Jens Mecklenburg

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Ministerpräsident Günther warnt vor Sardinenbüchsen am Strand

Unser aktueller Corona-Überblick
9. Juni 2020

In Schleswig-Holstein kann man Strandabschnitte mit einer App buchen, in Niedersachsen wieder an die Bar gehen und Spitzengastronomie ist zurzeit nicht möglich. Unser aktueller Corona-Überblick.

Nicht wie Sardinen in der Büchse am Strand liegen 

In Schleswig-Holstein sind seit Montag wieder Besuche in Schwimmbädern, Saunen und Freizeitparks möglich. Auch Hallenbäder dürfen mit entsprechenden Konzepten und Auflagen wieder öffnen. Das beschloss die Landesregierung am Freitag in Kiel. Seit Montag sind auch Zusammenkünfte von bis zu zehn Personen sowohl im privaten wie im öffentlichen Raum wieder zulässig – ohne die Beschränkung auf zwei Familien. Und touristische Anbieter dürfen Busreisen – etwa Ausflugsfahrten – wieder anbieten. Die Belegung ist auf 50 Prozent der Sitzplätze begrenzt. Mund-Nasen-Bedeckungen sind ebenfalls zu tragen.

Die Maskenpflicht im öffentlichen Raum, die vor allem den öffentlichen Nahverkehr sowie Einkäufe betrifft, bleibt bestehen. Die Nutzung von sanitären Gemeinschaftseinrichtungen und Sammelumkleiden, beispielsweise auf Campingplätzen oder in Sporteinrichtungen, ist mit entsprechenden Hygienekonzepten wieder möglich.

Ministerpräsident Daniel Günther appellierte an die Bürger: „Jeder Mensch in Schleswig-Holstein kann dazu beitragen, dass wir den Weg zurück zur Normalität fortsetzten können. Halten Sie weiterhin Abstand wo es möglich ist, beachten Sie Hygieneregeln und schützen damit sich und andere.“ Und er betonte: „Wir befinden uns weiterhin in einer Pandemie.“ Günther dankte allen, die Rücksicht nehmen und damit helfen, „dass wir Schritt für Schritt in unser gewohntes Leben zurückkehren können“. Ein wichtiger Gradmesser für erforderliche Maßnahmen bleib die Entwicklung der Infektionszahlen. „Abhängig davon sind auch zukünftig Lockerungen, aber auch Verschärfungen möglich“, sagte der Regierungschef.

Der Ministerpräsident will in der Urlaubszeit auf die Buchung von Küstenabschnitten per Smartphone setzen. „Man kann über die App anmelden, dass man in einem bestimmten Zeitraum an einen Strandabschnitt will“, sagte er dem Tagesspiegel. „Wenn dort noch Platz ist, bucht man sich ein und hat dann eine Zugangsberechtigung.“ Die Gemeinde Scharbeutz hat das System seinen Angaben nach entwickelt, jetzt könnte es auch von anderen Orten genutzt werden. Weiter kündigte er an: „Wir werden weiter stark kontrollieren. Dass alle dicht an dicht wie in der Sardinenbüchse liegen, wird es bei uns nicht geben.“ Den Verlauf des Himmelfahrts- und des Pfingstwochenendes wertete der Ministerpräsident als gutes Zeichen für den Tourismus in Schleswig-Holstein. „Beide Wochenenden sind in den Tourismusorten gut verlaufen. Es gab gelegentlich Absperrungen, wenn zu viele Tagesgäste kamen. Aber der erste Test auf die Sommersaison hat funktioniert.“ 

In Niedersachsen darf man wieder an die Bar

Niedersachsen geht den nächsten Schritt der Lockerung. Am Montag wurde erneut eine Reihe von Einschränkungen aufgehoben. Im fünfstufigen Lockerungsplan des Landes ist es die vierte Stufe. Profitieren kann vor allem das Gastgewerbe. Auch der Kulturbetrieb kann langsam wieder anlaufen – allerdings unter strengen Auflagen.

Ministerpräsident Stephan Weil begründete die Lockerungen mit einem landesweit stabilen Infektionsgeschehen. „Wenn wir das Infektionsgeschehen unter Kontrolle behalten, können wir weiter Schritt für Schritt zu einem Alltag unter den Bedingungen von Corona zurückkehren, sagte Weil am Freitag.


Veranstaltungen 

Events im Freien mit bis zu 250 Teilnehmern werden unter Auflagen wieder erlaubt. Das gilt auch für Kulturangebote, wenngleich Theater, Konzerthäuser und Kinos noch geschlossen bleiben. Besucher der Open-Air-Veranstaltungen müssen eineinhalb Meter Abstand zu Mitgliedern anderer Haushalte einhalten und Sitzplätze einnehmen. Die Verordnung sieht zudem vor, dass die Veranstalter die Kontaktdaten der Gäste protokollieren und drei Wochen aufbewahren.


Reisen

Passend zur Sommersaison wird auch das Urlaubsgeschäft ausgeweitet. Hoteliers können ihre Häuser seit Montag bis zu 80 Prozent auslasten, statt wie bisher zu 60 Prozent. Werden ausschließlich Geschäftsreisende aufgenommen, darf die Quote sogar überschritten werden. Für Ferienwohnungen fällt die siebentägige Wiederbelegungsfrist weg. Und auch touristische Busreisen sind unter Auflagen wieder möglich.


Feiern

Erstmals dürfen auch Bars in Niedersachsen wieder öffnen, mit Ausnahme von Shisha-Bars. Clubs und Discos bleiben geschlossen. Hochzeiten, Taufen und auch Beerdigungen können dafür seit Montag wieder mit bis zu 50 Teilnehmern stattfinden. Bisher lag die Obergrenze dafür bei 20.


Sport

Nach den Freibädern dürfen Schwimmer jetzt auch wieder die Hallenbäder besuchen. Gleichzeitig wird die Schließung von Duschen und Umkleiden von Sportstätten aufgehoben. Sportler müssen sich also nicht mehr im Auto umziehen oder verschwitzt nach Hause fahren.


Spitzengastronomie nicht möglich

Spitzengastronomie, wie in Vor-Corona-Zeiten, ist nach Ansicht des saarländischen Drei-Sterne-Kochs Christian Bau, wegen bestehender Auflagen, derzeit nicht möglich: „Wir können dieses Programm und Erlebnis, für das wir normalerweise stehen, nicht bieten wie zuvor“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er und sein Team seien in der Pandemie angehalten, die Kommunikation mit den Gästen so weit wie möglich runterzufahren und deren Aufenthaltsdauer möglichst auf drei Stunden zu senken. „Genau das widerspricht eigentlich unserem Konzept von einem abendfüllenden Programm mit viel Konversation und 18 bis 20 Tellern, die aufgetragen werden.“

Natürlich seien die Corona-Einschränkungen „richtig und wichtig“. „Ich sage also nicht, dass es dafür einen Schuldigen gibt“, sagte Bau. Aber: „Wir können den Job jetzt nicht mehr so tun wie vorher. Ob es wieder zurückkommen wird? Ich wage die Prognose: wahrscheinlich erst, wenn wir einen Impfstoff haben.“ Das „Victor’s Fine Dining by Christian Bau“ in Perl ist eines von derzeit zehn Restaurants in Deutschland, die vom Führer Guide Michelin mit drei Sternen ausgezeichnet wurden. 2017 war Bau vom Restaurantführer Gault&Millau zum Koch des Jahres gekürt worden.