Anette Hollenbach

Imkerin & Autorin

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Bienen-ABC

B – Biene & Mensch
25. Juni 2021

An den Bienen lässt sich gut beobachten, was zwischen Natur und Mensch gut oder weniger gut läuft. Anette Hollenbach nimmt uns in ihrem neuen Bienen-ABC mit auf die abenteuerliche Reise durch den Lebenszyklus der Bienen. In dieser Folge geht es um Gemeinsamkeiten von Biene und Mensch.

Foto: Hofbienerie/ Belichtungszeit

Gibt es Gemeinsamkeiten?

Der Imker Johannes Wehring stellte Ende des 19. Jahrhunderts eine revolutionäre These auf: Ein Bienenvolk sei ein Einzelorganismus – ein Säugetier in vielen Körpern.

Die Arbeiterinnen bilden dabei den Gesamtkörper, die Bienenkönigin die weiblichen, die Drohnen die männlichen Geschlechtsorgane. Aus dieser Vorstellung ging der Begriff „der Bien“ für die Beschreibung der Gesamtheit eines Bienenvolkes hervor. Dieser Einzelorganismus hat viele Eigenschaften und Fähigkeiten, die nicht nur Wirbeltieren, sondern vor allem auch Säugetieren gleichkommt.
Da ist zum Beispiel das Säugetier, was eine extrem geringe Vermehrungsrate aufweist – genau wie bei den Honigbienen. So wachsen in einem Bienenvolk nämlich nur sehr wenige Königinnen heran und nur über sie wird das Erbgut an die nächste Generation weitergegeben. 

Und wie verhält es sich mit der Fütterung und Aufzucht?
Weibliche Säugetiere erzeugen Muttermilch, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. 
Eine junge Mutter versorgt ihren Säugling mit Muttermilch, die in ihrer Brustdrüse produziert wird. Identisch mit den Ammenbienen. Diese stellen in ihrer Futtersaftdrüse ihre Schwesternmilch her, bekannt auch als Gelée Royale, die an den Bienennachwuchs verfüttert wird.


Bienen-Uterus

Und noch eine Gemeinsamkeit lässt aufhorchen: Die Gebärmutter der Säugetiere stellt eine schützende Hülle dar, die dem heranwachsenden Fötus Unabhängigkeit von schwankenden Bedingungen der Außenwelt schenkt. Die Umweltwerte dieser Binnenwelt sind sehr exakt eingestellt. Und genau so bietet der Bien, also die Gesamtheit eines Bienenvolkes, seinen Larven und Puppen im „Bienen-Uterus“ des Nestes optimale Bedingungen und Schutz. In einer regulierten Umwelt und zu konstanten Bedingungen gedeiht die Bienenbrut heran, genau wie bei uns Menschen. Der Fötus wächst in einer exakt abgestimmten Umwelt heran – nämlich im mütterlichen Uterus. 

Säuger halten ihre Körpertemperatur konstant auf etwa 36° Grad. Heizerbienen, ich hatte diese ja in meinem ersten Kapitel beschrieben, halten die Puppen im Bienen-Uterus ebenfalls auf ca. 36° Grad Celsius. Je konstanter und präziser die Brutnesttemperatur gehalten wird, desto intelligenter wird die Jungbiene. Konstante Temperaturen bilden intelligente Jungbienen aus, hohe Temperaturschwankungen durch beispielsweise uns Imker verursacht, weniger intelligente Jungbienen.
Und zuletzt möchte ich kurz auf die kognitiven Fähigkeiten eingehen. Säugetiere und wir Menschen verfügen über ein hochkomplexes Gehirn. Die Honigbiene ebenso!

Sie kann sich hervorragend orientieren, verfügt über eine enorme Lernfähigkeit und ein Supergedächtnis. Ein hochentwickelter Orientierungssinn, Ihr Zeitverständnis und ihr ausgeklüngeltes Kommunikationsverhalten versetzt diese faszinierenden Tiere in die Lage einer genauen Zeitplanung. Die Bienen erfreuen uns nicht nur durch ihre für uns Menschen so wichtige enorme Bestäubungsleistung und ihren köstlichen Honig, die Bienen sind uns Menschen näher, als viele denken.

Hofbienerie Anette Hollenbach

Anette Hollenbach
Dörpstraat 6
24848 Boklund

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