Lebendigkeit, Nachhaltigkeit, Lebenslust und Kultur: Die Uni-Stadt im südschwedischen Skåne ist klein, aber nicht zu verachten. Wie ein Wein oder Whisky ist Lund geschmackvoll gealtert und nun eine der ältesten Städte des Landes. Tausend Jahre Geschichte lugen aus jedem Winkel hervor, Cafés tümmeln sich in der Altstadt und 40 000 Studierende machen die Stadt zu einem quirligen, dynamischen Ort. Eines ist sicher: Lund lädt zum Verweilen ein.
Lund ist an südlichster Spitze Schwedens gelegen, mit der Bahn lassen sich in 15 Minuten Malmö, in 35 Minuten Kopenhagen erreichen. Das Stadtbild wird geprägt von den altehrwürdigen Gebäuden der Universität, einer imposanten Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert und einer Insel der Entspannung, dem Botanischen Garten.
Das pittoreske Lund ist eine Stadt für’s Herz. Kreative Geschäfte mit Unikaten und spannende Museen säumen die kopfsteingepflasterten Straßen. Gemütliche Cafés vom Bistro in der Einkaufsstraße über die hippe Kaffeebar bis zur versteckten Oase für Raw-Fans machen Lund zum idealen Ort für eine Fika. Von Zimtschnecke zu Zimtschnecke ist es nur ein Steinwurf, denn über das kleine Lund hat man binnen eines Tages einen guten Überblick.
Im White Guide Himmel
Der White Guide ist die Gourmetbibel des Nordens und zeichnet Restaurants und Cafés der schwedischen Gastronomie aus (Nordische Esskultur berichtete). In Lund finden sich gleich neun dieser gekürten Restaurants, die sich perfekt in einen Tagesausflug integrieren lassen. Zur Wahl stehen das Gamla Franska, Gastro Gaspari, Grand Hotel, Häckeberga Slott, Klostergatans Vin & Delikatess, M.E.A.T, Mat & Destillat, Matrummet und das På Skissernas.
Kunst trifft auf Kulinarik
Um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen empfiehlt sich ein Stadtrundgang. Binnen zwei Stunden können Besucherinnen und Besucher einen Blick auf alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt werfen und ganz nebenbei die außergewöhnliche Atmosphäre der Stadt aufsaugen – und den Geruch nach frisch gebackenen Zimtschnecken. Nach dem Besuch des Universitätsgeländes mit der efeubewachsenen Bibliothek lohnt sich ein Besuch im Skissernas Museum. Nicht nur, weil sich hier in 6 Gebäuden aus drei Jahrhunderten die weltweit größte internationale Sammlung an Skizzen befindet, sondern auch, weil danach zum Mittagessen im skandinavisch-schicken På Skissernas eingekehrt werden kann.
In der Ausstellung reihen sich Abdrücke von Bronzetüren an überlebensgroße Skulpturen und winzigen Zeichnungen. Fokus liegt auf dem Prozess kreativen Arbeitens, insgesamt beherbergt das Museum über 37 000 Exponate.Nach dem Museumsbesuch lässt sich die Esskultur Südschwedens hervorragend im angeschlossenen Restaurant erschmecken. Das På Skissernas ist in seinem Sinne ganz skandinavisch: Hochwertige, aber schlichte Einrichtung, lockere Atmosphäre, hervorragendes Essen. Eine englische Speisekarte gibt es nicht, aber es scheint, als wäre das Servicepersonal bereits auf hilflose Blicke konditioniert – und eine passionierte mündliche Erklärung machen bekanntlich auch viel mehr Lust auf das Gericht. So gibt es beispielsweise das „Grün der Woche“, dieses Mal Wirsingkohl mit Süßlupine, Kartoffelpüree, Sirupwolke, knusprigem Grünkohl und rohen Preiselbeeren. Oder auch Rindersteak aus der Region mit Waldpilzen, Wacholderbeeren, honigglasiertem Endivien und Preiselbeeren. Regionalität, ein feines Zusammenspiel von Aromen und eine Portionsgröße, von der man auch ohne Vorspeise und Dessert satt wird – was will man mehr zur Mittagszeit.
Nach dem Lunch ist vor der Fika
Wer glaubt, die „Ein Stück Kuchen geht immer“-Mentalität sei eine rein deutsche Angelegenheit, hat weit gefehlt. Schweden hat die nachmittägliche Gemütlichkeit mit der sogenannten „Fika“ perfektioniert. Egal, ob unter der Woche mit einer Handvoll Arbeitskollegen oder am Wochenende mit der gesamten Familie: Die Fika ist eine Art Atempause, eine Besinnung auf sich selbst und das Schöne im Leben. Ist es nicht das pure Glück, sich kurz bei einem Becher Kaffee und einer Zimt- oder Kardamomschnecke zurückzulehnen und zu entspannen?
Auf der Suche nach etwas Süßem geht es Richtung Saluhallen, der 1909 erbauten Markthalle Schwedens. Ein kleiner Umweg ist empfehlenswert für alle, die nach dem Mittag noch ein wenig Platz im Magen schaffen müssen. Perfekt geeignet ist dafür der Botanische Garten Lunds, der mehr als 7 000 Pflanzen und ein Gewächshaus mit neun Klimazonen beherbergt.
Skåne ist eine Region, die viele Produkte zu bieten hat, darunter Äpfel, Senf und Milchprodukte. Die Saluhallen in Lund sind ein Sammelort für all diese Produkte und jeder Feinschmecker findet seinen Weg in die Markthalle früher oder später von selbst. Hier trifft Gastronomie auf Marktverkauf. Einheimische finden hier ein schnelles Mittagessen oder frischen Fisch für das Abendbrot, Besucherinnen und Besucher hingegen Zimtschnecken im Überfluss, typische Mitbringsel aus der Region, schwedische Bäckerkunst und sehr viele Möglichkeiten, südschwedische Produkte kennenzulernen. Vegane Naschkatzen kommen bei „Cashew Vegan Kitchen“ mit kleinen Petit Fours voll auf ihre Kosten. Die Suchtgefahr besteht nicht nur bei Veganern.
Wer es beim Stadtrundgang vielleicht gar nicht bis ins Skizzenmuseum geschafft hat, sondern direkt bei den Saluhallen verweilt ist, hat auch hier die Möglichkeit, White Guide Erfahrungen zu sammeln. Das Gamla Franska hat seine Sitzbereiche sowohl direkt in der Halle, als auch auf dem sonnigen Platz davor und serviert französische Küche.
Immer was los
Wer in Lund zu Besuch ist, braucht keine Angst vor Langerweile zu haben, denn eigentlich steht immer etwas an. Lesungen, Comedy, Filmfestivals oder Pub Crawls sind nur wenige der regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen.
Beliebt und bekannt unter Gourmets ist das zweitägige Harvest Festival im Stadtpark, das seit 2011 jährlich stattfindet. Es handelt sich um einen großen Bauernmarkt, der sich nicht nur die Vermarktung von lokalen Produkten zu eigen gemacht hat, sondern den akademischen Ruf der Stadt nutzt. An allen Ständen können Interessierte mit den Produzentinnen und Produzenten in Kontakt kommen, Workshops zum Thema essbare Pflanzen, Anbauweisen und Urban Gardening besuchen und sich ein Bild über die Farmtiere machen. Insbesondere das Pony und die sieben kleinen Ferkel, die ein Landwirt in diesem Herbst mit in den Stadtpark gebracht hatte, trafen auf Begeisterung bei den jüngsten Besuchern. Highlight für alle, die einen Apfelbaum im Garten haben: Die mobile Mosterei, die mit Freuden prall gefüllte IKEA-Taschen mit heimischen Äpfeln in köstlichen Saft verwandeln.
Was wäre Schweden ohne Köttbullar?
Würzige Hackbällchen, cremiges Kartoffelpüree, braune Sahnesoße, Preiselbeeren und Petersiliengarnitur. Dank eines großen heimischen Möbelkonzerns sind schwedische Köttbullar (Das ‚K‘ wird übrigens wie ‚Sch‘ ausgesprochen) international beliebt. Dieses Gericht auch einmal außerhalb des stressigen Möbelshoppens in einem richtigen Restaurant zu essen, sollte auf jeder Bucket List eines Schwedenurlaubers stehen. Gut beraten ist man mit einer Portion der Hackbällchen im Grand Hotel i Lund, das diese in eleganter Atmosphäre und einer Whiskysoße mit frischen Preiselbeeren, Kartoffelstampf und Gurkensalat serviert. Wer will, genehmigt sich danach zum Tagesabschluss noch einen guten Tropfen aus der beeindruckenden Hotelbar – zu beeindruckenden Preisen, versteht sich. Die Abgabe von Alkohol ist in staatlicher Hand und auch in Schweden mit hohen Steuern belegt.