Jens Mecklenburg

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Hoffnung auf Sommerurlaub

Was geht im Norden?
25. Mai 2020

Die Reisefreiheit soll schrittweise zurückkehren. Die Bundesregierung macht Hoffnung auf den Sommerurlaub – was geht im Norden? Weitere Infizierte in einem Schlachthof. Ein aktueller Corona-Überblick.

Gäste im Nordosten willkommen

Die coronabedingten Regelungen für die Tourismusbranche werden in weiteren Bundesländern gelockert. Von Montag an können Inlandsurlauber wieder nach Mecklenburg-Vorpommern reisen. Die Hotels, Pensionen und Campingplätze in Mecklenburg-Vorpommern dürfen von Montag an wieder Gäste aus anderen Bundesländern empfangen. Nach dem Shutdown Mitte März konnte die Tourismusbranche bereits vergangene Woche Gäste aus dem eigenen Land begrüßen. Tagestouristen dürfen aber weiter nicht ins Land reisen.

Erstmals seit Beginn der Krise dürfen auch Hotels in Niedersachsen wieder öffnen und bis zu 60 Prozent ihrer Plätze belegen. Auch in Brandenburg und Berlin sind Ferienwohnungen und Hotels wieder für Gäste aus ganz Deutschland offen.


Reisefreiheit in Europa kehrt zurück 

Die Bundesregierung macht Hoffnung, dass der Sommerurlaub im Ausland doch noch klappen könnte. Außenminister Heiko Maas zeigte sich zuletzt zuversichtlich, die bestehende Reisewarnung zumindest für die EU nach dem 14. Juni wieder aufheben zu können. Bei den Grenzöffnungen müssen sich die Staaten noch untereinander abstimmen. Die Vorbereitungen zum Neustart des Tourismus laufen vielerorts an. Ein Überblick:


Niederlande 

Der Holland-Urlaub wird wieder möglich. Schon jetzt öffnen stufenweise Bungalowparks ihre Tore, und es werden auch wieder Ferienwohnungen vermietet. Ab dem 1. Juli sollen dann alle Campingplätze und Ferienparks wieder ganz geöffnet werden. Bisher galt das nur eingeschränkt. So mussten etwa auf Campingplätzen Duschen und WCs geschlossen bleiben. Die sanitären Einrichtungen werden ab 1. Juli auch an Stränden und in Naturparks wieder geöffnet. Museen dürfen ab 1. Juni wieder Besucher empfangen – vorausgesetzt, sie melden sich vorher online an. Restaurants, Cafés, Strandpavillons und Kneipen dürfen jeweils maximal 30 Gäste bewirten. Ab Juli sind dann bis zu 100 Gäste erlaubt.

Dänemark

Als eines der ersten Länder Europas hatte Dänemark im Kampf gegen Corona am 14. März seine Grenzen dichtgemacht. Touristen und andere Ausländer ohne konkreten Einreisegrund kommen seitdem nicht mehr ins Land. Das warf nicht nur die Reisepläne deutscher Frühjahrsurlauber über den Haufen, sondern auch die Finanzen der dänischen Ferienhausbetreiber, deren Gäste großteils aus Deutschland stammen. Wer aber eine Sommerreise nach Kopenhagen oder an die dänische Küste plant, für den besteht Hoffnung: Regierungschefin Mette Frederiksen hat sich zuletzt offen für die Möglichkeit gezeigt, Touristen bald ins Land zu lassen. Spätestens am 29. Mai will die dänische Regierung nun einen Plan „für eine kontrollierte und schrittweise Wiedereröffnung des Sommertourismus“ präsentieren. Wer als Deutscher ein Sommerhaus in Dänemark besitzt oder seinen Partner in dem Land besuchen will, der darf bereits ab dem 25. Mai wieder einreisen.


Schweden

Von den dänischen Entwicklungen dürften auch die Reisen vieler Schweden-Urlauber abhängen. Denn wer beispielsweise mit dem Auto nach Schweden reisen möchte, der fährt in der Regel über Dänemark. Eine Alternative kann die Anreise per Fähre etwa von Kiel, Rostock oder Travemünde sein, die Strecken werden weiterhin befahren. Flüge aus Deutschland in Richtung Stockholm oder Göteborg gibt es momentan kaum und wenn, dann lediglich ab Frankfurt. Darüber hinaus besteht in Schweden bis vorläufig zum 15. Juni ein Einreiseverbot – dies gilt jedoch nicht für Länder der EU und der Europäischen Freihandelszone.


Norwegen

Mit einem Sommerurlaub in den norwegischen Fjorden dürfte es nach jetzigem Stand schwierig werden. Die norwegischen Grenzen sind für Ausländer ohne konkreten Grund seit über zwei Monaten dicht. Norweger dürfen in ihre Heimat zurückkehren, müssen dann aber zunächst für zehn Tage in Quarantäne. Erst Mitte Mai hatte die Regierung mitgeteilt, dass Norwegen-Urlauber damit rechnen müssten, dass das Einreiseverbot bis zum 20. August bestehen bleibt. Bis zum 20. Juli will man sich in Oslo jedoch anschauen, ob man die Grenzen für Reisende aus „einzelnen anderen naheliegenden europäischen Ländern“ öffnen könnte. Der Status für deutsche Urlauber ist also: Abwarten.


Island

Die stark vom Tourismus abhängige Insel im Nordatlantik plant, ihre Beschränkungen für internationale Reisende bis zum 15. Juni zu lockern. Bislang muss jeder für zwei Wochen in Quarantäne, der nach Island kommt. Dazu will die isländische Regierung bald aber eine Alternative anbieten: Island-Urlaubern soll künftig bei der Ankunft statt Quarantäne auch die Möglichkeit gegeben werden, sich sofort auf das Coronavirus testen zu lassen. Ein Entschluss dazu soll Ende Mai stehen. Geplant ist zudem, dass Touristen eine Tracing-App herunterladen und gebrauchen müssen, mit der Infektionsketten besser verfolgt werden können.

Gäste im Restaurant infiziert

Im Zusammenhang mit dem Besuch eines Restaurants im niedersächsischen Landkreis Leer sind 18 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Unter den Infizierten seien 14 Menschen, die am 15. Mai bei der Wiedereröffnung des Lokals in geschlossener Gesellschaft dabei waren, teilte der Landkreis am Sonntagabend mit. Vier weitere Menschen hätten sich in der Folge angesteckt. Insgesamt sei für 118 Menschen häusliche Quarantäne angeordnet worden.

Eine Befragung der Gäste, die am 15. Mai im Restaurant waren, habe zudem „Indizien geliefert, dass an dem Abend möglicherweise gegen Corona-Auflagen verstoßen wurde“, hieß es vom Landkreis. 

Der Inhaber des betroffenen Restaurants in Moormerland hatte am Samstag gesagt, er wisse nicht, ob sich das Virus bei dem Eröffnungsabend seines Lokals verbreitet habe. Es sei auch möglich, dass sich die Menschen vor oder nach dem Abend infiziert hätten. Falls sie sich tatsächlich in dem Lokal angesteckt haben, wäre es der erste bekannte Fall dieser Art seit Wiedereröffnung der Gaststätten.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann sagte am Samstag: „Nach ersten Erkenntnissen ist das Infektionsgeschehen nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen, stattdessen wurde dort offenbar eine private Party gefeiert.“ Eine Notwendigkeit, vom Lockerungskurs für die Gaststätten abzurücken, sah die SPD-Politikerin nicht. Ansteckungen seien nicht vollständig zu verhindern. Entscheidend sei in einem solchen Fall, dass von den Behörden vor Ort konsequent alle Kontakte nachverfolgt würden, um das Infektionsgeschehen so eng wie möglich einzugrenzen.

Ministerpräsident Stephan Weil sagte laut Hannoverscher Allgemeiner Zeitung über die Infektionen bei Leer und zuvor in Dissen, „dass wir nach wie vor sehr vorsichtig sein und die Vorgaben beachten müssen“. In Dissen bei Osnabrück waren Dutzende Corona-Fälle bei einem Fleischunternehmen festgestellt worden. Der SPD-Politiker ergänzte, dass Niedersachsen die Lockerungen „nur Schritt für Schritt ausweiten“ wolle, „ohne den Bogen zu überspannen“.

Der Betreiber der Gaststätte Alte Scheune in der Gemeinde Moormerland hatte am 15. Mai nach eigenen Angaben rund 40 ausgewählte Gäste eingeladen – darunter Vertreter von Firmen, die ihn unterstützt hatten. Er habe zunächst als Koch in der Küche gestanden und sich später zu den Gästen gesellt, um mit ihnen anzustoßen, erzählte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Abstands- und Hygieneregeln seien eingehalten worden, sagte der Mann, der seinen Namen nicht in den Medien lesen möchte. Er sei wenige Tage nach dem Abend von einem Gast über dessen Corona-Infektion informiert worden, sagte er. Ein Test habe das Virus dann auch bei ihm nachgewiesen.


Erneuter Corona-Ausbruch in einem Schlachthof 

In einem niederländischen Schlachthof in Groenlo unweit der Grenze zu Deutschland sind 147 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das teilte die Gemeindeverwaltung Oost Gelre am Sonntag mit. Einem Bericht der Lokalzeitung De Gelderlander zufolge leben 79 der Infizierten in Deutschland, 68 in den Niederlanden. Insgesamt wurden der Gemeindeverwaltung zufolge von den 657 Beschäftigten in dem Betrieb der Schlachthof-Gruppe Vion 25 Mitarbeiter noch nicht getestet, darüber hinaus fehlten die Daten von fünf Mitarbeitern. Die deutschen Behörden seien informiert worden.

Bereits am Freitag hatten die Behörden der Provinz Gelderland im Osten des Landes für 600 Mitarbeiter Heim-Quarantäne angeordnet und den Schlachthof geschlossen. Im Schlachthof waren bei 45 Mitarbeitern Corona-Infektionen festgestellt worden. Zuvor waren bereits in anderen Niederlassungen der Vion-Gruppe auch in Deutschland Dutzende von Mitarbeitern infiziert worden. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Schlachthöfe in Deutschland und den Niederlanden mit insgesamt 12 000 Beschäftigten und einem Umsatz von 5,1 Milliarden Euro.

Der Gewerkschaftsverband FNV hatte die Wohnsituation vieler Mitarbeiter für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht. Vor allem Arbeitsmigranten würden in Gruppen-Unterkünften eng beieinander wohnen. Die Gemeinde forderte Vion und die Zeitarbeitsfirmen dringend auf, die Unterbringung der Arbeiter menschenwürdig zu gestalten, so dass alle betroffenen Mitarbeiter sicher in Quarantäne bleiben könnten.