Algen als Helfer gegen den Klimawandel – könnte das wahr sein?

Algen helfen CO2 zu reduzieren
22. August 2024

Ein Beitrag von oceanBASIS

© IOW

Können Algen den Klimawandel bekämpfen? Diese Frage klingt vielleicht erstaunlich, doch Algen sind tatsächlich maßgeblich an der Reduzierung von CO2 beteiligt. Ähnlich wie Landpflanzen absorbieren sie Kohlendioxid aus der Luft und setzen gleichzeitig Sauerstoff frei. Dieser Prozess, bekannt als Photosynthese, ist uns allen noch aus dem Biologieunterricht vertraut. Wenn man bedenkt, wie viel Fläche unserer Erde von Meeren bedeckt ist, erkennt man die enorme Menge an Algen und damit auch ihren wesentlichen Beitrag zur CO2-Aufnahme und Sauerstoffproduktion. Es überrascht daher nicht, dass etwa jedes zweite Sauerstoffmolekül von Algen stammt.

Forschung und Nutzung von Algen

Die Wissenschaft sieht in Algen ein großes Potenzial und nutzt sie als Ausgangspunkt für neue Lösungsansätze. Zum einen sollen Algen vermehrt als Nahrungsmittel genutzt werden, zum anderen dienen sie als CO2-Speicher im Ozean.

© Nikolas Linke

Algen vs. Landpflanzen

Meeresalgen haben als Nahrungsquelle indirekt einen Einfluss auf die Emissionsreduktion, denn im Vergleich zu Landpflanzen bieten sie erhebliche Vorteile: Algen sind im Anbau äußerst anspruchslos, benötigen weder Bewässerung noch Dünger, was kostbares Süßwasser spart und die Meere schont. Eutrophierung wird vermieden und CO2-intensive Düngemittel sind überflüssig. Zudem beanspruchen Algen keine zusätzlichen Landflächen – ein wesentlicher Vorteil angesichts der zunehmenden Ressourcenknappheit und einer wachsenden Weltbevölkerung. Darüber hinaus sind keine Pestizide erforderlich, da Algen sich selbst schützen. All diese Vorteile des Algenanbaus sind bemerkenswert und ein Grund mehr, Algenpesto oder Meeresspaghetti häufiger auf den Speiseplan zu setzen. Während Meeresalgen in Asien und der Bretagne bereits häufig konsumiert werden, müssen sie sich hierzulande noch etablieren. Inhaltsstoffe und Geschmack überzeugen jedoch immer mehr Menschen. Dies hat zwar keine direkten Auswirkungen auf das Klima, ist jedoch ein erfreulicher Trend.

CO2-Bindung als Klimapuffer

Pflanzen und Algen betreiben Photosynthese und nehmen dabei CO2 auf. Solange dieses Kohlendioxid gespeichert bleibt – sei es in Bäumen, Pflanzen, Algen oder Mooren – kann es nicht in die Atmosphäre gelangen. Erst durch Zersetzungsprozesse wird das CO2 freigesetzt. Um den Austritt zu verhindern oder zu verzögern, ist es hilfreich, CO2 so lange wie möglich zu speichern, wie es beispielsweise in Mooren unter anaeroben Bedingungen geschieht. Auf Basis dieses Konzepts arbeiten Wissenschaftler daran, Algen als CO2-Speicher zu nutzen. Ein Beispiel sind die „Golden Tides“ in der Karibik – regelmäßig auftretende massive Algenblüten, verursacht durch den Golftang. Die Algen werden an die Strände gespült und stellen für die Menschen vor Ort eine große Herausforderung dar. Der Golftang wird daher bereits zu Bio-Düngemitteln oder Baustoffen verarbeitet. Diese Biomasse bietet aber auch Chancen, denn die Algen nehmen, wie bereits oben erwähnt, in der Wachstumsphase CO2 auf und lagern es ein.

Langfristige CO2-Speicherung

Ziel ist es, dieses CO2 in der großen Menge an Algenbiomasse möglichst lange zu binden bzw. zu verhindern, dass es, wenn die Algen verrotten, wieder in die Atmosphäre gelangt. Ein neuer Ansatz nutzt die Schichtung des Meeres. In der Sargassosee wachsen große Mengen Golftang. Wenn es gelingt, diese in größere Wassertiefen zu drücken, zersetzen sie sich erst dort und geben dabei CO2 ab. Dieses wird in den tieferen Wasserschichten für 600 bis 1000 Jahre gebunden – ein wertvoller Zeitpuffer. Weitere Ansätze sehen vor, Algen in Ballen gepresst am Meeresboden zu lagern. In solchen Tiefen ist die Zersetzungsrate sehr gering. CO2 wird auch auf natürliche Weise in den Meeren gebunden, durch den sogenannten „Meeresschnee“, der aus den Ausscheidungen von Meeresorganismen, z. B. Algen, besteht und CO2 in tiefen Wasserschichten speichert, weil manche Bestandteile dieser Ausscheidungen sich nur extrem langsam zersetzen. Algen haben also das Potenzial, übermäßiges CO2 aus der Luft zu entfernen und es langfristig zu binden. Sie bieten innovative Möglichkeiten, den Klimawandel zu bekämpfen, und könnten einen wesentlichen Beitrag zur Lösung dieses globalen Problems leisten.

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