Nahrungsmittel der Zukunft
Ein Beitrag von Diana Woldmann
Meeresalgen gelten als Nahrungsmittel der Zukunft und werden oft als „Superfood“ oder „Klimaretter“ bezeichnet. Doch auf die Teller der meisten Menschen kommt das gesunde Meeresgemüse hierzulande nur selten, höchstens in Form von Sushi. Dabei können Algen so viel mehr!
Das Kieler Unternehmen oceanBASIS erforscht seit mehr als 20 Jahren die Schätze des Meeres, um sie für den Menschen nutzbar zu machen. Zunächst mit der maritimen Naturkosmetikmarke Oceanwell und seit einigen Jahren auch mit „Meeresgarten“: bio-zertifizierte, getrocknete Meeresalgen für die kreative Küche.
Gemeinsam mit dem Schwesterunternehmen CRM – Coastal Research & Management oHG und den drei dänischen Projektpartnern Syddansk Universitet Odense, Peninsula Nature ApS in Bjert und Fjord & Bælt in Kerteminde haben sich die Kieler Algenexperten im Rahmen des Projekts AlgaeFood zum Ziel gesetzt, noch viel mehr Menschen für Algen als Nahrungsmittel zu begeistern.
Regionale Algenarten als Nahrungsmittel
Mit gutem Grund: Algen liefern viele wertvolle Nährstoffe wie Mineralien und Spurenelemente, Vitamine und Eiweiße. Für ihren Anbau werden weder Land noch Dünger oder Bewässerung benötigt. Damit haben sie das Potenzial, einen Beitrag zur Lösung aktueller Herausforderungen unserer Zeit zu leisten.
Um lange Transportwege zu vermeiden, konzentriert sich das Projekt auf die Nutzung regionaler Algenarten, die in Nord- und Ostsee vorkommen. Bei der Auswahl geeigneter Arten spielen sowohl die Verwendungsmöglichkeiten als Nahrungsmittel, die Gewinnung durch regionalen Anbau oder nachhaltige Wildernte als auch die wirtschaftliche Verwertbarkeit eine Rolle.
Die Braunalge Blasentang (Fucus vesiculosus) ist ein vielversprechender Kandidat, der auch an schleswig-holsteinischen Stränden häufig zu finden ist. Bei der möglichen Gewinnung werden jedoch regionale Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark deutlich: Während Blasentang in Deutschland unter Naturschutz steht und für kommerzielle Zwecke nicht geerntet werden darf, ist die Wildsammlung in Dänemark erlaubt. Für deutsche Algenprodukte würde nach derzeitigem Stand somit nur dänischer Blasentang zur Verfügung stehen.
Kreative Algenküche
Doch nun zur wichtigsten Frage: Schmecken Algen auch? Die klare Antwort lautet: Ja! Auch geschmacklich haben Algen einiges zu bieten. Mit ihrem meerig-salzigen Aroma bringen sie den Geschmack des Meeres auf den Teller und das ganz ohne Fisch und Meeresfrüchte. Sie passen zu vielen Gerichten wie Salaten, herzhaften Gemüsegerichten, Backwaren, Brotaufstrichen oder süßen Desserts.
Der erwähnte Blasentang hat sich beispielsweise im Ofen geröstet und mit Zitronenabrieb und Parmesan bestreut als köstlich erwiesen.
Die geschmackliche Algenvielfalt haben auch lokale Produzenten erkannt, die ihre hochwertigen Produkte mit dem Meeresgewürz verfeinern wollen. So werden derzeit Produkte wie Butter, Brot und Käse sowie Schokolade und eine Praline mit Algen entwickelt.
Vielfältige Aktionen rund um Algen
Um die breite Bevölkerung mit Algen in Kontakt zu bringen und zu begeistern, plant das Team von AlgaeFood vielfältige Aktionen: Kochworkshops, Food-Festivals, Rezeptentwicklung und Verkostungsangebote neu entwickelter Algenprodukte. Zwei Algen-Kochworkshops haben bereits in Zusammenarbeit mit der Cocina e.V. in Kiel stattgefunden. Zubereitet wurden unter anderem ein Tomatensalat mit gerösteter Rotalge Dulse, Foccacia mit Algenbutter und ein Fruchtsorbet mit karamellisierten Meeresspaghetti. Sehr zur Freude der begeisterten Teilnehmer.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist die Zusammenarbeit mit Schulen. So stehen Workshops in Schulklassen oder Besuche bei dänischen Algenfarmen auf dem Programm, um bereits die junge Bevölkerung zu informieren und mit Algen als Lebensmittel in Kontakt zu bringen. Es werden Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte entwickelt sowie Unterrichtseinheiten für angehende Köche an Berufsschulen geplant.
Um alle Akteure zusammenzubringen fand Anfang des Jahres ein AlgaeFood Netzwerkpartnertreffen statt. Bei einem 4-Gänge-Algenmenü, zubereitet von Spitzenkoch Botho Stein, wurden Ideen entwickelt und ausgetauscht, um das Thema Algen gemeinsam weiter voranzubringen.
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird mit 1,92 Millionen Euro aus dem EU-Förderprogramm Interreg Deutschland-Dänemark kofinanziert. Neben der Etablierung einer nachhaltigen und regionalen Algenküche soll AlgaeFood die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Programmregion und die regionale Wirtschaft stärken. Algen haben eine Zukunft, auch auf unserem Teller!
Weitere Infos
AlgaeFood auf Instagram https://www.instagram.com/algaefood_interreg/
Meeresgarten auf Instagram https://www.instagram.com/meeresgarten.oceanbasis/
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