
Markus Söder hat erklärt, dass Sylt und Helgoland eigentlich zu Bayern gehören müssten. Während einer Wahlkampfveranstaltung in Garmisch-Patenkirchen begründete er dies mit dem Länderfinanzausgleich und verwies darauf, dass Bayern als Geberland finanzielle Mittel an andere Bundesländer überweist, darunter auch Schleswig-Holstein. Söder erwähnte in diesem Zusammenhang Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther, mit dem er sich seit einigen Wochen einen öffentlichen Schlagabtausch liefert. Immer wieder betont Söder dabei die schlechte finanzielle Situation Schleswig-Holsteins. Die Bemerkung fiel, als Söder in Garmisch-Partenkirchen über Donald Trumps Wunsch sprach, die dänische Insel Grönland zu kaufen, und eine Parallele zu Deutschland zog.
Gelassene Reaktion von der Insel
Die Insel Helgoland bleibt gelassen. Inselbürgermeister Thorsten Pollmann und Tourismusdirektorin Katharina Schlicht stellten klar: „Helgoland bleibt ein stolzer Teil Schleswig-Holsteins – und das mit gutem Grund.“
Helgoland sei der unverrückbare Fels mitten in der Nordsee und gehöre wie Kiel, Lübeck oder Pinneberg fest zu Schleswig-Holstein. „Unsere Geschichte, Kultur und Identität sind tief mit dem Land zwischen den Meeren verwurzelt,“ so Bürgermeister Thorsten Pollmann über Deutschlands einzige Hochseeinsel. „Natürlich freuen wir uns über die Begeisterung von Herrn Söder für unsere Insel. Das zeigt, dass Helgoland weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus geschätzt wird – und das zu Recht.“
Für Tourismusdirektorin Katharina Schlicht ein willkommener Anlass, auf die Gastfreundschaft der Insulaner hinzuweisen: „Wir heißen alle Gäste herzlich willkommen, auch aus Bayern. Dass Helgoland Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus begeistert, macht uns stolz. Doch eine politische Neuordnung kommt für uns nicht infrage.“

Einladung für Markus Söder
Um die Begeisterung für Helgoland weiter zu fördern und den Dialog zu vertiefen, haben die Helgoländer einen Vorschlag: Sie laden „Herrn Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder“ herzlich zu zwei Anlässen auf die Insel ein. Söder könne gern am 1. März vorbeischauen. Es ist der 73. Freigabetag Helgolands, an dem die Rückkehr der Insel zu Deutschland nach der britischen Besatzungszeit gefeiert wird. Der Tag habe „große historische Bedeutung“, spiegele die enge Verbindung zu Schleswig-Holstein und Deutschland.
Alternativ schlagen die Insulaner den 12. Juli vor. Am Tag des Seebäderdienstes werde die historische Bedeutung des Seebäderverkehrs und die kulturelle Verbundenheit Helgolands zur Nordseeregion gewürdigt. „Wir würden uns freuen, Herrn Söder an einem oder beiden Tagen persönlich auf Helgoland zu begrüßen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Der Bayer könne bei der Gelegenheit die „Einzigartigkeit und Schönheit unserer Insel“ erleben. Der Besuch sei die ideale Gelegenheit für Söder, sich selbst von der kulturellen Verbundenheit zu Schleswig-Holstein zu überzeugen. Pollmann: „Helgoland bleibt Teil der schleswig-holsteinischen Kultur und Gemeinschaft!“
Gleichzeitig freue sich die Insel auf Besucherinnen und Besucher – egal ob aus Bayern oder anderswo. Immerhin gebe es auf dem „Roten Felsen“ und seiner Düne einzigartige Natur und Gastfreundschaft. Und das 60 Kilometer von der Festlandküste entfernt.

Markus Söder beliebt zu scherzen
Söder hat kurz nach seiner Übernahme-Aussage sie schon wieder revidiert: „Das war nur ein Scherz.“ Wörtlich habe er bewusst im Konjunktiv gesagt: „So viel Länderfinanzausgleich wie wir zahlen, müsste uns eigentlich …“. Er verglich seine Worte mit einem Kreditgeschäft: „Sie kennen das ja: Wenn sie viel zahlen und jemand zahlt nicht zurück, dann können sie ein Besitzpfand machen.“
Vielleicht sollte Markus Söder auf Helgoland wie mehr als 300.000 Gäste jährlich „entschleunigen“ und zur Ruhe kommen. Zu den Vorzügen der Insel gehören neben der Ruhe das wohl pollenärmste Klima der Republik, etwa 240 Vogelarten und die Kinderstube des größten Raubtiers Deutschlands: die Kegelrobbe.
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