Jens Mecklenburg

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Ausflüge mit Hindernissen

Von Alkoholverbot und anderen Beschränkungen
15. Mai 2020

In Aurich in Ostfriesland darf am Vatertag kein Bier & Schnaps ausgeschenkt werden. Schleswig-Holstein will zu Pfingsten nicht zu viele Besucher am Strand haben und Dänemark überlegt noch, ob der Schlagbaum wieder für Urlauber aufgehen soll.

Vatertag ohne Alkohol – geht das überhaupt? © Verlag Dr. Buurman

Kein Bier & Schnaps am Vatertag

In sämtlichen Biergärten und Restaurant-Außenbereichen im Landkreis Aurich ist es am Vatertag verboten, Alkohol zu verkaufen und zu konsumieren. Eine entsprechende Allgemeinverfügung hat die Kreisverwaltung beschlossen. Gastwirte dürfen demnach keine Getränke in Außenbereichen anbieten und sind entsprechend wütend

Wörtlich verbietet der Landkreis „Restaurationsbetrieben jeglicher Art alkoholische Getränke in Außenbereichen und Außenanlagen auszuschenken“. „Der Verzehr alkoholischer Getränke in diesen Bereichen ist verboten.“ Mit der Maßnahme soll verhindert werden, dass sich bei den Ausflügen zu Himmelfahrt größere Menschenansammlungen bilden, so der Landkreis. Denn damit steige das Risiko für Infektionen mit dem Coronavirus.

Dieses Vorgehen nimmt der DEHOGA in Niedersachsen nicht hin und will gegen das Alkoholverbot gerichtlich vorgehen. Man gehe nach einer ersten juristischen Prüfung davon aus, dass das Verbot rechtswidrig sei, sagte Sprecherin Birgit Kolb-Binder NDR 1 Niedersachsen. Die Gastronomen bewirteten am Vatertag nicht nur trinkende Männer. „Ich kann doch nicht der Familie zum Spargelessen am Himmelfahrtstag das Glas Wein verwehren“, kritisierte die niedersächsische Dehoga-Vizepräsidentin in dem Sender.

Der Landkreis argumentiert in seiner Verfügung, dass Christi Himmelfahrt im Allgemeinen ein hohes Potenzial berge, dass sich an verschiedenen Orten Sammelplätze für Menschengruppen oder für Ansammlungen bilden. Gerade bei gutem Wetter neigten die Menschen aktuell dazu, sich im Freien zu betätigen. Die Möglichkeit, sich in einem Restaurationsbetrieb im Freien bewirten zu lassen, werde besonders an Feiertagen wie Christi Himmelfahrt verhältnismäßig oft in Anspruch genommen. An diesem Feiertag fänden erfahrungsgemäß viele Fahrradtouren im Sinne von Sternfahrten zu besagten Orten statt.

Der Landkreis scheint seine Ostfriesen gut zu kennen. Der „Schnapsteufel“ hat in der Region eine lange Tradition: Zum Artikel: Das Alkoholproblem der Ostfriesen

Harte Kontrollen am Strand

Schleswig-Holstein wappnet sich für den Andrang von Tagestouristen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) will einen Ansturm an Himmelfahrt und Pfingsten verhindern und kündigte harte Kontrollen in Badeorten und an Stränden an.

„Wenn sich jetzt tausende Menschen auf den Weg machen zu den Stränden von Nord- und Ostsee, dann wird es schwierig, die Kontaktregeln zu befolgen. Im Klartext: Es wird zu voll am Strand“, sagte Günther der Bild-Zeitung. Um das zu vermeiden, kündigte Günther harte Kontrollen in den Badeorten und an den Stränden an. „Wir werden von Seiten des Landes auch unsere Landespolizei zur Unterstützung dort haben, falls die Kontaktverbote an den Hotspots nicht eingehalten werden“, sagte der Regierungschef. „Natürlich wird am Strand kontrolliert, ob die Abstandsregelungen eingehalten werden. Und natürlich können an Himmelfahrt nicht 30 Leute mit dem Bollerwagen durch die Gegend ziehen.“

„Bei festen Buchungen wissen wir, wie viele Leute kommen“, sagte Günther. Tagestouristen machten sich bei schönem Wetter auf den Weg. „In den letzten Jahren gab es an Wochenenden immer wieder kilometerlange Staus auf den Autobahnen zu den Ferienorten.“

Ab Montag erlaubt Schleswig-Holstein wieder die Einreise von Touristen aus anderen Bundesländern. Die Kreise können bei Bedarf den Tagestourismus in Orten aber begrenzen. 

Dänemark macht sich noch nicht frei 

Dänemark hat weiterhin noch keine Entscheidung getroffen, wann es seine Grenzen nach Deutschland, Schweden und Norwegen wieder öffnen will. Es sei vereinbart worden, dass die Regierung bis zum 1. Juni Neuigkeiten zu den Grenzen bekanntgeben werde, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Donnerstagabend bei der Ankunft zu einer TV-Debatte mit den Spitzen der dänischen Parlamentsparteien. Daran werde festgehalten.

Während der Debatte signalisierte Frederiksen jedoch Offenheit für die Möglichkeit, Touristen etwa mit einem Mietvertrag für ein Ferienhaus oder mit einer Hotelreservierung ins Land zu lassen. Dies müsse aber erst diskutiert werden.

Die Grenzen einfach zu öffnen und Tausende Menschen herumreisen und sich gegenseitig anstecken zu lassen, dafür habe sie kein Verständnis, sagte Frederiksen. „Wenn wir über ein Modell sprechen, das von Menschen handelt, die als Touristen nach Dänemark kommen, wo es den lokalen Gemeinschaften helfen kann, dann ist das etwas anderes.“ Sie warnte jedoch vor dem Ansteckungsrisiko. „Es ist herrlich, eine deutsche Familie zu empfangen, die nicht krank ist. Es wird gelinde gesagt etwas schwer, wenn eine deutsche Familie hierher kommt und Corona hat und Weitere ansteckt.“

Mehrere Parteien wollen, dass Dänemark schon jetzt eine Vereinbarung mit Deutschland trifft, damit der Tourismus im Land in die Gänge kommen kann. Deutsche Urlauber stellen traditionell den Großteil der Gäste in den dänischen Ferienhäusern, weshalb die Situation an der deutsch-dänischen Grenze besonders wichtig für den Reisesektor ist. Die Regierung von Frederiksen steht deshalb im Inland stark unter Druck, früher als geplant zu klären, wann die Grenzen wieder für Touristen geöffnet werden können. Dieser Druck wurde dadurch verstärkt, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärt hatte, Deutschland sei bereit, die Grenze nach Dänemark zu öffnen.