Was 1999 mit Mackmyra, der ersten Whiskybrennerei in Schweden, begann, hat mittlerweile acht weitere reine Whiskybrennereien und sechs weitere Brennereien hervorgebracht, die neben Whisky auch andere Spirituosen erzeugen. Schwedischer Whisky ist interessant und weltweit auf dem Vormarsch. Schon seit ein paar Jahren habe ich immer wieder auf einer großen Veranstaltung in Stockholm verschiedene schwedische Whiskys probieren können, darunter die Whiskys der Box Destilleri, die mich stets von Neuem beeindruckt haben. Seit Kurzem sind die ersten Whiskys der Box Destilleri auch in Deutschland erhältlich.
Statt Papier nun Whisky

Die kleine Box Destilleri liegt an der Ostküste im nördlichen Teil Schwedens in der Region Ångermanland im beschaulichen Örtchen Bjärtrå. Malerisch auf einer Landzunge am Fluss Ångermanälven gelegen wird hier seit 2010 Whisky hergestellt. Der Name Box Destilleri verweist auf die vorherige Nutzung der Backsteingebäude. Hier war eine Papierfabrik beheimatet, die Verpackungen herstellte. In deren ehemaligem Dampfkraftwerk werden heute etwa 100.000 Liter Alkohol pro Jahr produziert, was ungefähr 350.000 Flaschen entspricht.
Was die meisten schwedischen Brennereien und Box Destilleri gemeinsam haben, ist die Motivation ihrer Gründung. Sie wurden aus Enthusiasmus ins Leben gerufen. Aus Liebe zum Whisky. Box Destilleri ist Schwedens nördlichste Brennerei und die viertnördlichste auf der Welt. Die nördlichste ist die Myken Destilleri auf der Insel Rødøy in Norwegen, die zweitnördlichste die Eimverk Distillery auf Island, auf den dritten Platz gesellt sich die Trondhjem Mikrobryggeri, aus Trondheim in Norwegen, die seit 2016 Destillat für Whisky brennt.

Die Box Distilleri zeichnet sich vielleicht mehr als viele andere Brennereien vor allem durch ihre geografische Lage aus. Die Temperatur schwankt relativ stark, was das Holz der Eichenfässer arbeiten lässt und zu einem intensiven Austausch der Aromen mit dem darin befindlichen Destillat führt. Ein weiterer Faktor ist der eisige Fluss Ångermanälven, der an der Brennerei vorbeizieht. Das stets nur 2-6 Grad kalte Wasser wird zur Kühlung der Alkoholdämpfe beim Brennen genutzt. Um ein gutes Destillat herstellen zu können, sollte eine Abkühlung des verdampften und kondensierten Alkohols möglichst schnell erfolgen, was mit dem sehr kalten Wasser des Ångermanälven ganzjährig sehr gut gelingt. In Schottland wird im Sommer häufig kein Whisky produziert, da die Temperaturen der Gewässer, aus denen das Kühlwasser entnommen wird, dann schlicht zu hoch sind, obwohl die schottischen Sommertemperaturen selten über die 20-Grad-Marke steigen.
Was ich persönlich ebenfalls sehr gut finde, ist, dass alle Whiskys von Box nicht kalt filtriert und nicht gefärbt werden. Die Transparenz, mit der bei Box Whisky hergestellt wird, ist meines Wissens bisher einzigartig. Alle Rezepte der Single Malt Whiskys von Box sind online einsehbar und sogar die Daten aller für ein Batch verwendeter Fässer werden veröffentlicht. Ein Batch besteht aus vielen Einzelfässern, deren Inhalt miteinander vermählt wird. Die 1.2 Tonnen Malz, aus denen der Sud fürs Brennen des Quercus I Robur hergestellt wurde, bestanden ausschließlich aus nicht rauchigem Malz vom Typ Pilsener, welches man von Vikingmalt bezog. So wie die Rezeptur des Quercus I Robur sind alle Rezepte der Single Malt Whiskys von Box online einsehbar und sogar die Daten aller für ein Batch verwendeter Fässer werden veröffentlicht. Ein Batch besteht aus vielen Einzelfässern, deren Inhalt miteinander vermählt wird. Der Großteil der bei Box eigentlich verwendeten Eichenfässer enthielt zuvor Bourbonwhiskey oder Sherrywein, was ein sehr klassisches Fassmanagement darstellt. Beim hier vorgestellten Quercus I Robur Single Malt Whisky wurde das Rohdestillat allerdings für etwas über vier Jahre in 200-l-First-Fill-Bourbonfässern aus Kentucky gelagert, um anschließend ein 7-monatiges Finish in sehr kleinen 40-l-Fässern aus schwedischer Stieleiche zu erfahren. Diese kleinen medium getoasteten Fässer wurden extra von Thorslundkagge, dem einzigen Küferbetrieb in Schweden, hergestellt. Die Verwendung dieser sehr kleinen Fässer ergänzt den Whisky um einige interessante Aromen. Vor allem würzig-fruchtige Noten haben sich zu den klassischen vanillig-tanninigen Aromen gesellt und machen den Quercus I Robur Single Malt Whisky zu einem sensorischen Schwergewicht. Dazu passt auch die erhöhte Trinkstärke von 50,8% vol. Alkohol, die man aber mit ein paar Tropfen Wasser ruhig etwas reduzieren kann, wenn einem der Sinn danach steht. Dieser Whisky kann nicht nur ein paar Tropfen Wasser vertragen, er liebt auch den Sauerstoff derdie frische Luft. Wenn man ihn aus der Flasche in ein Nosingglas entlässt, um ihn seiner genussvollen Bestimmung zuzuführen, sollte man ihm mindestens zehn Minuten Ruhe zum Atmen gönnen. Erst dann öffnet er sich und entfaltet seine ganze Aromenvielfalt. Wow!
Der Quercus I Robur ist ein tolles Beispiel dafür, dass man nicht nur in Schottland und Irland weiß, wie man guten Single Malt Whisky macht. Und er ist genau der richtige Whisky, um abends mit ein paar Freunden ein Glas zu genießen und dem Schmuddelwetter draußen aus behaglicher Wärme entspannt zuzuprosten.
Skål! (Prost!)