Jens Mecklenburg

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NDR-Heimatküche Folge 4

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
12. November 2021

Vier Landfrauen und -männer aus unterschiedlichen Regionen Norddeutschlands treten in der Sendung in einen kulinarischen Wettstreit. Alle brennen für ihr Handwerk und sind besonders stolz auf ihre Spezialitäten. Sie möchten nicht nur mit ihren regionalen Produkten punkten, sondern auch mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Auf ihrer Reise lernen die Gäste spannende Betriebe kennen und erleben unvergessliche Tage in den schönsten Regionen Norddeutschlands. Am Ende zeigt sich: Wer kocht die beste Heimatküche? 

Das Finale der Heimatküche findet bei Obstbäuerin Doris im holsteinischen Schwentinental statt. © NDR/Doclights GmbH/Marc Vorwerk

Folge 4: Gartenbaumeisterin Doris Schuster aus Schwentinental in Schleswig-Holstein

Es wäre einfach zu schade gewesen, wenn niemand diesen tollen Betrieb fortgeführt hätte. Und so begann ich meinen Neuanfang. 

(Doris Schuster)

Doris Schuster ist die Königin der Äpfel. Im holsteinischen Schwentinental betreibt sie einen Obsthof inmitten einer Oase. Die Straße zu ihrem Betrieb schlängelt sich durch einen dichten Wald, vereinzelt tauchen links und rechts romantische Häuser auf und durch das Dickicht glitzert die Schwentine, der längste Fluss Schleswig-Holsteins. Der malerische Hof von Doris Schuster liegt in einem kleinen Tal: Das Wasser plätschert, ein süßlich-fruchtiger Duft liegt in der Luft und grüne Natur soweit das Auge reicht. In dieser idyllischen Lage betreibt Doris Schuster eine Apfelplantage mit über 9000 Bäumen. „Nach dem Krieg war hier nur ein Acker, der über 25 Bomben abbekommen hatte. Die Löcher mussten zugeschüttet werden und dann hat mein Großvater schließlich mit der Obstquelle angefangen. Die Obstliebe liegt in der Familie, der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm“, so Doris. 2015 hat sie den Obsthof von ihrem Vater Ernst übernommen und bewirtschaftet ihn seitdem in dritter Generation.

Eingebettet im Schwentinental erhalten die Bäume viel Sonne durch die nach Südosten geneigten Hänge, viele Nährstoffe und viel Wasser durch die lehmigen Böden. „Das macht unser Obst zum vitaminreichen Geschmackserlebnis“, so die 38-Jährige. In nahezu jeder Baumreihe stehen andere Sorten. Viele, schon sehr alte Bäume versucht Doris zu erhalten, „weil das tolle Sorten sind, die auch für Allergiker leichter verträglich sind. Wie zum Beispiel der weiße Winterglockenapfel. Die Sorte ist sehr gut lagerfähig, eher säuerlich und mittlerweile eine Rarität“, erzählt die Apfelexpertin. Der Klimawandel hat sich in den letzten Jahren auch hier bemerkbar gemacht. Es lassen sich nun nach und nach auch Sorten anbauen, die sonst eher in den südlichen Regionen gepflanzt werden.

© NDR/Doclights GmbH/Marc Vorwerk

Von der Kunsthochschule zum Apfel

„Manche Bäume mussten leider weichen, weil sie mit dem neuen Klima nicht klargekommen sind“, so die Apfelbäuerin. Obwohl Doris den Hof ganz klassisch als Tochter vom Vater übernommen hat, sah es viele Jahre so aus, als ob sie einen anderen Weg einschlagen würde: Statt Treckern und Obstscheren bestimmten vielmehr Nähmaschinen und Stoffe ihren Alltag. „Nach der Schule wollte ich raus und zog nah Hamburg.“ Dort begann sie zunächst ein Studium an der Kunsthochschule, das war aber nicht das Richtige für sie, weshalb sie anschließend Kostüme für das Thalia-Theater entwarf. Es folgte eine Schneiderlehre und viele spannende Jobs beim Film und Theater. „Doch dann lief es Zuhause nicht mehr so rund, weil die Nachfolge des Betriebs unklar war“, so Doris. Und so fand sie nach sieben Jahren Stadtluft über Umwege wieder zurück zu ihren Wurzeln. „Es wäre einfach zu schade gewesen, wenn niemand diesen tollen Betrieb fortgeführt hätte. Und so begann ich meinen Neuanfang mit einer Obstbaulehre im Alten Land.“ Dass Doris als dreifache Mutter die Leitung des Betriebs stemmen kann, hat sie vor allem ihrer Familie zu verdanken: „Das schafft man nur gemeinsam, wenn alle mit anpacken!“ Aus ihrem Obst stellt Doris in der hofeigenen Mosterei auch Säfte her – seit kurzem reifen hier auch leckere Apfelweine, auf die sich ihr Vater spezialisiert hat. „Pro neun Kilogramm Obst rechnet man mit fünf Litern Saft. Das Obst muss reif, sauber und frei von Laub und faulen Früchten sein. Denn nur gute Ausgangsprodukte liefern auch einen guten Saft“, erklärt Doris. Von Äpfeln über Apfelsaft, Marmeladen bis hin zum Apfelwein wird bei Familie Schuster alles selbst angebaut und hergestellt. Im Rahmen der Heimatküche freut sich Doris darauf, den Teilnehmern einen Einblick in ihr Handwerk zu geben. Gemeinsam mit den Gästen möchte sie auf ihrer Plantage Äpfel ernten und ihnen zeigen, dass ihr Beruf noch echte Handarbeit ist. „Wir ernten alle 9000 Bäume per Hand und setzen keine Maschinen ein. Dass die Arbeit schweißtreibend ist, werden die Gäste merken.“, lacht sie. Anschließend werden die Äpfel gemostet, sodass jeder Gast am Ende des Tages einen selbst gepressten Saft mit nach Hause nehmen kann. 

Als Hauptspeise serviert Doris den Klassiker „Himmel und Erde“ mit gebratener Ente und Sommersalat. © NDR/Doclights GmbH/Marc Vorwerk


Himmel & Erde

Bei der Heimatküche kredenzt Doris den Klassiker Himmel und Erde, Kartoffelstampf mit Apfelmus, verfeinert das deftige Traditionsgericht allerdings mit gebratener Ente statt Blutwurst. Dazu gibt es einen Sommersalat. Zum Nachtisch reicht die Holsteinerin warmen Pflaumenstrudel mit selbst gemachter Vanillesoße. „Mir ist wichtig, dass der gesamte Tag authentisch ist und dass sich die Gäste wohlfühlen. Wenn es den Gästen gut geht, habe ich schon gewonnen“, freut sich die Holsteinerin.


Wer

Beruf: Gärtnermeisterin im Obstbau, Betreiberin der „Obstquelle“ 

Region: Schwentinental bei Plön in Schleswig-Holstein

http://www.obstquelle.de/

Zur Sendung: Ausstrahlung: Freitag, 12. November 2021, 21:15 bis 21:45 Uhr

Oder in der Mediathek

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In dieser Folge der Heimatküche besuchen die Gäste Obstbäuerin Doris (2.v.r.) im holsteinischen Schwentinental. © NDR/Doclights GmbH/Marc Vorwerk