Jens Mecklenburg

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Apfellust

Liebesbote und verbotene Frucht
29. August 2019

Der Apfel ist in unser aller Munde – ist er doch die liebste Frucht der Norddeutschen, kommt in Religionen und Mythen vor, im Volksglauben und in Sprichwörtern und ist Gegenstand bildender Kunstwerke. Keine Frucht ist so mit Symbolik aufgeladen wie der Apfel: Er steht für Liebe (Liebesapfel) wie für Streit (Zankapfel).

© Ingo Wandmacher

Schon Eva kam auf den Geschmack 

Die Vorstellung vom Paradies ist untrennbar mit dem Apfel verbunden. Das Paradies haben wir verloren. Geblieben ist uns der Apfel.

Seit alters her ist der Apfel eine symbolträchtige Frucht. Seit der Antike ranken sich Sagen, Lieder und Sprichwörter um ihn. Zum Zankapfel wurde er, als Paris  Helena raubte, die ihm Aphrodite – durch Paris mit einem Apfel zur Schönsten gekürt – versprochen hatte. In vielen Kulturen ist der Apfel ein Symbol für Sinnenfreude und Fruchtbarkeit. Als Reichsapfel war er auch Herrschaftssymbol. Auch Heilkraft wird dem Apfel nachgesagt. Bei den Griechen garantierten die Hesperidenäpfel ewige Jugend und in Avalon – dem nordischen Apfelland – bleibt den keltischen Sagen zufolge die Zeit stehen.

Äpfel sind tatsächlich gesund. Der Volksmund hat Recht mit dem Spruch: „Ein Apfel täglich, keine Krankheit quält dich.“ Der Apfel ist kalorienarm, denn er besteht zu 80 Prozent aus Wasser und enthält die Vitamine A, B, C und E. Vitamin C stärkt bekanntlich die körpereigenen Abwehrkräfte. Und die im Apfel enthaltenen Ballaststoffe begünstigen die Darmtätigkeit. Die Frucht hat die Naturwissenschaft vorangebracht: Isaac Newton hat angeblich beim Anblick eines fallenden Apfels das Prinzip der Schwerkraft entdeckt.

Dass Eva vom verbotenen Apfel aß ist kollektive Dichtung. Die biblische Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies berichtet lediglich von einer verbotenen Frucht – es könnte auch ein Granatapfel oder ein Pfirsich gewesen sein. Trägt der Apfel seinen botanischen Namen Malus, lateinisch für Übel, Schaden und Unheil, also womöglich zu Unrecht? Wir Norddeutschen haben uns davon jedenfalls den Appetit nicht verderben lassen: Der Apfel war und ist die beliebteste Obstsorte zwischen Flensburg und Göttingen.

Auch wenn in den Supermärkten Apfeleinfalt statt -vielfalt herrscht. Nur wenige Einheitssorten beherrschen den Markt. Dabei gibt es Hunderte von Sorten, die im Norden heranwachsen und sogar interessante Geschichten zu erzählen haben. Ein Besuch bei im positiven Sinne verrückten Apfelliebhabern, sogenannten Pomologen, führt auf die Spur. Bei ihnen finden wir die besonders schmackhaften Sorten.

Ernst Schuster, Homologe von der Obstquelle Schuster. © Obstquelle Schuster

Apfelvielfalt

Sie sehen aus wie von einem alten Meister gemalt, wie ein Stillleben aus dem 17. Jahrhundert: Äpfel in einer Schale, purpurrote, goldene, gelbe, dunkelgrüne, gestreifte, gepunktete, melierte, kleine, große, fleckige, raue, keiner wie der andere. Zu finden sind sie bei Pomologen wie Eckhart Brandt und Ernst Schuster, Züchter, Sammler und Bewahrer alter heimischer Obstbäume und besonders schmackhafter Sorten. Hier kann der Apfelliebhaber noch die Äpfel seiner Kindheit entdecken. Viele Hundert alte Apfelsorten warten nur darauf (wieder)entdeckt zu werden. Brandt, Schuster und ihre Kolleginnen und Kollegen kennen ihre Geheimnisse und Geschichten.
 


Boomgarden Projekt: www.boomgarden.de
Obstquelle Schuster: www.obstquelle.de

KJM Verlag

 

Bücher vom norddeutschen Apfel-Papst Eckhart Brandt

Es ist eine runde Sache mit den Äpfeln und Eckart Brandt. Mag sein, dass sein Aussehen dazu beträgt, rund und rosig das Gesicht, umkränzt von einigen widerborstigen Haarzweigen. In seinem Buch – mit dem so simplen wie treffenden Titel SCHMECKT! – blickt er zurück auf 30 Jahre Apfelliebe. Trin Adelheid und Finkenwerder Herbstprinz kommen natürlich darin vor. Und etwa 100 weitere Sorten, die er für beachtenswert und wohlschmeckend hält. Eine anders als die nächste. Er berichtet von den kasachischen Apfelurwäldern, von denen unsere Äpfel wohl abstammen. Er nennt die vier deutschen Klimazonen und welche Sorten wo gedeihen. Er erzählt von seinen Begegnungen und Beobachtungen auf den Spuren der Äpfel. Von den anderen Apfelsammlern. Von den Streuobstwiesen, alten Beständen in Hessen oder Brandenburg, von seinem eigenen Boomgarden-Projekt hinter Stade bei Hamburg. Ein ungemein ausführlicher Anhang lädt zum Besuchen und Bestellen ein – leicht lässt sich daraus eine Apfelroute zusammenstellen. Eckart Brandt lädt ein zu einer Reise durch sein Apfelland. Man liest ihn gern, ist er doch auch ein Poet.

 

Eckhart Brandt:

SCHMECKT! Neues vom Apfelmann.

KJM Verlag, 128 Seiten, HC, 16 Euro

 

 

 


Eckhard Brandt:

DIE ALTEN SORTEN. Der Boomgarden Park. Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen.

KJM Verlag, 112 Seiten, Paperback, 14 Euro.