Johanna Rädecke

Redakteurin

Zum Portrait

Helgoland ohne Helgoländer

Droht die Bevölkerung auf der Hochseeinsel auszusterben?
5. März 2020
Helgoländer Seebären beim Eiergrogtrinken © Ingo Wandmacher

Gibt es bald auf Helgoland keine Einheimischen mehr? Der Hotelier Detlev Rickmers ist in Sorge: Es gebe kein Konzept für eine dauerhafte Zukunft der Helgoländer, die Bevölkerung drohe „auszusterben“, wenn die Politik keine großen Veränderungen einleite, erklärte der Unternehmer in einem Schreiben an Bürgermeister Jörg Singer. Die Zahl der ganzjährig auf der Insel Lebenden habe sich seit den 1970er Jahren von etwa 2700 auf rund 1350 halbiert.


Insel auf Kurs

Singer wies die Kritik zurück: Die Helgoländer seien sich der Hürden und Herausforderungen seit vielen Jahren bewusst, sagte er auf dpa-Anfrage. „Anders als Detlev Rickmers sehe ich Helgoland auf einem guten Kurs.“

Helgoland werde zu einer Mischung aus Zufluchtsort für die Reichen, Ferienressort, Museumsinsel und Naturschutzreservat, schreibt Rickmers, dessen Hotels auf der Insel seinen Angaben zufolge einen Marktanteil von 50 Prozent haben. Sein Vater war Henry Peter Rickmers (1919-2013), der von 1956 bis 1980 Bürgermeister war und maßgeblich am Wiederaufbau der einst zerstörten Insel mitwirkte.

Mitarbeiter lebten nur noch zeitlich befristet auf Helgoland, schrieb Rickmers weiter. Das Durchschnittsalter der Einwohner liege bei über 50 Jahren. Heutzutage verlangten Einwohner und Urlauber nach größeren Wohnungen als früher, deshalb fehle viel Wohnfläche. Mit der Digitalisierung würden viele Arbeitsplätze im Handel und im Tourismus auf der Insel entfallen. Die einst im Helgolandgesetz gewählte Verwaltungsstruktur, der flächendeckende Denkmalschutz und die Einschränkungen des Naturschutzes erstickten viele Initiativen, so der 59 Jahre alte Hotelier.

Bürgermeister Singer sieht dagegen viele positive Signale für die Bewohner auf Deutschlands einziger Hochseeinsel: „Gerade haben wir beispielsweise mit 70 neuen und bezahlbaren Wohnungen fast 10 Prozent neuen insularen Wohnraum geschaffen.“ Die Inselbevölkerung wachse wieder spürbar, das Durchschnittsalter sei in den vergangenen zehn Jahren von 60 auf 50 Jahre gesunken. „Unsere Urlaubsgäste können sich auf echte Highlights freuen, wie das neue Aquarium, das Abenteuerland und eine neue Sportbootmarina, um nur drei von über 30 Entwicklungsbausteinen zu nennen, betonte Singer.