Jens Mecklenburg

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Algen gehören auf die Teller der Menschheit

Algengespräche mit der Kieler Algenpionierin Inez Linke
2. Juli 2024

Algen sind in aller Munde, aber auf den Tellern trotzdem immer noch selten zu finden. Dies will die Algen-Pionierin Inez Linke aus Kiel ändern. Zwei Gespräche über die Zukunft der Algen als Lebensmittel: auf WDR 5 und mit uns. Algen gehören auf die Teller der Menschheit, ist Inez Linke überzeugt.

© Oceanbasis

Inez Linke im WDR-Gespräch

Fettarm, vitaminreich, antioxidativ – und ökologisch nachhaltig: Algen sind eine Art Super-Food, werden auch schon in manchen Lebensmitteln verarbeitet, könnten aber noch weiter verbreitet werden, sagt die Kieler Meeresbiologin Inez Linke auf WDR 5 Neugier genügt. Mit Moderatorin Elif Şenel spricht sie darüber, wie weit Forschung und Entwicklung sind und wie Menschen von der Alge als Nahrungsmittel überzeugt werden können.

Zum WDR-Gespräch hier

Algengespräch mit der Kieler Algenpionierin Inez Linke

Wie sind Sie auf die Alge gekommen?

Anfang der 2000er Jahre absolvierte ich ein Praktikum bei Coastal Research & Management (CRM), der „Mutterfirma“ von oceanBASIS. Dort machte man sich Gedanken darüber, wie die Küstenregion nachhaltig zu nutzen sei, ohne wertvolle Lebensräume zu gefährden. So entstand in der Kieler Förde bei Holtenau eine rund zwei Hektar große Aquakultur mit Zuckertang, einer Braunalge. Die logische Konsequenz: Wir wollten die tollen Wirkstoffe aus dem Meer den Menschen zugänglich machen! Und gründeten 2001 das Start-up oceanBASIS.

Was ist das Besondere an Algen?

In Algen steckt ein enormes Wirkpotenzial – vor allem in Form von Mineralien, Spurenelementen, Aminosäuren, Algenzuckern und Polyphenolen. Der Zuckertang braucht diese Wirkstoffe selbst zum Wundschutz und um nicht auszutrocknen, wenn er der Sonne ausgesetzt ist. Aggressive Verbindungen werden durch Polyphenole neutralisiert und die Alge kann sich regenerieren. Dieselben Funktionen nutzen wir in unserer maritimen Naturkosmetik Oceanwell.

Haben Sie eine Lieblingsalge?

Das ist der Zuckertang Saccharina latissima (Kombu), der auch in der Kieler Förde vorkommt.

Was fasziniert Sie an der Alge?

Diese Braunalge sieht nicht nur wunderschön aus und ist ein wichtiger Bestandteil der Unterwasser-Algenwälder, sie enthält auch sehr spannende Wirkstoffe, die u.a. feuchtigkeitsspendend und schützend für die Haut sind. Außerdem schmeckt sie sehr gut.

Welches Potenzial haben Algen für die Küche?

Meeresalgen sind ein natürlicher Lieferant von Ballaststoffen und Proteinen und überaus reich an Mineralstoffen und Spurenelementen, wie Calcium, Magnesium und Jod. Dazu enthalten sie Vitamine (u. a. C), viele essentielle Aminosäuren und Antixoxidantien. Aber auch der Genussaspekt kommt nicht zu kurz: Ob Brotaufstrich, Tagliatelle mit Meeresspaghetti und Garnelen oder vegane Schokomousse – Dulse, Kombu & Co. sind eine tolle Zutat und raffiniertes Würzmittel.

Algen sind also die ideale Ergänzung für eine gesunde Ernährung! Mit unserem Projekt AlgaeFood wollen wir das Thema „Algen zum Essen“ unter die Leute und auf die Teller bringen.

Ihre Lieblingsalge auf dem Teller?

Auch das ist der Zuckertang und die Rotalge Palmaria palmata (Dulse), die nussig-würzig schmeckt und sogar Vitamin B 12 enthält.

Ihr Lieblingsgericht mit Algen?

Ganz viele, ich streue nämlich auf jedes Essen, wie z. B. Suppen, Salate und auch Nudelgerichte 1-2 TL getrocknete Algen-Flakes als gesundes Gewürz.

© Oceanbasis

Über Dr. Inez Linke

Dr. Inez Linke wurde 1963 in Kiel geboren, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Sie studierte in Hamburg und Boston Meeresbiologie (1985-1992). Während ihrer Promotion war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Forschungsprojekt zur Eutrophierung in der Nord- und Ostsee (1992-1997) beteiligt. Weiterhin war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Taucherin im Europäischen MAST Il Projekt im Mittelmeer.

Nach dem Abschluss ihrer Dissertation 1997 in Hamburg arbeitete sie als Wissenschaftlerin an der Roskilde Universität in Dänemark (1997-1999). Als Referentin für Neue Medien und Marketing ergänzte sie in 2000 ihr Wissen an der Fortbildungsakademie der Wirtschaft in Kiel.

Seit 2001 ist sie Mitbegründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der oceanBASIS GmbH in Kiel. Inez Linke ist verantwortlich für Forschung und Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb der eigenen zertifizierten Naturkosmetikmarke Oceanwell, die auf Meereswirkstoffen aus der Ostsee basiert.

oceanBASIS steht mit seinen vier Geschäftsfeldern actives, biotech, cosmetics und food für nachhaltige Forschung, Gewinnung und Produktentwicklung auf Basis mariner Wirkstoffe.  Einer der wesentlichen Werte des Unternehmens ist es dabei das Ökosystem Meer zu schützen und bewahren. oceanBASIS hat Anfang der 2000er die erste biozertifizierte Meeresalgenfarm in der Kieler Förde gegründet und ist in verschiedenen nationalen und internationalen Forschungsprojekten aktiv. 2009 hat oceanBASIS die eigene Naturkosmetikmarke Oceanwell auf den Markt gebracht. Die Meeresbiologen erforschen und entwickeln zudem innovative Produkte aus dem Meer für die Kosmetikindustrie (bioaktive Algenextrakte), gesunde Nahrung (die Marke Meeresgarten) und medizinische Anwendung – stets unter Einhaltung strikter Nachhaltigkeits- und Qualitätskriterien.

Seit 2015 unterstützt oceanBASIS im Rahmen der eigenen Initiative „Protect the Ocean“ verschiedenen Meeresschutzprojekte, wie z.B. die Entstehung eines Meeresschildkrötenschutzgebietes in Westafrika und die Bergung von Geisternetzen in der Ostsee durch den Verein „One Earth One Ocean“. Das Unternehmen wurde in 2021 Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)-bilanziert.

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