Uhr) erlassen. Ausgenommen sind Nordstrand, Südfall und die Hamburger Hallig.

St. Peter-Ording habe 4000 Einwohner und 5000 Zweitwohnungen, sagte Lorenzen. Hinzu kämen 13 000 Buchungen für diese Wochenenden. Das seien fünf bis sechs Prozent mehr als in den vergangenen Jahren. Hinzu kämen ohne Verbot 40 000 Tagestouristen. „Allein auf Sylt rechnen wir am Himmelfahrtstag und zu Pfingsten mit bis zu 12 000 zusätzlichen Gästen.“ Im Falle von Ansteckungen sei es nahezu unmöglich nachzuverfolgen, wer wann wo gewesen sei. „Auch deshalb müssen wir diese Nadelöhre entschärfen.“ Besuche von Verwandten oder Freunden seien aber möglich. Alle Einwohner Nordfrieslands seien von dem Betretungsverbot ausgenommen.


Kein Helgoland, dafür Ostsee

Für die Hochseeinsel Helgoland hat der zuständige Kreis Pinneberg ein seit Montag und bis 24. Mai geltendes Betretungsverbot erlassen. Darüber hinaus sind die Gemeindehäfen für Gästeboote gesperrt. Auch das Campen ist untersagt.

Für die Badeorte an der Ostsee wie Scharbeutz gelten die generellen Einschränkungen nicht. Damit ist an beiden Wochenenden auch ein Besuch der Ostseeinsel Fehmarn möglich. Ostholsteins Landrat Reinhard Sager sagte, „der Tagestourismus muss jetzt hinter diesen ersten Lockerungen zurückstehen“. Lübeck und der Kreis Ostholstein kämen aber ohne Betretungsverbote aus. Stattdessen orientiere sich ein Stufenplan an der Zahl der Neuinfektionen. So gibt es in Timmendorfer Strand ab 21. Mai etwa Parkraumbeschränkungen. Am Ende könne auch ein Betretungsverbot stehen.

Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) betonte mit Blick auf die Restriktionen für den Tagestourismus: „Es geht nicht um die Hamburger.“ Zur Kontrolle der Regeln sollen im Norden mehr Polizisten Streife laufen. „Es ist aber nach wie vor so, dass die Polizei auf Dialog setzt.“ Wer die Anweisungen vor oder hinter dem Bollerwagen an Himmelfahrt aber nicht befolgen wolle oder könne, gegen den gingen die Beamten konsequent vor.

Das nördlichste Bundesland hat den Tourismus am Montag neu gestartet. Hotels, Ferienwohnungen und Restaurants dürfen öffnen. Touristen dürfen wieder ins Land kommen und auch auf die Inseln reisen. Es gelten aber überall strenge Hygiene- und Abstandsregelungen. Wer nach Erreichen des Urlaubsortes glaube, „man könne das alles vergessen, weil jetzt Urlaub ist“, würde dazu beitragen, dass diese Fröhlichkeit rasch wieder ende, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg.

Fähranleger voll

Bereits am frühen Montagmorgen waren viele Autos mit auswärtigen Kennzeichen beispielsweise aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hamburg unterwegs. Und auch am Fähranleger Richtung Föhr und Amrum sowie an der Autoverladestation nach Sylt in Niebüll selbst herrschte reger Betrieb. Um wieder auf die Inseln zu kommen, sind einige Urlauber früh am Morgen oder gar am Vorabend losgefahren. Auch an der Autoverladestation nach Sylt in Niebüll war viel los. Die Wartezeit betrug rund zwei Stunden, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn, die den Sylt Shuttle betreibt, sagte. Bereits am frühen Morgen seien außergewöhnlich viele Menschen auf dem Weg nach Sylt gewesen. Die Zahl der Züge sei auf 18 erhöht worden. Im Schnitt könnten etwa 150 Autos mitgenommen werden.

Die Züge des Blauen Autozugs waren ebenfalls „gut gefüllt“, wie eine Sprecherin des Betreibers RDC Autozug Sylt sagte. Sie empfahl Reisenden wenn möglich, auf Dienstag auszuweichen. Am Montagabend sollte ein Zusatzzug eingesetzt werden. Der Fahrplan des Blauen Autozugs wurde nun ebenso wie der des Sylt Shuttles auf Sommerfahrplan umgestellt.

„Wir freuen uns auf unsere Gäste“, sagte eine Sprecherin von Sylt Marketing. Diese müssten sich allerdings darauf einstellen, dass ein Inselurlaub anders sei als in den vergangenen Jahren. So gebe es in der Gastronomie beispielsweise wesentlich weniger Kapazitäten. Die Zahl der erwarteten Gäste entspreche allerdings der in der Hochsaison. Da brauche man vielleicht mehr Geduld und Gelassenheit, bis man einen Tisch bekomme, sagte die Sprecherin.

Bild von Peggy Choucair auf Pixabay