Die Fernsehköchin Sarah Wiener (57) sorgt sich um ihr Unternehmen. „Wenn sich nicht schnell und radikal etwas ändert, weiß ich nicht, ob es mein Gastronomiezweig überleben wird“, sagte Wiener in Berlin.
„Es ist eine Vollkatastrophe, das muss man leider so sagen. Die Menschen trauen sich noch nicht in Museen, und im Restaurant erleben sie eine merkwürdige Situation mit Abstand und Mundschutz. Im Catering haben wir sechsstellige Verluste gemacht, uns wurden Veranstaltungen bis Jahresende abgesagt. Wir sind ein bisschen gelähmt und ratlos.“
Kochen hat was Heilendes
Wieners Gastronomieunternehmen hat nach ihren Angaben rund 120 Mitarbeiter. Sie hat zwei Restaurants in Berlin: Das im Museum Hamburger Bahnhof ist derzeit geschlossen, das im Zukunftsmuseum Futurium ist geöffnet.
Sie verstehe natürlich, dass die Maßnahmen gegen das Coronavirus sein müssten. „Ich bin eigentlich ganz glücklich, dass wir die Gesundheit über den Kapitalismus stellen. Wir haben ein Pandemie-Problem. Und wir tun so, als sei alles schon überstanden, dabei sind wir noch mittendrin. Es kann ja sein, dass wir eine zweite Welle bekommen. Dann gute Nacht, Deutschland, beziehungsweise gute Nacht, Gastronomie.“
„Ich habe schwere Bedenken, dass die Individualität auf der Strecke bleiben wird, dass die Ketten und die Systemgastronomie überleben und die kleinen individuellen Läden und Bars die Grätsche machen werden.“ Sie betonte, sie möchte nicht sagen, ihre Branche sei wichtiger als alle anderen. Wieners Wunsch: „Bitte unterstützt die Individualität, die kleinen, inhabergeführten Betriebe. Sonst wird es die alle nicht mehr geben.“
Den Stillstand während der Pandemie hat Wiener bislang auf ihrem Hof in der Uckermark verbracht, ihre Arbeit als EU-Politikerin für die österreichischen Grünen funktioniert demnach via Mails, Telefon- und Videokonferenzen. In Corona-Zeiten präsentiert sie Kochkurse bei Facebook: „Es gab ein Bedürfnis, mehr und selbst zu kochen. Kochen hat etwas sehr Heilendes.“
Was ihr selbst in der Krise geholfen hat? „Die Natur und Freunde, Briefe und Anrufe. Mein Obst- und Gemüsegarten, die Vögel. Ich bin jemand, der versucht, die positiven Seiten zu sehen. Es war auch ein Glücksgefühl, keine Termine zu haben – das erste Mal seit 20 Jahren.“