Jens Mecklenburg

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Wucherpreise als Protestaktion

Timmendorfer Strand: Erdnüsse zahlen, Wein umsonst
22. Mai 2020
© Ingo Wandmacher

Ein bekanntes Restaurant in Timmendorfer Strand verlangt scheinbar astronomische Preise für Chips oder Butterkekse als Teil einer Protestaktion.

Um der Forderung nach einer niedrigeren Mehrwertsteuer auch für Getränke Nachdruck zu verleihen, geht das Restaurant neue Wege.


Weniger Mehrwertsteuer auch für Getränke

Gäste zahlen im „Wolkenlos“ auf einer Seebrücke in Timmendorfer Strand für eine kleine Tüte Chips stolze 8,50 Euro und bekommen dann „umsonst“ einen Aperol Spritz dazu, oder sie legen 26,50 Euro für eine Packung Erdnüsse hin und erhalten eine Flasche Wein extra.

Nachmittags gibt’s den Butterkeks für 2,90 Euro und dazu einen Espresso oder eine Scheibe Zitrone für 3,50 Euro mit einer kleinen Cola.

Begründet wird die ungewöhnliche Preisgestaltung mit den unterstützenden Maßnahmen der Regierung in der Corona-Krise. Diese hatte beschlossen, die Mehrwertsteuer für Speisen für ein Jahr von 19 auf 7 Prozent zu senken, um den Restaurants zu helfen. Dies gilt allerdings nicht für Getränke.

Die Senkung der Mehrwertsteuer sei der richtige Schritt gewesen, sagt Geschäftsführer Christian Kermel. Aber sie müsste auch für Getränke gelten, um mehr zu helfen. Dies betreffe etwa Bars, in denen gar keine Speisen verkauft würden und auch für Hotels sei es schwierig, wenn der Kaffee beim Frühstück steuerlich anders abgerechnet werde als das Rührei. Die meisten Gäste würden anfangs staunen über die Preise, aber die Aktion dann gut finden, sagt Kermel.

Offiziell tritt die Mehrwertsteuersenkung erst am 1. Juli in Kraft und gilt dann ein Jahr. Das „Wolkenlos“ hat aber bereits mit seiner Aktion begonnen, um schon mal auf die Lage aufmerksam zu machen, sagt der Geschäftsführer, der mit seiner Firma Vivaldi AG auch Hotels in Kühlungsborn, Zingst und Lübeck betreibt.

Der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Schleswig-Holstein, Stefan Scholtis, sagte laut Presseagentur dpa, es gehe dabei um eine jahrelange Forderung des Verbands. „Das ist sicher mal eine originelle Aktion, um Aufmerksamkeit für diese Forderung zu erreichen.“ Die Dehoga verlange 7 Prozent Mehrwertsteuer einheitlich und auf Dauer auf Speisen und Getränke.