Jens Mecklenburg

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Wird Grönland bald unabhängig?

„Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden niemals zum Verkauf stehen.“
5. Januar 2025

Donald Trump würde gerne Grönland kaufen. Doch der Regierungschef der Insel wünscht sich Unabhängigkeit. Er will sich von den „Fesseln des Kolonialismus“ befreien und wünscht sich mehr Unabhängigkeit von Dänemark.

Regelmäßig erzählt der designierte US-Präsident Donald Trump, dass er gern die Kontrolle über Grönland übernehmen würde. Auf der Insel gibt es allerdings ganz andere Pläne. Grönlands Premierminister Múte Egede hat in seiner Neujahrsansprache seinen Wunsch nach Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark geäußert.

„Die Geschichte und die aktuellen Bedingungen haben gezeigt, dass unsere Zusammenarbeit mit dem Königreich Dänemark nicht zu einer vollständigen Gleichberechtigung geführt hat“, sagte Egede. „Jetzt ist es für unser Land an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Wie andere Länder in der Welt müssen wir daran arbeiten, die Hindernisse für die Zusammenarbeit – die wir als Fesseln des Kolonialismus bezeichnen können – zu beseitigen und voranzukommen“, sagte Grönlands Premierminister.

Nachwirkungen des Kolonialismus

Grönland war bis 1953 eine dänische Kolonie, ist jetzt aber ein selbstverwaltetes Territorium Dänemarks. Premierminister Egede sagt, die grönländische Bevölkerung entscheide über die mögliche Unabhängigkeit. Egede sagte aber nicht, wann eine Abstimmung stattfinden könnte.

Die Unabhängigkeitsbewegung hat in den vergangenen Jahren in Grönland an Boden gewonnen. Das liegt auch an Enthüllungen über das Fehlverhalten Dänemarks. Die Kolonialherren hatten grönländische Kinder aus ihrer arktischen Heimat verschleppt und bis weit in die Siebzigerjahre hinein systematisch Geburten verhindert. Frauen auf Grönland sollen Spiralen eingesetzt worden sein – in vielen Fällen gegen den Willen der Betroffenen.

Dänemark will militärische Präsenz stärken

Egedes Aussagen zu einer möglichen Unabhängigkeit Grönlands kamen kurz nach einem Vorstoß des designierten US-Präsidenten Trump. Er hatte kurz vor Weihnachten gesagt, die USA seien überzeugt, dass es „im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt“ eine „absolute Notwendigkeit“ sei, Grönland zu besitzen und zu kontrollieren.

Die Regierung von Grönland wies Trumps Interesse scharf zurück. „Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden niemals zum Verkauf stehen“, sagte Regierungschef Egede. „Wir dürfen unseren langen Kampf um Freiheit nicht verlieren.“ Dänemark kündigte derweil an, seine militärische Präsenz in Grönland mit Milliardeninvestitionen zu stärken.

Grönland ist reich an Bodenschätzen, Erdöl und Erdgas. Die Wirtschaft ist aber vor allem von der Fischerei und jährlichen Zuschüssen aus Dänemark abhängig.